Die Container-Frachtraten haben vor Weihnachten noch einmal angezogen, vor allem dank der hohen Kapazitätsauslastung auf den westgehenden Routen ex Fernost.
In der Container-Linienschifffahrt [ds_preview]hat das Ratenniveau kurz vor Weihnachten noch einmal einen Sprung gemacht. So kletterte der Shanghai Index SCFI, der die Spotfrachten für Verschiffungen ex Fernost abbildet, heute erneut um knapp 3% auf 905 $/TEU. Auf einen so hohen Stand war das Marktbarometer kurz vor Weihnachten seit mehreren Jahren nicht mehr geklettert.
wpDataChart with provided ID not found!Der World Container Index (WCI) der Beratungsfirma Drewry zog am Donnerstag sogar um 5% an. Auf Monatssicht liegt der WCI somit 16,5% im Plus, der SCFI sogar +18%. Ausschlaggebend für die Jahresend-Rallye sind höhere Frachtzuschläge für Bunker im Zuge der Umstellung auf schwefelarme Brennstoffe sowie allgemein knappe Stellplatzkapazitäten. Letzteres gilt vor allem für die westgehenden Verkehre aus Asien heraus, begünstigt durch die Streichung zahlreicher Abfahrten seitens der Carrier seit Beginn des vierten Quartals.
Den stärksten Preisanstieg verzeichnete der WCI auf der Route von Shanghai ins zentrale Mittelmeer (Genua): Die Index-Rate schoss um 31% auf 2.372 $/FEU hoch. Auf der Relation Shanghai/Rotterdam ging es um 5% auf 1.999 $/FEU hoch.
Laut SCFI gab es auch deutliche Verbesserungen auf den Strecken von Fernost zum Persischen Golf (+14%) und nach Westafrika (+6%).
Der US-Logistiker Flexport bezeichnet die Kapazitätslage im Asien-Europa-Verkehr als »extrem angespannt« und rechnet mit keiner wesentlichen Veränderung bis Chinesisch Neujahr (Ende Januar), da die Exporteure in Fernost bis dahin mit Hochdruck Bestellungen abarbeiten. Für die nächsten drei Wochen seien die meisten Dienste ausgebucht.
Die Investmentbank Jefferies geht davon aus, dass die Raten in den kommenden Monaten nicht wesentlich nachgeben werden. Denn aufgrund der laufenden Nachrüstung vieler großer Containerschiffe mit Abgasreinigungsanlagen seien die Carrier gar nicht in der Lage, die Kapazitäten deutlich hochzufahren.
Chartermarkt bleibt stabil
Am Chartermarkt für Containerschiffe ist die Lage zu Jahresende weiterhin relativ stabil. Während der New ConTex diese Woche leicht um 0,5% nachgab, drehte der Howe Robinson Containership Index leicht ins Plus (+0,4%). Offenbar hat der Markt für klassische Postpanamax-Typen zu Jahresende noch die Kurve gekriegt.
Howe Robinson stufte seine Charterbewertung für 6.500-TEU-Schiffe am Mittwoch um 11% hoch. Auch die am ConTex beteiligten Makler korrigierten ihre Bewertungen für 5.700- und 6.500-TEU-Typen am Donnerstag leicht nach oben. Laut Alphaliner steht den Befrachtern weltweit nur ein Postpanamax-Trampschiff (über 4.500 TEU) »spot« zur Verfügung.
Bulker-Raten sacken ab
In der weltweiten Dry-Bulk-Schifffahrt gerieten die Frachten und Charterraten diese Woche aufgrund lahmender Aktivität vor Weihnachten auf breiter Front ins Rutschen. Die Durchschnittsrate der Capesize-Bulker im Zeitcharter-Trip-Geschäft rutschte bis Donnerstag auf Wochensicht um 22% auf knapp 14.600 $/Tag ab.
Die schärfsten Rückgänge verzeichneten Makler im Pazifik, wo das Eisenerzgeschäft ex Westaustralien an Schwung verlor, während das Tonnage-Angebot zunahm. Wegen geplanter Scrubber-Nachrüstungen haben die Reeder mehr und mehr Capesize-Frachter in die asiatisch-pazifischen Gewässer positioniert, damit die Schiffe bei Bedarf schnell die Werften erreichen können.
Für Panamaxe (82.500 tdw) sank das Ratenniveau um 13% auf 11.062 $/Tag – für Supramaxe und Handysize-Frachter (38.000 tdw) um 7,8% bzw. 2% auf 8.805 und 8.953 $/Tag.
Ladungszustrom für Rohöl-Tanker
Der Rohöltankermarkt verabschiedet sich auf einem sehr festen Niveau in die Weihnachtspause. Die Spoteinnahmen der VLCC kletterten zur Vorwoche leicht auf 74.300 $/Tag. Der Zustrom neuer Ladungen im Persischen Golf sowie im US Golf trieb die Weltskala-Frachtraten deutlich hoch. Allerdings zogen auch die Brennstoffpreise und damit die Kosten der Reeder kräftig an, was die Zeitcharter-Aquivalente nach unten drückte.
Im Suezmax-Segment wurde Tonnage im Wochenverlauf wieder knapp, weil die Befrachter ihre Last-Minute-Ladungen unter Dach und Fach bringen mussten. Das Ratenniveau verbesserte sich um gut 4% zur Vorwoche auf 56.800 $/Tag. Für Aframax-Operateure nahm die Tonnage-Nachfrage im US Golf und in Südostasien zu, die durchschnittlichen Spot-Einnahmen sprangen um 16% auf 57.500 $/Tag. (mph)