Die Nachfrage nach Capesize-Bulkern im Südatlantik ist wieder im Anstieg. Auch die Raten der Handies, Coaster und Reefer ziehen an.
[ds_preview]Rechtzeitig zu Weihnachten sorgt ein plötzlicher Aufschwung der Eisenerzverladungen in Brasilien für festliche Stimmung im Capesize-Segment. Die Durchschnittsrate der Großbulker im Zeitcharter-Trip-Geschäft verbesserte sich diese Woche um fast 26 % auf 14.943 $/Tag und verhalf dem Baltic Dry Index zu einem Sprung um 114 auf 1325 Punkte. Binnen 36 Stunden sollen neun große Eisenerz-Ladungen von Brasilien nach China für Januar gebucht worden sein, wodurch sich die Liste der verfügbaren Schiffe stark verkürzt habe, berichteten Makler. Gleichzeitig wird die Tonnageverfügbarkeit durch die erneut zunehmenden Wartezeiten in den chinesischen Häfen begrenzt. Die Warteschlange der Capes vor Chinas Häfen verlängerte sich Clarksons Platou zufolge diese Woche von 76 auf 100 Schiffe.
Die Indexrate für die Relation Tubarao-Qingdao stieg zur Vorwoche um 20 % auf 15,64 $/t, während der Tagessatz für Reisen ab China nach Brasilien und zurück um 50 % auf 12.500 $/Tag zulegte. Auch im Nordatlantik machte sich die Tonnageverknappung bemerkbar: Rundreisen ab Gibraltar-Hamburg-Range verteuerten sich um 36 % auf 18.275 $/Tag. Zudem nahm die Periodennachfrage für Capes zu, was darauf hindeutet, dass die Befrachter die Perspektiven gut einschätzen. U.a. nahm der US-Händler Koch die 2005 gebaute »Baltimore« (177.243 tdw) ab Ende Dezember mit Anlieferung in Nordostasien für 7-9 Monate zu 13.500 $/Tag unter Vertrag.
Im Panamax-Segment kamen die Raten hingegen ins Rutschen, nachdem die Nachfrage in Asien schon zu Wochenbeginn nachließ. Die Durchschnittsrate fiel um 4,3 % auf rund 12.600 $/Tag.
Davon unbeeindruckt hielt die positive Tendenz für die kleineren Bulker mit eigenen Kränen an. Supramaxe profitierten von verschärften Tonnageengpässen im US Golf und verbesserten sich im globalen Durchschnitt um 2,6 % auf 11.631 $/Tag. Die Handysizer verzeichneten weiter steigende Raten im US Golf und an der Ostküste Südamerikas. Im asiatisch-pazifischen Raum sorgten Maklern zufolge Kohleladungen ex Indonesien und Russland sowie Getreide ex Australien für Auftrieb auf breiter Front. Für das Index-Typschiff mit 38.000 tdwt Tragfähigkeit kletterte das Durchschnittsniveau um 1,5 % auf 12.203 $/Tag.
Am europäischen Shortseamarkt für Bulk und Breakbulk geht der Kletterpartie der Raten noch nicht die Puste aus. Bis Jahresende seien noch viele Spotladungen offen, vor allem für Großbritannien, wo ab Neujahr wieder Grenz- und Zollkontrollen eingeführt werden. In wichtigen Laderegionen wie der Ostsee seien aber fast gar keine Schiffe mehr verfübgar, berichtet der Branchendienst BMTI, dessen European Short Sea Index diese Woche weiter um 0,5 % auf 22.89 Punkte anzog.
Kühlschifffahrt berappelt sich
Das Nischensegment der Kühlschifffahrt berappelt sich ebenfalls nach einer extrem toughen Phase. So kletterte der Seafield Reefer Index des Schiffsmaklers Irish Shipbrokers seit Anfang November um 10% auf 848 Punkte. Der Rückstand gegenüber dem Vorjahr hat sich damit verkleinert, ist mit -28% aber immer noch beträchtlich. Irish Shipbrokers zufolge hat das Ladungsangebot für konventionelle Kühlschiffe aufgrund der Rückverlagerung von Ware aus dem Containermarkt spürbar zugenommen. So seien zuletzt verstärkt größere Partien Fisch ex Fernost und ex Nordeuropa mit Charterschiffen nach Westafrika gebracht worden, die sonst im Kühlcontainer liefen. Gleichzeitig werde auch das Angebot an Reefer-Frachtern knapper, weil zahlreiche Schiffe für die Zitrussaison in Marokko und die Kernobstsaison ex Chile gebucht worden seien, so Irish Shipbrokers.
Ratengefälle zwischen großen und kleinen Tankern
Am Spotmarkt der Rohöltanker verlieh ein plötzlicher Anstieg der Charteraktivität im Atlantik den VLCC-Raten in der zweiten Wochenhälfte Auftrieb. Die Einbußen aufgrund des ruhigen Marktes in den Tagen davor konnten mehr als wettgemacht werden. So lagen die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC gestern auf Wochensicht +5 % höher bei 18.700 $/Tag.
Das Ratengefälle zu den kleineren Tankern hat drastisch zugenommen. Suezmaxe erlösten gestern im Spotgeschäft nur noch durchschnittlich 5.900 $/Tag, das ist ein rund Viertel weniger als in der Vorwoche. In Westafrika und dem Persischen Golf brachen die Spoterträge drastisch um 33 bis 50 % ein, weil der Ladungszustrom mit den ankommenden Schiffen in Ballast nicht annähernd Schritt hält.
Für die kleineren Aframaxe ging es im Wochenverlauf leicht auf 4.900 $/Tag runter. Während die Raten im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer dank erhöhter Aktivität nach oben tendierten, zwangen wachsende Relet-Angebote der Charterer den Markt in Nord- und Ostsee noch tiefer in die Knie.
Im Reisefrachtgeschäft, wo die Reeder die Treibstoffkosten selbst tragen, nimmt der Druck auf die Margen angesichts steigender Brennstoffpreise spürbar zu. Der kräftige Preisanstieg bei Rohöl seit Anfang November hat die »marine Fuels« wie zu erwarten mit nach oben gezogen. Laut dem Datendienstleister Marine Bunker Exchange zog der weltweite Durchschnittspreis für schwefelarmen Bunker (VLSFO) binnen einer Woche um gut 3 % auf 419 $/t an. Auf Monatssicht ist er um rund 13% gestiegen. Dabei hat die Preisdifferenz zu höherschwefeligem HFO, das nur noch in Kombination mit Scrubbern eingesetzt werden darf, wieder zugenommen. Der »Spread« war Mabux zufolge diese Woche um über 6 auf gut 78 $/t gestiegen, »das macht den Einsatz von Scrubbern wieder attraktiver.« (mph)