Reederei Nord, Bulker
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Beim jüngsten Börsengang von Taylor Maritime in London hat das Oldendorff-Unternehmen Schiffe gegen Aktien getauscht und will das Bulker-Segment künftig weiter ausbauen. Dagegen wurden etliche Containerschiffe und auch Tanker verkauft. Von Krischan Förster

Noch vor rund zwei Jahren [ds_preview]standen die Zeichen bei der Reederei Nord au[ds_preview]f Expansion und es wurden Schiffe gekauft. Seither aber haben sich die Märkte und Preise gravierend geändert. Jetzt wird der Kurs neu gesteckt, betroffen ist nach Angaben von Kurt Klemme, Geschäftsführer der Reederei, unter anderem das Containersegment. »Wir werden selbst nicht mehr allein spekulativ in Containerschiffe investieren, sondern nur noch mit Co-Investoren und sicheren Beschäftigungskonzepten«, sagt er.

Seit November 2020 wurde bei anziehenden Charterraten und Asset-Preisen ein Drittel der Containerschiffe verkauft. Zuletzt gingen die beiden Panamax-Einheiten »Nordautumn« und »Nordsummer« (je 3.586 TEU) für zusammen 66 Mio. $ an die französische CMA CGM. Für ein Schwesterschiff war vor dem Jahreswechsel gerade ein Drittel des Preises gezahlt worden.

Und doch ist es mehr als das in der Schifffahrt typische zyklische Verhalten, bei dem man am besten billig einkauft und teuer verkauft. »Die Marktmacht der politisch und finanziell gestützten Linienreedereien ist so groß geworden, dass uns das keinen Spaß mehr macht«, sagt Klemme. Rund 80 % der weltweiten Tonnage seien bei nur drei großen Allianzen im Einsatz, und diese spielten ihre Stärke nicht nur in den Preisverhandlungen mit den Trampreedern aus, sondern drängten mit subventionierten Raten auch kleinere Linienanbieter aus dem Markt.

Von den 26 Containerschiffen vor zwei Jahren sind jetzt noch 18 im Management geblieben, die von Hanseatic Unity Chartering, dem Joint Venture mit Atlantic/Asiatic Lloyd, Borealis und Leonhardt & Blumberg, befrachtet werden. Darunter sind noch acht eigene Schiffe.

Aus Altersgründen wurden zudem zwei LR1-Tanker verkauft. Nach 15 Jahren verkürzt sich nicht nur die vorgeschriebene Frist zwischen zwei Dockungen auf zweieinhalb Jahre, es hätten auch teure Nachrüstungen, unter anderem in Ballastwassermanagement-Sys­teme angestanden. Ein Ersatz mit Neubauten steht laut Klemme erst einmal nicht auf der Agenda, allein schon wegen der Ungewissheit, mit welcher Antriebstechnologie oder welchen Kraftstoffen es in die Zukunft gehen könnte. »Eher können wir uns Secondhand-Tonnage im Aframax-Seg­ment vorstellen.«

Asset-Play mit Bulkern

Der besondere Fokus liegt derzeit daher auf Bulkern. Anders als bei Containerschiffen ist das globale Orderbuch eher schwach bestückt, »und wenn die Corona-Auswirkungen abklingen, wird es einen Aufholjagd geben«, ist Klemme überzeugt. Auch für dieses Segment gilt: Nicht alles muss aus eigener Kraft gestemmt werden.

Der jüngste Coup der von Klaus E. Oldendorff gegründeten Reederei: Man war beim jüngsten, Aufsehen erregenden Börsengang von Taylor Maritime Investments (TMI) dabei, dem ersten Londoner IPO seit dem von Tufton Oceanic Assets 2017. Das von Edward Buttery geführte Unternehmen war im Mai mit 23 Schiffen an den Start gegangen und hatte beim Debüt in London Aktien im Wert von insgesamt rund 254 Mio. $ an Investoren verkauft. Die Reederei Nord hatte dabei Bulker aus dem eigenen Bestand eingebracht und gegen TMI-Aktien getauscht und ist über die in zweiter Generation an der Unternehmensspitze stehenden Zwillinge Christian und Nikolaus Oldendorff jetzt mit knapp 15 % einer der wichtigsten Aktionäre bei TMI.

Seit jeher wird bei »Nord« mit internationalen Investoren zusammengearbeitet, um die Flotte zu finanzieren. Über die Beteiligung an einem börsennotierten Unternehmen verspricht sich Klemme nicht nur einen neuen Zugang zu Kapital, Gewinne bei steigenden Aktienkursen und über den Sitz im TMI-Board zu Marktinformationen, sondern auch neue und erweiterte Chancen für die Reederei im technischen Management.

Kurz nach dem Börsengang hatte TMI bereits zwei weitere Zugänge vermeldet, dabei handelte es sich um zwei in Japan gebaute Handysize-Bulker, die für 26,45 Mio. $ und damit unter dem aktuellen Marktwert erworben werden konnten. Weitere sechs Schiffe sollen laut Makler-Angaben noch folgen.

Die Reederei Nord selbst betreibt derzeit insgesamt elf Handysize- und zwei Ultramax-Bulker. Während das technische Management im eigenen Haus erfolgt, werden die Schiffe gemeinsam mit Peter Döhle im Hanseatic Unity Handy­size Pool befrachtet, der zu Jahresbeginn 2019 gegründet worden war. Weitere Zukäufe in diesen beiden bereits besetzten Segmenten will Klemme nicht ausschließen.