Allard Castelein Hafen Rotterdam
Allard Castelein © Port of Rotterdam
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Der Chef von Europas größtem Hafen Rotterdam blickt nicht unzufrieden auf das Jahr 2020. Die Corona-Pandemie sorgte zwar für einen Umschlagrückgang. Das finanzielle Ergebnis fiel dennoch positiv aus.

[ds_preview]Der Hafen habe im Coronajahr 2020 »durchgehend gut funktioniert«, teilte die Betreibergesellschaft heute mit. Die Erholung des Warenvolumens in der zweiten Jahreshälfte habe sich positiv ausgewirkt. Letztlich konnte ein Minus aber nicht verhindert werden: im ersten Halbjahr um 9,1%, im zweiten Halbjahr um 4,6%. Der Umschlag sackte letztlich um 6,9% auf 436,8 Mio. t ab.

Die finanziellen Ergebnisse des Rotterdamer Hafens waren allerdings besser als 2019, hauptsächlich infolge von einmaligen Einnahmen und Kosteneinsparungen. Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern betrug 477,5 Millionen € (2019: 433,4 Millionen €) und das Nettoergebnis belief sich auf 351,7 Millionen € (2019: 238,9 Millionen €).

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Foto: Port of Rotterdam

Die Volumenveränderungen werden »größtenteils auf die Corona-Rezession« zurückgeführt. Überdurchschnittliche Volumenrückgänge gab es bei Eisenerz (-24,5%), Kohle (-22,8%), Rohöl (-10,2%) und Mineralölprodukten (-11,9%). Der Rückgang bei den Containern war beschränkt. (-1,2% in Tonnen, -3,2% in TEU). Damit bleibt man im Hafenwettbewerb an der Nordrange allerdings hinter dem belgischen Konkurrenten zurück, der seinen Containerumschlag sogar steigern konnte. Positive Entwicklungen gab es beim Umschlag von Agribulk (+4,8%) und Biomasse (+108,3%).

Hafen-Chef Allard Castelein sagte: »Trotz der Coronakrise konnte der Hafenbetrieb ein besseres finanzielles Ergebnis erzielen. Gemeinsam mit staatlichen Einrichtungen, der Hafenwirtschaft und weiteren Partnern konnten wir wichtige Schritte unternehmen, um das Energiesystem nachhaltiger zu gestalten und den CO2-Ausstoß zu reduzieren und so auch umweltpolitisch etwas bewirken.«

Einzelne Kategorien

  • Trockene Massengüter
    Der Umschlag von trockenen Massengütern sank von 74,5 auf 63,8 Mio. t. »Das Angebot an Eisenerz und Kokskohle ging vor allem durch die stark verminderte deutsche Stahlproduktion zurück«, heißt s. Auch der Umschlag von Energiekohle verzeichnete im Vergleich zu 2019 einen Rückgang. Der bereits durch die Pandemie gesunkene Anteil an der Stromproduktion nahm durch die starke Konkurrenz aus Sonnen-, Gas- und einer Rekordwindproduktion weiter ab. Außerdem wurde ein Kohlekraftwerk auf der Maasvlakte abgeschaltet. Eine Ausnahme war der gestiegene Umschlag von Biomasse, die im Kraftwerk am Amer9 zusätzlich verbraucht wurde.
  • Flüssiges Massengut: Der Umschlag von flüssigem Massengut betrug 192,0 Mio. t (2019: 211,2 Millionen Tonnen). Der Umschlagrückgang von Rohöl wurde durch eine geringere Nachfrage nach Ölprodukten verursacht. So sank die Nachfrage nach Kerosin, weil es wegen der Corona-Pandemie kaum Flüge gab. Bei den Ölprodukten wurde der Rückgang vor allem durch einen geringeren Umschlag von Heizöl und Gasöl/Diesel verursacht. Durch strengere internationale Emissionsvorschriften ist die Nachfrage nach schwefelhaltigem Heizöl stark gesunken. Als »Lichtblick« bezeichnet der Hafen die Zunahme beim Umschlag von anderem flüssigen Massengut: »Innerhalb dieser Gruppe waren die Ergebnisse für Biokraftstoffe sehr gut, vor allem von Biodiesel. Die Drehscheibenfunktion, die Rotterdam für dieses Produkt hat, wurde dadurch gestärkt«.
  • Container und Breakbulk
    Wegen der Pandemie entwickelte sich der Containerumschlag im Jahr 2020 sehr sprunghaft. Anfänglich waren die Auswirkungen infolge des Lockdowns in China zu spüren. Nachdem sich das Virus in Europa und dem Rest der Welt ausgebreitet hatte, ging die Nachfrage nach Waren stark zurück. Auch viele Dienstleistungen wurden weniger nachgefragt. Seit dem Sommer haben sich die Volumina aber wieder erholt, weil die Verbraucher ihr Geld vor allem für physische Güter und weniger für Dienstleistungen ausgegeben haben. Die Umschlagvolumina in der zweiten Jahreshälfte 2020 waren daher höher als im Jahr 2019 (76,4 Millionen Tonnen gegenüber 75,7 Millionen Tonnen).
  • Das RoRo-Volumen zeigte ebenfalls ein sprunghaftes Muster. Nach einem starken Einbruch aufgrund von Covid-19 kam es ab September zu einem starken Wachstumsschub. Viele Unternehmen haben damals ihre Lagerbestände erhöht, um einer durch den Brexit verursachten Unterbrechung der Lieferkette zuvorzukommen.

»Gesundes finanzielles Ergebnis«

Die finanziellen Ergebnisse des Hafenbetriebs Rotterdam waren besser als im Jahr 2019. 2020 wurden wie in den vorhergehenden Jahren einige Standortmietverträge mit Kunden »zu normalen Marktpreisen« verlängert. Die sich daraus ergebenden Mehreinnahmen waren teilweise einmalig (Nachholeffekt aus den Vorjahren) und teilweise strukturell.

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Foto: APMT

Die Einkünfte aus Seehafengebühren lagen 2020 unter denen des Vorjahres, weil der Umschlag bedingt durch die Corona-Pandemie niedriger war. Außerdem lagen die Betriebskosten deutlich unter dem Haushaltsplan, einerseits durch Kostenmaßnahmen und andererseits, weil Veranstaltungen und Reisen nicht stattfinden konnten. Dadurch ergab sich ein Betriebsergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern von 477,5 Mio. € (2019: 433,4 Mio. €).

Das Nettoergebnis belief sich auf 351,7 Mio. € (2019: 238,9 Mio. €). Neben den einmaligen Effekten bei den Einkünften aus Grundstücksvermietung wurde dieses Ergebnis auch stark durch die Nichtrealisierung der beabsichtigten Senkung des Körperschaftssteuersatzes auf 21,7% (bleibt bei 25%) beeinflusst.

Gedämpfter Optimismus

Mit Blick auf die Entwicklung des Umschlagvolumens im Jahr 2021 sind die Hafenverantwortlichen nur begrenzt zuversichtlich. Viel hänge von der Geschwindigkeit und Effektivität der Impfkampagnen durch die nationalen Regierungen ab: »Wenn sich diese Impfprogramme als wirksam erweisen, ist eine Belebung des Welthandels zu erwarten. Eine Rückkehr zu den Durchsatzvolumen vor Corona ist im Jahr 2021 jedoch wegen der mäßigen Aussichten auf eine wirtschaftliche Erholung unwahrscheinlich.«

Castelein betonte allerdings, weiter investieren zu wollen: »Der Hafenbetrieb selbst investiert in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich etwa 1,5 Mrd. € in die Energiewende, die Digitalisierung und die Infrastruktur. Damit sind wir im wahrsten Sinne ein Startmotor für Arbeitsplätze, Einkommen und Wohlstand für die Niederlande GmbH.«