Seenotrettungskreuzer »Theodor Storm« (Foto: DGzRS)
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Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter im Jahr 2019 insgesamt 2.140 Mal im Einsatz gewesen und haben dabei fast 3.400 Menschen Hilfe geleistet. 2020 wird nach 35 Jahren wieder ein Seenotrettungskreuzer auf den Namen »Hamburg« getauft.

Im Jahr 2019 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote [ds_preview]der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf Nord- und Ostsee bei insgesamt 2.140 Einsätzen (2018: 2.156 Einsätze) 3.396 Menschen Hilfe geleistet.

Einsatzzahlen 2019:

  • 81 (38) Menschen aus Seenot gerettet,
  • 270 (318) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
  • 373 (369) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
    zum Festland transportiert,
  • 54 (56) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
  • 1.014 (1.012) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
  • 606 (613) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

Zudem sind die Seenotretter 2.712 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Die Seenotleitung Bremen (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC) war in 209 Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig.

Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 649 (629) Einsätzen 893 Menschen geholfen. Davon wurden 26 (7) Menschen aus Seenot gerettet und 76 (46) weitere aus Gefahrensituationen befreit. Die Seenotretter der Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste waren 212 (227) Mal im Einsatz und halfen 320 Menschen. Davon wurden 3 (9) Menschen aus Seenot gerettet und 33 (9) weitere aus Gefahrensituationen befreit.

An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Retter 756 (749) Mal im Einsatz für 1.118 Menschen. Sie retteten 29 (18) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 59 (123) aus Gefahrensituationen. In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 523 (551) Einsatzfahrten für 1.065 Menschen unterwegs. Sie retteten 23 (4) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 102 (140) aus Gefahrensituationen.

Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2019 insgesamt 85.234 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit.

Modernisierung der Rettungsflotte schreitet voran

2019 sind für Freiwilligen-Stationen die Seenotrettungsboote »Gerhard Elsner« (Station Schilksee, 10,1 m), »Peter Habig« (Station Wilhelmshaven, 10,1 m), »Manfred Hessdörfer« (Station Breege, 8,9 m) und »Wolgang Paul Lorenz« (Station Horumersiel, 10,1 m) in Dienst gestellt worden.

2020 erhalten die Freiwilligen-Stationen Puttgarden, Norddeich und Travemünde weitere neue 10,1-Meter-Boote in bewährter Aluminium-Bauweise. Mehr als 30 Einheiten dieser Klasse sind dann im Einsatz. Die dritte Einheit einer neuen 8,9-Meter-Klasse soll 2020 auf der östlichsten DGzRS-Station Ueckermünde in Dienst gestellt werden. Das aus Polyethylen bestehende Vollkunststoffboot ist sehr flachgehend und bis zu 38 kn schnell.

Auf Kiel gelegt hat die DGzRS Mitte Dezember 2019 erstmals ein eigenes Trainingsschiff. Das 22 m lange Schiff, das 2021 seinen Dienst aufnehmen soll, wird ausdrücklich keine Rettungseinheit, sondern ein konventioneller Verdränger mit Stahlrumpf. Mit ihm trainieren die Seenotretter künftig dezentral auf den Stationen an Nord- und Ostseeküste. Davon sollen vor allem die mehr als 800 Freiwilligen der DGzRS profitieren, aber auch neue Kollegen unter den rund 180 Festangestellten sollen mit dieser Einheit für ihre Aufgaben qualifiziert werden.

Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im Einsatz auf Nord- und Ostsee. Rein rechnerisch ergibt sich daraus der Bedarf, jährlich durchschnittlich zwei neue in Dienst zu stellen. Nach der Wiedervereinigung 1990 standen die Seenotretter vor einer historischen Aufgabe: Es galt, die veraltete Technik in Mecklenburg-Vorpommern schnell zu modernisieren. Dies gelang innerhalb von nur vier Jahren.

Neuer Seenotrettungskreuzer »Hamburg«

2020 wird nach 35 Jahren wieder ein Seenotrettungskreuzer auf den Namen »Hamburg« getauft. Er ist für die Station Borkum vorgesehen und wird bei Fassmer gebaut. Im Bau ist neben der »Hamburg« ferner ein weiterer 28-Meter-Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot, der zum Jahreswechsel 2020/2021 auf der Station Grömitz in Dienst gestellt werden soll. Eine dritte Einheit dieser Klasse – das dann insgesamt sechste Schiff der 2015 begonnenen Serie – ist in Auftrag gegeben. Die für die westlichste DGzRS-Station bestimmte »Hamburg« wird am 19. April 2020 im Traditionsschiffhafen an der Elbphilharmonie getauft.

Spendern, Freunden und allen Interessierten bieten die Seenotretter auch 2020 wieder die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft der Besatzungen und der Leistungsfähigkeit der Rettungseinheiten zu machen. Der von der DGzRS ins Leben gerufene Tag der Seenotretter findet in diesem Jahr am Sonntag, 26. Juli 2020, auf vielen Stationen an Nord- und Ostsee statt.

Neue Seenotretter-Bo(o)tschafterin

Neue Seenotretter-Bo(o)tschafterin ist die Frau, die Ende März 2019 die künftige »Hamburg« auf Kiel gelegt hat: die Moderatorin und Reporterin Anke Harnack. Sie übernahm das »Ruder« am 14. Januar auf der Nordsee an Bord der »Hermann Marwede«, des größten Seenotrettungskreuzers der DGzRS, von ihrem Vorgänger, dem Surfprofi Bernd Flessner.

Harnack ist bereits die 21. Prominente, die das Bo(o)tschafter-Ehrenamt der Seenotretter übernimmt. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.