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Siemens Gamesa Renewable Energy übernimmt für 200 Mio. € ausgewählte europäische Unternehmensbereiche von Senvion. Das Unternehmen will so seine Wettbewerbsposition in den Segmenten Service und Onshore stärken.

Die Transaktion umfasst einen Großteil des europäischen Onshore-Servicegeschäfts des Senvion Konzerns sowie alle dazugehörigen Vermögensgegenstände und Aktivitäten für die Erbringung und den Vertrieb von Service-Leistungen, das gesamte geistige Eigentum von Senvion sowie das Werk für Onshore-Rotorblätter in Vagos, Portugal.

Die europäischen Serviceaktivitäten von Senvion sollen den Leistungsumfang und das Potenzial von Siemens Gamesa in einem wichtigen Segment stärken. Durch die Übernahme einer Serviceflotte mit 8,9 GW von Senvion erhöht sich die von Siemens Gamesa gewartete Turbinenleistung an Land auf insgesamt nahezu 69 GW. Die Übernahme trage dazu bei, die geschäftliche und geografische Aufstellung von Siemens Gamesa zu diversifizieren, heißt es. Die Service-Verträge verfügten über eine lange Laufzeit und böten eine hohe Sichtbarkeit im Markt.

Die übernommene Onshore-Rotorblattfertigung in Portugal sei eine der wettbewerbsfähigsten Produktionsstätten in Europa, so der Konzern. Das Werk in Vagos werde dazu beitragen, die industrielle Wertschöpfungskette von Siemens Gamesa zu stärken und die Abhängigkeit von Lieferanten aus Asien zu verringern. Damit reduziere das Unternehmen die Auswirkungen aktuell volatiler Handelsbedingungen.

Im Zuge der Übernahme werden rund 2.000 Mitarbeiter von Senvion zu Siemens Gamesa wechseln. Vorbehaltlich der Einholung der erforderlichen behördlichen Genehmigungen und der Erfüllung anderer Abschlussbedingungen geht Siemens Gamesa davon aus, die Akquisition in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2020 (Oktober 2019 – März 2020) abzuschließen.

Perspektive für 500 der ehemals 1.800 Beschäftigten in Deutschland

Die IG Metall Küste hat den Abschluss der Verhandlungen zu einem Teilverkauf des insolventen Windanlagenherstellers begrüßt. »Es wird höchste Zeit, dass die Hängepartie für die Beschäftigten endet. Seit Monaten bleibt ihnen nur, auf Ergebnisse der Verhandlungen zu warten. Mit der Übernahme des Service-Geschäfts durch Siemens Gamesa zeichnet sich nun immerhin für etwa 500 der ehemals 1.800 Beschäftigten in Deutschland eine langfristige Perspektive ab«, sagt Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste.

Die bisherigen, tariflichen Arbeitsbedingungen und Betriebsratsstrukturen blieben erhalten. Trotzdem sei es schmerzhaft zu sehen, wie mit Senvion ein Pionier der Windkraftbranche mit eigener Konstruktion und Produktion in Deutschland vom Markt verschwinde.

Nachdem bereits 270 Beschäftigte zum 1. Oktober in Transfergesellschaften wechseln konnten, erwartet die Gewerkschaft, dass dies auch für die weiteren, etwa 600 in den nächsten Monaten von Kündigungen bedrohten Mitarbeiter ermöglicht wird. »Um sie vor der Arbeitslosigkeit zu schützen, haben wir uns mit der Insolvenzverwaltung auf die Einrichtung von Transfergesellschaften geeinigt. Die Beschäftigten werden mit Mitteln der Arbeitsagentur und des Unternehmens für neue Aufgaben in anderen Betrieben qualifiziert und vermittelt«, erklärt Geiken. Die Transfergesellschaften für die weiteren Mitarbeiter stünden allerdings noch unter Finanzierungsvorbehalt, der nach dem Vertragsabschluss mit Siemens Gamesa hoffentlich bald fallen könne. Da die Transfergesellschaften mit einer Mindestlaufzeit von vier Monaten bisher nur gering ausgestattet sind, ist die Gewerkschaft mit den Landesregierungen in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein über eine mögliche Verlängerung im Gespräch.