Closelink-Gründer Tobias Schumacher, Eike Lawatsch und Philippe Lavarde
V.l.: Closelink-Gründer Tobias Schumacher, Eike Lawatsch und Philippe Lavarde c Liquid Photography
Print Friendly, PDF & Email

Mit seiner Plattform für den Online-Handel von Schmierstoffen hat sich Closelink.net aus Hamburg innerhalb eines Jahres beachtlich gewachsen. Zu den Investoren der zweiten »Seed-Runde« gesellte sich nun auch TecPier, das Investment-Vehikel von Zeaborn.

Die digitale Plattform der Gründer Philippe Lavarde, Eike Lawatsch und Tobias[ds_preview] Schumacher hat in ihrer zweiten Funding-Runde 1 Mio. € frischen Kapitals erhalten. »Die maritime Wirtschaft steht bei der Digitalisierung noch relativ am Anfang«, sagt Gründer und CEO Lavarde, der sechs Jahre Erfahrung im Vertrieb maritimer Schmiermittel mitbringt. »Aber auch hier wächst das Interesse an intelligenten Plattform-Lösungen, die das operative Schiffsmanagement effizienter machen und Betriebskosten deutlich senken können. Mit dem frischen Kapital wollen wir in den nächsten 18 Monaten das Serviceangebot von Closelink weiter ausbauen und die globale Expansion vorantreiben.«

Im ersten Schritt liegt der Fokus der Plattform auf dem Verbrauchsgut Schmieröl. Bis zu 100 t Öl verbraucht der Motor eines modernen Containerschiffs pro Jahr, dazu kommen bis zu 20 weitere verschiedene Schmierstoffe und Fette für den kompletten Schiffsbetrieb. Insgesamt sind die Schmierstoffe nach dem Treibstoff einer der größten Kostenblöcke bei den Betriebskosten, der weltweite Markt für maritime Schmierstoffe liegt derzeit bei geschätzten 6 Mrd. $ pro Jahr.

Verfügbarkeit und Preise per Mausklick

Bisher läuft der Einkauf solcher Öle meist über individuell ausgehandelte Rahmenverträge, in denen Lieferhäfen und -preise zwischen Reedereien und Lieferanten vorab vereinbart werden. Auch wenn Reedereien zunehmend ihren Bedarf bündeltenn und gemeinsame Rahmenverträge mit mehreren Lieferanten schlössen, um eine globale Versorgung zum bestmöglichen Preis sicherzustellen – die Preisgestaltung innerhalb der Branche bleibe weiterhin intransparent, so da Hamburger Start-up. Dazu komme, dass durch die steigende Zahl der Rahmenverträge auch der Arbeitsaufwand bei den Reedereien steige. Muss ein Frachter auf seiner Route einmal außerplanmäßig Öl bunkern, werden Verfügbarkeit und Preise der entsprechenden Schmiermittel im jeweiligen Hafen bei einzelnen Lieferanten oft noch manuell, per Telefon oder per Mail angefragt. »Diese Prozesse sind mühsam, intransparent und teuer«, heißt es.

Über die Einkaufsplattform Closelink können Schiffsmanager jetzt per Mausklick die generelle Verfügbarkeit und Preise ihrer jeweiligen Vertragspartner prüfen, vergleichen und den Einkauf inklusive sämtlicher Kommunikation digital abwickeln. Dank transparenten Preisvergleichen zwischen Lieferanten und Lieferhäfen könnten die Schiffe in vielen Fällen günstiger einkaufen, als sie es heute tun, so die Gründer. »In Einzelfällen sind hier bis zu 30% Einsparungen möglich.«

Über 50% aller Anbieter und rund 300 Schiffe bereits auf der Plattform

Mit über 60 registrierten Herstellern, Distributoren und Händlern sind nach Aussage von Closelink bereits mehr als die Hälfte aller Anbieter mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf der Einkaufsplattform registriert. Neben den großen Konzernen hätten auch regionale Anbieter den Vorteil der internationalen Vertriebsplattform für sich erkannt, heißt es.

»Über Closelink vervielfachen sie ihren möglichen Kundenkreis, während Reedereien und technische Schiffsmanager Zugang auch zu kleineren Anbietern und die Chance auf günstigere Preise in kleineren oder entlegeneren Häfen der Welt erhalten. Dies ist gerade bei kurzfristigen Anfragen hilfreich«, so das Unternehmen. Closelink selbst bleibe dabei unabhängig, das Ziel der Plattform sei »vollständige Transparenz«. Die Plattform partizipiert über jährliche Nutzungsgebühren von 500 € pro Schiff sowie über eine gestaffelte Transaktionsgebühr bei Neugeschäft, das über die Plattform zustande kommt. Nach dem offiziellen Start von Closelink im März 2018 nutzen bereits rund 300 Schiffe die Plattform für ihren Einkauf von Schmierstoffen.

2019: Wachstum und Ausbau der Funktionalitäten geplant

Mit dem frischen Kapital wollen die Gründer um CEO Philippe Lavarde vor allem das Wachstum der Plattform vorantreiben, der Vertrieb konzentriert sich dabei im nächsten Schritt auf Reedereien und technische Schiffsmanager. Auch an den Funktionalitäten wird weiter gearbeitet. Zusammen mit einer Hamburger Reederei entwickelt Closelink derzeit einen Algorithmus, mit dem sich der Schmiermittelverbrauch und künftige Bedarf der Haupt- und Hilfsmaschinen zuverlässiger prognostizieren lässt. So soll der Einkauf weiter automatisiert, Lieferhäfen und -termine noch besser geplant und Kosten für den Schiffsbetrieb weiter optimiert werden.

Zu den Investoren der zweiten Seed-Runde gehören Ricardo-Mitgründer Stefan Wiskemann, der Next Logistics Accelerator und der maritime Early-Stage-Investor TecPier. Eine erste Finanzierungsrunde fand im November 2017 statt. Lavarde: »Bei der Investorenauswahl war uns nicht nur die finanzielle Unterstützung wichtig. Wir konnten auch erfahrene Experten gewinnen, die uns inhaltlich unterstützen und von deren Netzwerk wir profitieren dürfen. Mit unseren starken Partnern sehen wir uns für die nächste Wachstumsstufe gut aufgestellt.«

Closelink, gegründet im September 2016, gewann 2018 das Start-up-Event des Verbands Deutscher Reeder und des Maritimen Clusters Norddeutschland, PitchBlue, und wurde gefördert von InnoRampUp in Hamburg. CEO Philippe Lavarde machte seine Ausbildung bei BP und war sechs Jahre im europäischen Vertrieb für Marine Lubricants tätig. Die Entwickler Lawatsch und Schumacher waren zuvor am Aufbau der digitalen Plattform mytaxi beteiligt.