Nach tagelangen Arbeiten ist die im Suez-Kanal havarierte »Ever Given« wieder frei. Nach Ansicht des Verbands deutscher Reeder (VDR) wirft ein Schlaglicht auf die Seeleute und den Welthandel.

[ds_preview]»Der Zwischenfall am Suez-Kanal hat schlaglichtartig klar gemacht, welch elementare Bedeutung der Schifffahrt als Treiber des Welthandels zukommt – ohne Handelsschiffe keine Waren für die Wirtschaft und die Versorgung der Menschen«, sagte VDR-Präsident Alfred Hartmann.

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VDR-Präsident Alfred Hartmann (Foto: VDR)

Die Ursachen des Zwischenfalls sollten jetzt zügig, gründlich und ohne Vorurteile geklärt werden. Gleichzeitig widerspricht er der Kritik an immer größeren Containerschiffen: »Wer vorschnell Beschränkungen für große Containerschiffe fordert, muss gleichzeitig erklären, wie der globale Warenaustausch unter den gegebenen Bedingungen künftig funktionieren soll. Auch im Blick auf den Klimaschutz: gerade große Containerschiffe sind besonders klimafreundlich, wegen ihrer modernen Motoren und der hohen Tragfähigkeit.«

Nach Ansicht des VDR kommen zudem die Besatzungen bei den Debatten über die Havarie zu kurz: »Wir würden uns wünschen, dass auch den Seeleuten an Bord dieser Schiffe zumindest eben solche Sorge wie den Waren zu Teil würde. Auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie haben weltweit immer noch 200.000 Seeleute große Probleme, an oder von Bord ihres Schiffes zu kommen, weil sie in Häfen nicht aussteigen dürfen, es keine Flüge in die Heimat gibt oder ihre Länder sie nicht einreisen lassen.«

Kurz zuvor hatte die taiwanesische Linienreederei Evergreen bestätigt, dass das 400 m lange 20.300-TEU-Schiff nach umfangreichen Bagger- und Schlepp-Arbeiten wieder frei schwimmt: »Damit der Kanal seinen normalen Betrieb wieder aufnehmen kann, verlässt das Schiff mit Hilfe von Schleppern den Ort der Grundberührung.«

Die »Ever Given« lag seit Tagen quer und blockierte das Fahrwasser in beide Richtungen. Der Frachter war auf dem Weg von China nach Rotterdam und war aus bisher ungeklärter Ursache im Suezkanal auf Grund gelaufen. Eine Vielzahl von Schiffen, laut der Kanalbehörde SCA zuletzt rund 370, musste vor den Kanaleinfahrten warten, einige wurden schon um Südafrika umgeleitet.

Das gecharterte Schiff wird für eine Inspektion seiner Seetüchtigkeit auf den Großen Bittersee im Kanal verlegt. Vom Ergebnis dieser Inspektion soll laut Evergreen abhängen, ob das Schiff seinen Liniendienst wieder aufnehmen kann.

An der Bergung waren unter anderem die Unternehmen Boskalis und Svitzer beteiligt. Für das Refloating des 224.000-Tonnen-Containerschiffs wurden rund 30.000 m³ Sand ausgebaggert und insgesamt elf Hafenschlepper und zwei Seeschlepper (»Alp Guard« und »Carlo Magna«) sowie zwei Schwimmbagger eingesetzt.