Der Nächste bitte: Nach einigen Monaten relativer Ruhe bekommt die weltweite Containerschiffsflotte ein neues Flaggschiff. »HMM Algeciras« steht kurz vor der Ablieferung und soll auch nach Hamburg kommen.
Noch [ds_preview]in dieser Woche, voraussichtlich am Sonntag, will die südkoreanische Werftgruppe Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering (DSME) das erste Schiff einer neuer Zwölfer-Serie an die ebenfalls südkoreanische Linienreederei HMM (ehemals Hyundai Merchant Marine) übergeben.
Mit einer nominalen Containerkapazität von 23.964 TEU übertrifft die »HMM Algeciras« mit ihrer Kapazität der kürzlich von MSC in Dienst gestellten Serie von Schiffen (22.960 TEU) und ist künftig das größte Containerschiff der Welt, heißt es. Eines der Schwesterschiffe wird den Namen »Hamburg« tragen.
Als »Megamax-24«-Containerschiffe sind die »HMM Algeciras« und ihre Schwestern laut den Alphaliner-Experten – offizielle Daten wurden bislang nicht veröffentlicht – knapp 400 m lang und über 61 m breit. Sie können 24 Container quer stauen bei 24 Reihen in der Länge. Alle zwölf Einheiten sollen Abgasreinigungsanlagen (Scrubber) zur Einhaltung der seit Jahresbeginn geltenden Umweltvorgaben (»IMO 2020«) bekommen.
HMM baut die eigene Flotte mit dieser Serie deutlich aus. Aktuell belegt der Carrier Rang 9 im Wettbewerb, mit einem Marktanteil von 1,9% und 441.000 TEU Kapazität. Das Orderbuch umfasst insgesamt weitere 406.000 TEU, das sind laut Alphaliner über 90% der bestehenden Flotte. Nur die französische Linie CMA CGM hat mit 467.000 TEU derzeit ein größeres Auftragsbuch.
Von dem Neubau will unter anderem auch die deutsche Reederei Hapag-Lloyd profitieren, seit kurzem ist HMM neuer Partner in »THE Alliance«, zu dem neben den Hamburgern auch das japanische Bündnis ONE – bestehend aus den ehemaligen Containeraktivitäten von K Line, MOL und NYK – und Yang Ming aus Taiwan gehört.
Hapag-Lloyd selbst hat noch keine Schiffe mit mehr als 20.000 TEU, plante aber entsprechende Investitionen und soll schon in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Werften gewesen sein – das war allerdings vor dem Ausbruch der Corona-Krise.
»HMM Algeciras« leitet die milliardenschwere Serie ein, die der Carrier mit Unterstützung staatlicher Finanzmaßnahmen Ende 2018 geordert hatte. Sieben der Frachter werden bei DSME gebaut, weitere fünf mit einer geringfügig kleineren Kapazität von 23.792 TEU kommen von Samsung. Nach letztem Stand sollen alle Schwestern im Fernost-Europa eingesetzt werden. Laut dem Alphaliner-Bericht steht neben Rotterdam unter anderem Hamburg auf dem Fahrplan für die Jungfernfahrt. Ob die Pläne angesichts der Verwerfungen durch die Corona-Krise noch aufrechterhalten werden, ist allerdings unklar.
Gut möglich, dass es bei einem Hamburg-Anlauf an der Elbe eine erneute Debatte um Hafenvertiefungen oder Größenbeschränkungen für Schiffe in Europa geben wird. Im vergangenen Sommer gab es einen entsprechenden Vorstoß aus Hamburg, der allerdings auf wenig Resonanz stieß, sei es von anderen deutschen Hafenstandorten oder aus Europa.
Die aktuell größten Containerschiffe (Klassen)
- HMM Algeciras: 23.964 TEU
- MSC Gülsün: 22.960 TEU
- OOCL Hong Kong: 21.413 TEU
- Cosco Shipping Universe: 21.237 TEU
- Madrid Maersk: 20.506 TEU
- Ever Golden: 20.388 TEU
- MOL Triumph: 20.170 TEU
- Barzan: 19.870 TEU
- MSC Oscar: 19.224 TEU / 19.437 TEU
- CSCL Globe: 18.982 TEU
- Maersk EEE: 18.340 TEU
Die Flaggschiffe in der Containerflotte seit 2000
- 2019: MSC Gülsün (22.960 TEU)
- 2017: OOCL Hong Kong (21.413 TEU)
- 2017: Madrid Maersk (20.568 TEU)
- 2017: MOL Triumph (20.170 TEU)
- 2015: Barzan (19.870 TEU)
- 2015: MSC Oscar (19.244 TEU)
- 2014: CSCL Globe (18.982 TEU)
- 2013: Maersk McKinney Moller (18.340 TEU)
- 2012: CMA CGM Marco Polo (16.020 TEU)
- 2006: Emma Maersk (15.550 TEU)
- 2005: Gudrun Maersk (9.500 TEU)
- 2003: Axel Maersk (8.650 TEU)
- 2000: Cornelius Maersk (8.400 TEU)