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Die russische Invasion in die Ukraine, die westlichen Sanktionen und Moskauer Gegenmaßnahmen betreffen zunehmend auch unmittelbar die Handelsschifffahrt. Frachter werden festgehalten, die IMO ist besorgt.[ds_preview]

Kitack Lim, Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtsorganisation der UNO, zeigte sich zuletzt »sehr besorgt« über die Auswirkungen der Militäraktion in der Ukraine auf die weltweite Schifffahrt sowie die Logistik- und Versorgungsketten, insbesondere auf die Lieferung von Rohstoffen und Lebensmitteln an Entwicklungsländer.

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IMO Secretary-General Kitack Lim (Photo: IMO)

»Neben den Menschen in der Ukraine sollten auch unschuldige Schiffe, Seeleute und Hafenarbeiter, die im legalen Handel tätig sind, nicht von dieser sich ausweitenden Krise betroffen sein«, so der koreanische Schifffahrtsdiplomat. Die Schifffahrt, insbesondere die Seeleute, dürften nicht zu »Kollateralopfern« einer größeren politischen und militärischen Krise werden.

Zwei Bulker von Russland festgesetzt?

Zuvor hatte es einige Meldungen über politische und militärische Maßnahmen gegen zivile Handelsschiffe gegeben. Der Branchendienst Dryad etwa spricht von zwei Schiffen, die – bislang unbestätigten Meldungen zufolge – von der russischen Marine in der Nähe der Snake Island gestoppt wurden, als sie aus rumänischen Gewässern kamen. Die unter ukrainischer Flagge fahrenden Bulker »Athena« und »Princess Nicole« sollen in Richtung der Halbinsel Krim geleitet worden sein.

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© Pixabay

In einer Erklärung der ukrainischen Regierung heißt es, dass russische Marineschiffe nach der Ankündigung einer »Anti-Terror-Operation« im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres zwei ukrainische Zivilschiffe gekapert hätten. Es wird darauf hingewiesen, dass dies »gegen die Normen und Konventionen des internationalen Rechts verstößt«. Der Eigner der »Athena« soll die Behörden unterrichtet haben, dass sein Schiff den Befehl erhalten habe, sich einem russischen Kriegsschiff zur Inspektion zu nähern. Dem Dryad-Bericht zufolge wurde das AIS beider Bulker abgeschaltet und die Kommunikation eingestellt. Zuletzt zeigten die Daten an, dass sich die Frachter 18 sm vor der Küste der Krim aufhalten. Laut den ukrainischen Behörden sind 50 zivile Seeleute sowie Dieselkraftstoff und Getreide an Bord.

Franzosen »geleiten« russischen MPP-Frachter

Einem weiteren Bericht zufolge sollen französische Marine-Einheiten, die im Ärmelkanal patrouillieren, ein unter russischer Flagge fahrendes Frachtschiff abgefangen und zur Untersuchung in den Hafen von Boulogne-Sur-Mer eskortiert haben. An Bord sollen vor allem Fahrzeuge sein. Die Maßnahme soll durch die Finanzsanktionen ausgelöst worden sein, die vor einigen Tagen gegen Russland wegen seines Einmarsches in der Ukraine verhängt wurden. Eine Marinesprecherin sagte, es handele sich um die erste derartige Aktion im Ärmelkanal.

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Fregatte »Esbern Snare« (© Forsvaret)

Das etwa 130 m lange Schiff, bei dem es sich um den MPP-Frachter »Baltic Leader« handeln soll, der im Jahr 2000 in Deutschland gebaut worden war und aktuell für Transmorflot aus Russland fahren soll. Er war auf dem Weg von Rouen in der Normandie nach Sankt Petersburg und wurde in der Nähe von Honfleur gestoppt. Die Zollbeamten sollten prüften, ob das Schiff tatsächlich mit russischen Finanzinteressen in Verbindung stehe.

Dänemark holt Fregatte aus Anti-Piraterie-Einsatz zurück

Währenddessen hat Dänemark seine Fregatte »Esbern Snare« »aufgrund der aktuellen Lage« aus dem Golf von Guinea zurück beordert. Dort war das Schiff gegen die westafrikanische Piraterie im Einsatz. Nach der Ankunft in Dänemark soll das Marine-Schiff mit »Notfallvorbereitungen« beginnen, um einen Beitrag zur maritimen Komponente der NATO-Reaktionskräfte (NRF) zu leisten. Dänemark gehört zu den stärksten westeuropäischen Unterstützern der Ukraine während der aktuellen Krise.

Ob die Türkei die Durchfahrt durch den Bosporus für russische Kriegsschiffe sperrt, ist noch unklar. Es gibt noch keine offizielle Verlautbarung dazu.