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Fast unbemerkt von der maritimen Öffentlichkeit steht Hamburg mit Werft, Ex-Kranbauer, Hafen und Reederei derzeit im Zentrum eines globalen Turbinen-Projekts von Siemens.

Mit der Verladung einer Schwergut-Konstruktion für die »Estrella[ds_preview] del Mar III« auf einen Ponton hat das Projekt jetzt eine wichtige Zwischenetappe absolviert.

Dass der Siemens-Konzern Turbinen und Komponenten aus Ostdeutschland in alle Welt exportiert, ist noch vielen bekannt. In der Vergangenheit geschah das in der Regel aus Dresden über die Elbe per Binnenschiff. Bislang. Denn die trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben zu einem Umdenken geführt. Das Niedrigwasser machte einige Schwerlast-Transporte auf der Elbe schwierig bis unmöglich. Eine Alternative musste her. Zwar spielt die Elbe dabei nach wie vor eine absolut wesentliche Rolle, allerdings gänzlich anders als zuvor. Zu beobachten ist das an einem Pilotprojekt des Konzerns.

Beteiligt sind die mittlerweile in russischer Hand befindliche Werft (Pella) Sietas und der ehemals weltbekannte Schiffskranbauer NMF, heute Teil der norwegischen TTS-Gruppe, mit im Boot. Und nicht zuletzt die Dominikanische Republik, der Stadtstaat Singapur, die Schwergutreederei SAL und das Wallmann-Terminal…

Der Ursprung dieser ungewöhnlichen Konstellation liegt in einer Siemens-Neuentwicklung versteckt: ein schwimmendes Kraftwerk des Typs SCC-800 2×1 SeaFloat: »Estrella del Mar III«. Ende 2018 konnte gemeinsam mit ST Engineering (STE) aus Singapur ein Auftrag für ein 61 m langes und 40 m breites Hightech-Produkt des Stromerzeugers Transcontinental Capital eingeholt werden.

Die Logistik ist bei einem Projekt dieser Größenordnung eine Herausforderung. Man kam mit Habbo Stark zusammen, Gründer und Geschäftsführer des Projektlogistikers Este Project Service (EPS). Und der hatte eine Idee: Warum nicht die Montage in Hamburg durchführen und das Binnenschiff umgehen?

Stark und EPS haben Sie sich in den Räumlichkeiten von TTS NMF eingemietet. NMF ist Vielen als einer der angesehensten Schiffskranbauer bekannt. Als die Mutter – die Sietas-Werft gleich in der Nachbarschaft – in die Insolvenz rutschte, war auch NMF irgendwann nicht mehr zu halten. Die TTS-Gruppe schlug zu. Allerdings übernahmen die Norweger nicht das ganze Paket »NMF«, »Hardware« wie die Werkhalle oder das Bürogebäude etwa nicht – das ist noch immer Teil der Insolvenzmasse, bis heute.

»Estrella« entwickelte sich mehr und mehr zu einem »Hamburg«-Projekt: Initiiert über den NMF-Kontakt ging der Auftrag für die Montage von Einzelkomponenten aus Ostdeutschland an die Werft Pella Sietas. Die hatte sich nach der Insolvenz auch mit Stahlbauprojekten beschäftigt. Allerdings zog das originäre Werft-Geschäft zuletzt etwas an. Dadurch wurde es dann doch wieder eng auf den Anlagen der Traditionswerft.

Die Verantwortlichen machten sich Gedanken und erinnerten sich an die ehemalige Tochter NMF. Dort waren Kapazitäten frei, in direkter Nachbarschaft. Man kam auf die Idee einer Arbeitsteilung. Am Ende entstand ein 25 m langes, 7 m breites und 5,5 m hohes Modul.

Doch damit ist diese Hamburg-Story noch nicht zu Ende erzählt. Denn das Pilotprojekt hat noch einen längeren Weg um (fast) die ganze Welt vor sich. Von Sietas geht es per Barge zum Wallmann-Terminal – ein beliebter Umschlagplatz für die Projektschifffahrt in der Elbmetropole. Eine Reederei wurde beauftragt, die Plattform für den Seeweg zu übernehmen.

Das ist die nächste Hamburger Komponente. Denn der Auftrag ging an die Reederei SAL Heavylift, in der Elbmetropole ansässige Tochter der Bremer Schifffahrtsgruppe Harren & Partner. Fortan ist die hohe See das Ziel…


Cover Titel HANSA 02 2020

Lesen Sie den kompletten Beitrag in der aktuellen Februar-Ausgabe der HANSA. Wir beschreiben die einzelnen Fertigungs- und Logistikschritte und haben mit Siemens-Verantwortlichen über die Vorteile des Standorts sowie mögliches Folgegeschäft gesprochen. Das Projekt hat Pilotcharakter und könnte für weitere Aufträge in der Hamburger maritimen Industrie sorgen.