Die Tagesraten für MPP-Frachter ziehen jetzt deutlich an. Besonders gefragt: Große Tonnage für Containerdienste in Fernost.

[ds_preview]Es war ein jäher Einsturz im Frühjahr, als den Projekt-Carriern im Zuge der Lockdowns viele Ladungspartien wegbrachen. Doch jetzt nimmt die Erholung am Zeitchartermarkt für Mehrzweck-Schwergutfrachter (MPP) offenbar Fahrt auf. In allen Größensegmenten berichten Makler von deutlichen Ratensprüngen bei den jüngsten Charterabschlüssen. Positiven Einfluss auf die Ertragslage der MPP sollen die stark zunehmenden Anfragen für Schiffe seitens der Container-Linien haben, die angesichts der Knappheit von Vollcontainerschiffen nun auch wieder auf nicht-zelluläre Frachter zurückgreifen. Zudem tendiert der Frachtenmarkt für kleinere Bulk-Partien, die als Backhaul-Ladungen für MPP wichtig sind, seit Monaten recht fest.

So zog der Toepfer Multipurpose Index (TMI) für »F-Class«-Typen mit 12.500 tdw Tragfähigkeit im Dezember um gut 200 auf 6.931 $/Tag an und notiert damit jetzt auf dem höchsten Stand seit Frühjahr. Neben etablierten Carriern wie Thorco und Ocean7 Projects sollen auch neuere Nischenoperateure zuletzt wieder vermehrt Schiffe auf Periode genommen haben. U.a. war zu hören, dass der griechische Reeder Interunity seine 2006 gebaute »Daisy« (12.467 tdw, 480 t kombinierte Hebekapazität) zu rund 7.500 $/Tag an Ocean Yacht Transport verchartern konnte. Die Schwester »Donald« soll für weitere circa 12 Monate zu einem etwas geringeren Satz bei Ocean7 Projects untergekommen sein.

Mehrere Makler bestätigten gegenüber der HANSA, dass Containerlinien mit relativ großzügigen Ratenofferten an MPP-Tramp-Reeder herangetreten seien. Für ein älteres Schiff mit rund 8.000 tdw und einer Containerkapazität von unter 400 TEU bei durchschnittlilch 14 t/TEU (homogen) seien kürzlich 6.000 $/Tag geboten worden. Dies habe zu dem Zeitpunkt einem Aufschlag von 500 $ gegenüber einer Charter in der Projektschifffahrt entsprochen. Ernst Russ Shipbroker berichtet, dass am Kontinent ein kleineres General Cargo Ship (uncelled, 270 TEU) für mehrere Wochen Beschäftigung im Containerverkehr gefunden habe. »Weitere Frachter befinden sich aktuell in Verhandlungen mit Container-Operateuren«, so Ernst Russ Shipbroker.

Besonders interessant für die Box-Carrier sind große MPP-Schiffe mit über 28.000 tdw Tragfähigkeit und Behälterkapazitäten von 1.600 TEU und mehr. Die jüngste Benchmark soll ein Schiff der Superflex-Serie der früheren Rickmers-Linie gesetzt haben. Die »MPV Clio« (30.151 tdw, Bj. 2003) bekam unterschiedlichen Berichten zufolge 9.500 bis 10.000 $/Tag für eine Sechsmonatsperiode bei der indonesischen Container-Linienreederei Samudera. Das Schiff soll im Pendelverkehr zwischen Singapur und Indonesien eingesetzt werden. Zum Vergleich: Im Frühjahr wurden Schwesterschiffe der »MPV Clio« noch zu knapp 7.000 $/Tag verchartert. Nach Einschätzung von Arne Kühn, Geschäftsführer des Maklers Barry Rogliano Salles (BRS) in Hamburg, hat das Marktniveau inzwischen sogar auf bis zu 11.000 $/Tag angezogen. »Mit dieser Entwicklung hat keiner gerechnet«, so Kühn.

Unterdessen ging es am Dry-Bulk-Markt diese Woche leicht abwärts. Der Baltic Dry Index gab um 33 auf 1197 Punkte nach, vor allem aufgrund einer Flaute in der Capesize-Befrachtung ex Brasilien. Vor allem die Panamaxe mussten deutliche Einbußen hinnehmen. Stabil präsentierte sich wieder einmal der Handysize-Markt. Die Durchschnittsrate der 38.000-Tonner im Zeitcharter-Trip-Business stieg dank guter Nachfrage im US Golf und in Fernost um 2,3 % auf 11.952 $/Tag.

Am Rohöltankermarkt gab es diese Woche endlich positive Signale für die VLCC. Dank einer steigenden Tonnagenachfrage für Verschiffungen vom US Golf, von Brasilien und Westafrika nach China kletterten die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC um 45% auf 17.200 $/Tag. Suezmaxe und Aframaxe mussten hingegen erneut Abschläge hinnehmen und erlösen nunmehr im Durchschnitt nur noch 7.300 (Suezmaxe) und 7.000 (Aframaxe) $/Tag – kaum genug, um die Betriebskosten zu decken. (mph)