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Wie groß wird das Brexit-Chaos Anfang 2021 tatsächlich? Sind die Frachtverträge der britischen Regierung eine geeignete Maßnahme oder hätte sie das Geld lieber an anderer Stelle investieren sollen?

[ds_preview]Als notwendig, »um einen reibungslosen und erfolgreichen Frachtfluss zu gewährleisten«, hatte Grant Shapps, Secretary of State for Transport, die Vereinbarung der britischen Regierung über Frachtverträge im Wert von 77,6 Mio. £ mit den führenden RoRo-Betreibern Stena Line, DFDS, Brittany Ferries und P&O im vergangenen Monat bezeichnet. Im Wesentlichen hat die britische Regierung für die ersten sechs Monate des Jahres 2021 Frachtkapazität für Schiffe gekauft, die Felixstowe, Harwich, Hull, Newhaven, Poole, Portsmouth, Teesport und Tilbury regelmäßig anlaufen, um sich gegen eine wahrscheinliche Überlastung am Gateway Dover und einen harten Brexit abzusichern.

Der Branchendienst VesselsValue hat sich die Gemengelage für 2021 aus gedrückter Nachfrage und einer Vielzahl von Neubauablieferungen für Europa in den nächsten 24 Monaten in europäischen Gewässern angeschaut. Man ist der Frage nachgegangen, ob die Sicherung der Frachtkapazität durch Großbritannien überhaupt nötig gewesen wäre, oder ob es ab dem 1. Januar 2021 an anderer Stelle größere Probleme gibt.

Beispielsweise habe die Reederei CLdN im vergangenen Monat 25 % mehr Kapazität von Rotterdam nach London und Humberside sowie ein zusätzliches Schiff aus Zeebrügge hinzugefügt, um die wachsende Nachfrage aus dem UK decken, berichtet VesselsValue. P&O rüstete derweil auf der Route Dublin-Liverpool auf, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Stena Line setzte ihr Flottenerweiterungs- und Modernisierungsprogramm fort, die Schiffe »Stena Mersey« und »Stena Lagan« werden durch Verlängerung um 36 m auch in Sachen Ladungskapazität um 30 % erweiter. »Alle großen Reedereien berichten von einer Verknappung der Angebots-Nachfrage-Grundlagen für Abfahrten auf dem Ärmelkanal. Die aktuellen AIS-Daten von VesselsValue untermauern dies und berichten von einer sinkenden Zahl von Aufliegern, die 4 % der Flotte ausmachen«, berichtet VesselsValue.

Die Flotte wächst

Geplante Abieferungen von Neubauten sollen zudem die Flotte um 112.000 Spurmeter erweitern. Die Analysten erwarten zwar in den nächsten zwei Jahren eine zunehmende Verschrottung, da alte, ineffiziente und veraltete Tonnage durch größere, wirtschaftlichere und umweltfreundlichere Schiffe ersetzt wird. Aber selbst wenn man den sehr hohen Verschrottungsdurchschnitt von 88.000 Spurmetern in den Jahren 2012-2014 zugrunde lege, sei für 2021 und 2022 immer noch mit einem Wachstum der Gesamtflotte um 2 % zu rechnen.

Wenn Großbritannien am 1. Januar 2021 zum UK Global Tariff (UKGT) übergeht, der zusätzlichen bürokratischen Aufwand und zusätzliche Kosten verursacht, werden Verzögerungen im RoRo-Verkehr unvermeidbar. Überlastungen auf Straßen, Schienen, Terminals und Liegeplätzen sind wahrscheinlich. Wie lange wird dieser Zustand andauern? Erwartet die britische Regierung aufgrund der Laufzeit dieser Fährverträge ein sechsmonatiges Chaos? »Die RoRo-Dienste werden auf der Grundlage dieses Vertrags nicht reibungslos funktionieren können. Die Investition in eine moderne, agile, internationale Peer-to-Peer-Zollsoftwarelösung wäre sinnvoller gewesen«, so die Meinung von VesselsValue.