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Die deutsche Linienreederei Hapag-Lloyd will nach Jahren der Zurückhaltung wieder in Neubauten investieren. Auch weitere Terminalbeteiligungen sind denkbar.

Das kündigte Rolf Habben Jansen, [ds_preview]Vorstandschef des Hamburger Unternehmens, bei einem Neujahrsempfang in kleiner Runde an. Demnach will die Reederei sechs Großcontainerschiffe mit einer Kapazität von etwa 23.000 TEU bestellen. »Wenn nicht dieses Jahr, dann spätestens 2021«, so Habben Jansen.

Die letzten neuen Schiffe (13.000 TEU) waren vor vier Jahren geordert worden. Danach hatte sich Hapag-Lloyd Zurückhaltung auferlegt. Zunächst waren die Übernahmen von der chilenischen CSAV (2014) und danach der arabischen UASC (2017) zu verdauen und der »eingekaufte« Schuldenberg zu verdauen. Nun stehen wieder Investitionen an.

Rolf Habben Jansen CEO Hapag-Lloyd
Rolf Habben Jansen (Hapag-Lloyd)

Dass Hapag-Lloyd gemeinsam mit Allianz-Partner ONE (Japan) die Flotte ausbauen will und mit Werften in konkreten Gesprächen steht, ist seit längerem bekannt. »Wir haben nur sechs Großschiffe», sagt Habben Jansen. Diese stammen noch aus dem Bestand von UASC. Das sind deutlich weniger als bei der Konkurrenz und zu wenige, um beispielsweise einen Liniendienst mit eigenen Einheiten auszustatten.

Neubauten mit maximal 23.000 TEU

Gedacht ist an sechs ULVC mit 22.000 TEU bis maximal 23.000 TEU. Das ist nicht die derzeit größtmögliche Kapazität. »Wir brauchen Schiffe, die zu den bestehenden Einheiten passen«, sagt Habben Jansen. Die UASC-Frachter haben 19.000 TEU, der neue Partner Hyundai Merchant Marine (HMM), ab April Teil der »THE Alliance« hat etliche 23.000er im Zulauf. »Das passt dann zueinander.«

Habben Jansen, seit 2014 Vorstandschef, will Hapag-Lloyd vor allem bei Qualität und Effizienz zum Branchenprimus in der internationalen Linienschifffahrt machen. Das Unternehmen folgt einer im November 2018 verabschiedeten »Strategie 2023«. Die Vorgaben für die nächsten Jahre lauten: größere Pünktlichkeit, höhere Effizienz, mehr Flexibilität, mehr Innovationen. Die jüngsten Geschäftszahlen, die besten in der Branche, bestätigten ihn auf diesem Weg.

Profitables Wachstum, weniger Schulden

Um 350–400 Mio. $ will Habben Jansen die Kosten bis 2021 senken, die Auswirkungen dürften hauptsächlich 2020 zu spüren sein. Der Schuldenabbau habe weiter oberste Priorität. Bis 2023 soll ein Verhältnis von EBITDA zu Nettoverschuldung (März 2019: 6,4 Mrd. €) von 2,5–3,0x erreicht werden. Bei einer Eigenkapitalquote (heute 39,1%) von 45% wird eine Liquiditätsreserve von 1 Mrd. $ angepeilt.

Profitables Wachstum steht weiter zuoberst auf der Agenda. Das Ziel: mehr Umsatz und mehr Marge durch eine höhere Dienstleistungstiefe. Aussichtsreiche Märkte für eine Steigerung des Transportvolumens sieht Habben Jansen vor allem in Afrika und Indien oder im Reefer-Geschäft. Aber auch auf der Hauptstrecke ex Asien soll der Marktanteil von heute 7,3% auf 10% ausgebaut werden.

Nach Tanger weitere Terminal-Beteiligungen?

Direktbuchungen über den Web Channel »Quick Quotes« sollen sich von heute 7% mehr als verdoppeln. Der Anteil der sogenannten »door-to-door«-Geschäfte soll von heute 30% (3 Mio. TEU) auf über 40% zulegen. Nach dem Einstieg in Tanger (Marokko, 10%), nach Hamburg das zweite Terminal im Portfolio, kann sich Habben Jansen weitere Investitionen vorstellen. »Wir werden sicherlich nicht zu einem Terminalbetreiber, aber eine Minderheitsbeteiligung von 10%–20% an vier, fünf Terminals könnte strategisch sehr gut zu uns passen«, sagt er. Dies werde helfen, sich wettbewerbsfähige Preise und Kapazitäten zu sichern.

Hapag-Lloyd will sich von Kunden messen lassen

Künftig will Hapag-Lloyd aber auch die eigene Leistung über einen »Net Promoter Score« von den Kunden bewerten lassen. In den nächsten Tagen sollen die ersten Benchmark-Abfragen »Online« gehen, weitere sukzessive bis Anfang 2021 folgen. »Wir werden uns daran messen lassen, ob wir geliefert haben, was wir versprochen haben«, so Habben Jansen.

Hapag-Lloyd
Strategie 2023