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Nach dem umfassenden Deal mit Frontline verkauft der internationale Rohstoffhändler Trafigura jetzt 19 Neubauten an Scorpio Tankers und wird größter Einzelaktionär der Reederei.

Trafigura[ds_preview] sichert sich durch den Verkauf von Schiffen einen bedeutenden Anteil an einer weiteren Reederei. Für 19 Produktentanker bekommt das Unternehmen mit Hauptsitz in den Niederlanden ein Aktienpaket von mehr als 10% an der in New York gelisteten Tanker-Reederei Scorpio Tankers. Gegenstand der Transaktion sind vier sogenannte LR2-Typen mit je 113.000 tdw Kapazität (Baujahr: 2019) und 15 MR-Typen mit 50.000 tdw Kapazität, von denen elf dieses Jahr in Fahrt gegangen sind und vier erst im kommenden Jahr abgeliefert werden.

Alle Einheiten verfügen über Abgasreinigungsanlagen (Scrubber), von denen sich Scorpio und Trafigura Kosten- und Wettbewerbsvorteile nach Inkrafttreten der neuen Brennstoffregularien (»Sulphur Cap«/IMO 2020) versprechen.

Das Volumen der Transaktionen beläuft sich laut Mitteilung der Firmen auf 803 Mio. $ und teilt sich auf wie folgt: Scorpio zahlt Trafigura 135 Mio. $ in Form neuer Aktien (4,7 Mio. Stück à 29$) und übernimmt die bestehende Leasing-Finanzierung von zusammen 668 Mio. $. Der Gesamtpreis liegt nach Schätzung von Fearnley Securities leicht oberhalb des Marktwerts der Flotte von 791 Mio. $.

Trafigura
Rasmus Bach Nielsen (Foto: Trafigura)

Zusätzlich nimmt Scorpio Tankers 50 Mio. $ frisches Kapital durch Privatplatzierung neuer Aktien auf. 35 Mio. $ davon steuert Trafigura bei, 15 Mio. $ die Managementfirma Scorpio Services Holding. Insgesamt sichert sich der Rohstoffhändler damit einen Anteil von über 10% an Scorpio Tankers und wird damit größter Anteilseigner an dem Unternehmen, dessen Kernflotte von 119 auf 138 Schiffe anwächst.

Für Trafigura gehe es bei der Transaktion darum, Gewinne zu realisieren und Schiffsfinanzierungen in Reedereibeteiligungen umzuwandeln, erklärte Rasmus Bach Nielsen, Leiter des Geschäftsbereichs Nassfracht (Wet Freight) bei Trafigura. Von Reedereianteilen verspreche man sich höheres Wertsteigerungspotenzial als von Schiffen, sagte er.

Bereits im August hatte der Konzern eine Flotte von Rohöltankern (Suezmaxe) für eine Kombination aus Barzahlung und Aktien an die norwegische Reederei Frontline verkauft. Scorpio-Vorstandschef Emanuele A. Lauro sieht in der Übernahme das Schiffsportfolios von Trafigura eine »einmalige Gelegenheit« angesichts der begrenzten Zahl von Neubauprojekten in dem Segment.

Analysten bewerteten den Flottenzukauf überwiegend positiv. Als nachteilig für Scorpio und bestehende Aktionäre könnten sich laut Fearnley Securities jedoch die zusätzlichen Schulden durch Übernahme der Leasing-Finanzierungen erweisen. Die Rentabilitätsgrenze für die gesamte Flotte steige damit etwas an.

Sollten die Frachtraten im Produktentankersegment nicht wie prognostiziert anziehen, kann Scorpio auch erneut den Kapitalmarkt anzapfen, um das Eigenkapitalpolster zu stärken. Dazu will sich das Unternehmen die Ausgabe neuer Aktien mit einem Volumen von bis zu 100 Mio. $ (»At the Market Share Issuance Program«) vorbehalten.          (mph)