Chantiers de l’Atlantique, Fincantieri
© Chantiers de l’Atlantique
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Noch einen ist Zeit, dann läuft das Angebot zur Übernahme der französischen Chantiers del’Atlantique durch Fincantieri ab. Während die wettbewerbsrechtliche Zustimmung der EU-Kommission noch aussteht, stellt sich die Frage, ob die Frist verlängert wird oder der Deal platzt.

[ds_preview]Der Stichtag 31. Dezember war bereits Ergebnis einer Fristverlängerung durch die Französische Regierung. Französische Medien berichten nun, dass es seitens der fanzösischen Regierung abermals Bewegung gebe, um den Italienern einen weitern Monat Aufschub zu gehwähren, um alle von der Europäischen Kommission geforderten Dokumente vorzulegen. Schuld soll die Coronakrise sein. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sieht man bei Fincantieri aber Informationspflichten erfüllt und will keine weiteren Schritte unternehmen. Man sehe nun die Regierungen in Paris, Rom oder Brüssel am Zug, eine politische Entscheidung zu fällen.

Chantiers de l’Atlantique hat derzeit zwölf große Kreuzfahrtschiffe im Wert von 12 Mrd. $ im Auftragsbuch. Allerdings siind angesichts der Coronakrise und ihrer Auswirkungen auf den Kreuzfahrtmarkt die Zukunftsaussichten für die Werft ungewiss. Nicht zuletzt deswegen könnt eman bei Fincantieri vorsichtiger geworden sein.

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Seit der Insolvenz des ehemaligen koreanischen Eigners STX im Jahr 2016 ist das Unternehmen im Besitz der französischen Regierung (84,3 %), der Naval Group (11,7 %), der Mitarbeiter (2,4 %) und lokaler Unternehmen (1,6 %). 2017 wurde mit Fincantieri eine Übernahme von 50 % des Kapitals ausgehandelt. Zudem sollten die Italiener 1 % vom französischen Staat geliehen bekommen. Sollte Fincantieri seinen Verpflichtungen nicht nachkommen sollte Frankreich dieses 1 % wieder zurücknehmen. Eine erneute Fristverlängerung hieße wohl, dass die Franzosen die Werft-Anteile gern loswerden würden.

In Frankreich formiert sich aber auch Widerstand gegen die Fusionspläne. In einem am 28. September vorgelegten Bericht forderte die Senatskommission für wirtschaftliche Angelegenheiten die Regierung auf, das Projekt Chantiers de l’Atlantique mit Partnern des lokalen und regionalen Eco-Systems neu aufzulegen. Eine Fusion mit Fincantieri birgt nach Ansicht des parlamentarischen Oberhauses Risiken. Man fürchtet den Verlust des zivilen, aber auch militärischen Know-hows und von Arbeitsplätzen. Auch das Kooperationsabkommen zwischen Fincantieri und der chinesischen CSSC wird in dem Zusammenhang kritisch gesehen. Im Bereich Marineschiffbau konnte die Werft kürzlich einen Erfolg verbuchen, denn der Rumpf des geplanten atomgetriebenen Flugzeugträgers, der 2038 als Nachfolger der »Charles de Gaulle« in Fahrt gehen soll, soll in Saint Nazaire gebaut werden. Auch das ist ein Projekt, dass man in Frankreich ungern unter italienischer Flagge sehen will.