Gulf-of-Guinea–Sea-Phantom-boarded-by-pirates-ICC
Foto: Inter-Regional Coordination Center (ICC) Yaoundé
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Die Schifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen fordert die Mitgliedsstaaten auf, sich an der Arbeit gegen die Piraterie im Golf von Guinea zu beteiligen. Im Mai soll das Thema bei einem Treffen behandelt und eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden.

[ds_preview]IMO-Generalsekretär Kitack Lim hat seine tiefe Besorgnis über die Eskalation der Anzahl und Schwere der Angriffe auf Schiffe und Besatzungen in der Region des Golfs von Guinea zum Ausdruck gebracht. Er betonte, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten müssten, um die Sicherheit wiederherzustellen und die Bedrohungen zu verringern.

In einem Rundschreiben erklärte der Generalsekretär nun, dass die IMO Maßnahmen ergriffen habe, um die Koordination von Initiativen unter den Beteiligten zu verbessern, einschließlich der Ermöglichung von Treffen mit Vertretern der Industrie, der Nigeria Maritime Administration and Safety Agency (NIMASA) und des Interregionalen Koordinationszentrums für die Umsetzung der regionalen Strategie für die Sicherheit im Seeverkehr in Zentral- und Westafrika (ICC).

Lim betonte auch, dass Schiffe die von der IMO gebilligten Best Management Practices (BMP) für Westafrika umsetzen müssten, um Angriffe zu vermeiden, zu verhindern, zu verzögern und zu melden. Die BMP umfassen Risikobewertung, Schiffsschutzmaßnahmen und Berichterstattung.

Die Dringlichkeit der Situation wurde durch den Angriff auf das Containerschiff »Mozart« am 23. Januar 2021 unterstrichen, der ein Todesopfer und die Entführung von 15 Seeleuten zur Folge hatte. Mehr als 95 % aller Entführungen auf See fanden im vergangenen Jahr im Golf von Guinea statt. Insgesamt wurden vom International Maritime Bureau (IMB) der Internationalen Handelskammer ICC 130 Entführungen registriert – die höchste Zahl, die jemals in diesem Gebiet verzeichnet wurde. 2019 wurden 121 Entführungen im Golf von Guinea registriert, während es 2018 noch 78 waren. Darüber hinaus gab es eine hohe Anzahl von Vorfällen, bei denen Schiffe angegriffen wurden und Piraten an Bord kamen, ohne jedoch die Besatzung entführen zu können.

Arbeitsgruppe zur Gefahrenabwehr im Seeverkehr

Die IMO beabsichtigt, auf der nächsten Sitzung des Schiffssicherheitsausschusses MSC 103, die für Mai 2021 geplant ist, eine Arbeitsgruppe zur Gefahrenabwehr im Seeverkehr einzuberufen, die sich auf den Golf von Guinea konzentriert. Dies wird den Mitgliedstaaten und internationalen Organisationen die Gelegenheit bieten, die weitere Zusammenarbeit und mögliche Maßnahmen zur Lösung der bestehenden Probleme zu erörtern.

Die IMO bietet den Mitgliedstaaten in der Region weiterhin technische Unterstützung bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Gefahrenabwehr im Seeverkehr. Man arbeitet derzeit mit dem Interregionalen Koordinationszentrum (ICC) zusammen, um bei der Umsetzung des Yaoundé-Verhaltenskodex (YCC) zu helfen, einem regionalen Kodex, der auf die Verbesserung der maritimen Sicherheit und die Bekämpfung von Piraterie, bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe, illegaler Fischerei und anderen illegalen maritimen Aktivitäten abzielt.

Der Treuhandfonds der IMO für die maritime Sicherheit in West- und Zentralafrika ermöglicht es dem Programm der Organisation zum Aufbau von Kapazitäten im Bereich der maritimen Sicherheit, die Küstenstaaten des Golfs von Guinea sowie die regionalen Zentren im Rahmen des Verhaltenskodex von Yaoundé zu unterstützen.

Vor Kurzem war das Thema auch in Brüssel auf der Agenda nach oben gerückt. So initiierte die EU das Pilotprojekt einer »koordinierten maritimen Präsenz (CMP)« im Golf von Guinea. Im Januar hatte Dänemark nach mehreren Angriffen auf dänische Schiffe angekündigt, mit der Ernennung eines neuen Sonderbeauftragten für maritime Sicherheit bei der Sicherung des Rechts auf freie Schifffahrt eine Vorreiterrolle einzunehmen.