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Nach dem Überfall auf das deutsche Schiff »Tommi Ritscher« haben westafrikanische Piraten erneut zugeschlagen und Seeleute entführt.

Mittlerweile haben die vermutlichen nigerianischen Piraten seit Jahresbeginn[ds_preview] 42 Besatzungsmitglieder entführt, so die Statistik des Branchendienstes Dryad. Jüngstes Opfer ist der Produktentanker »Vemahope«. Das 102 m lange 6.200-Tonnen-Schiff fährt für die griechische Reederei Queensway.

Der Tanker befand sich 178 sm südsüdöstlich der nigerianischen Hafenstadt Lagos, als es von einer Gruppe bewaffneter Männer in einem Schnellboot attackiert wurde, heißt es in einem Dryad-Bericht. Die Analysten gehen davon aus, dass die »Vemahope« geentert und zehn Seeleute entführt wurden. Lediglich vier der Besatzungsmitglieder verblieben an Bord.

Siebter Angriff dieser Art in 2020

Weitere Details sind bislang nicht bekannt. »Sollte sich dieser Vorfall bestätigen, wäre es der siebte Angriff dieser Art auf See innerhalb der nigerianischen Ausschließlichen Wirtschaftszone in diesem Jahr«, so der Bericht weiter.

Erst vor wenigen Tagen war erneut ein deutsches Schiff Ziel von Seeräubern in der Region geworden: von der Crew der »Tommi Ritscher« aus der Flotte der Reederei Gerd Ritscher wurde ein Teil an Land verschleppt. Der Überfall ereignete sich zwar in den Gewässern von Benin, jedoch werden auch hier Nigerianer als Täter vermutet, die ihr Operationsgebiet je nach Lage der Sicherheitsmaßnahmen immer wieder ausweiten. Auch die Hamburger Reederei Bernhard Schulte war in diesem Jahr bereits Opfer der Piraterie vor Westafrika.

Piraterie, Piraten, Nigeria
Die nigerianischen Sicherheitstruppen bekommen die Piraterie nicht in den Griff (Foto: NIMASA)

Ausgangspunkt der Piraterie-Entwicklung in der Region ist Nigeria, wo sich »normale« Piraterie mit politischen und zum teil terroristischen Aktivitäten vermischt. Auch die Nachbarstaaten sind jedoch von dem Problem betroffen, weil die Piraten immer wieder auf deren Gewässer ausweichen, wenn Nigeria seine Bemühungen – meist nur zwischenzeitlich – intensiviert.

In Westafrika nehmen Entführungen von Seeleuten durch Piraten immer mehr zu. Während die Angreifer es früher zumeist auf die (Öl-)Ladung von attackierten Tankern abgesehen hatte, ist ein Wechsel in der Strategie zu beobachten. Dabei handelte es sich – zumindest in der Vergangenheit – nicht selten um Aktionen von Rebellen, die gegen die Ölindustrie und deren Auswirkungen für die Gesellschaft sowie die grassierende Korruption vorgehen wollen. Es wird festgestellt, »dass diese Gruppe die Grenzen der Überwachung durch nationale Sicherheitsbehörden kennt«. Die Piraten hätten es auf Transporte für und von der Ölindustrie in der Region abgesehen.