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Während sich die Kämpfe in der Ukraine intensiviert haben und immer mehr zivile Opfer gemeldet werden, sind die Linienreedereien mit einem erheblichen Rückstau an Ladung für die Ukraine konfrontiert.[ds_preview]

Viele Container müssen umgeroutet oder zwischengelagert werden, was die Engpässe in dem Segment erneut befeuern könnte. Die weltgrößte Linienreederei MSC warnte ihre Kunden bereits, dass die Ausweichkapazitäten zum Löschen von Ladung an Hafenplätzen außerhalb der Ukraine im Schwarzen Meer und dem Mittelmeer immer knapper würden.

»Die Stapelflächen in anderen Hub-Häfen der Region sind bereits sehr voll. Wir erwarten, dass die Auswirkungen der Ukraine-Krise zu zusätzlichen Herausforderungen innerhalb der gestörten Lieferketten führen werden«, so MSC. Import-Container für die Ukraine würden jeweils im nächsten ausländischen Häfen entlang der Fahrplanroute von Bord geholt. Neue Buchungen nimmt MSC wie alle anderen Linien bis auf Weiteres nicht mehr an.

Rakete trifft Tanker

Für die Schifffahrt besteht ein hohes Risiko im Schwarzen Meer, wie der Fall eines unter moldauischer Flagge fahrenden Chemietankers zeigt. Die Nachrichtenagentur reuters berichtet, dass das Schiff nahe des ukrainischen Hafens Odessa von einer Rakete getroffen wurde. Zwei Seeleute wurden den Angaben zufolge schwer verletzt.

CMA CGM teilte mit, dass ukrainische Ladung auf die Häfen Konstanza, Tripolis und Piräus verteilt werde. Maersk will die entsprechenden Container in Port Said und Körfez (Türkei) löschen und zwischenlagern. Die bestehenden Abfertigungsengpässe in den Häfen würden durch die Ukraine-Ladungen noch verstärkt, warnt der Branchenexperte Lars Jensen von der Beratungsfirma Vespucci Maritime: »Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Container für einen langen Zeitraum im Hafen oder einem Depot in der Nähe stehen bleiben müssen.«

Neben zahlreichen Feeder-Diensten sind nach Angaben der Beratungsfirma Drewry drei Deepsea-Dienste der Linienreedereien von den Hafenschließungen in der Ukraine betroffen: ein Asien-Dienst der Ocean Alliance sowie je ein Europa-Mittelost- und Nordamerika-Dienst von Maersk.

Korrigierte Prognosen

Neben den operativen Störungen warnt Drewry vor allem vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krise auf den Welthandel. Die Carrier müssten sich auf deutliche Korrekturen in den Wachstumsprognosen einstellen. Kurzfristig könnten die logistischen Störungen aufgrund des Krieges aber den Frachtraten neuen Aufschwung verleihen. So tendierten die Spotraten auf der Route von Fernost in den Mittelmeerraum laut dem Freightos Baltic Index heute gegen den Trend leicht nach oben, auf 13.980 $/FEU.
Einen Schritt weiter als seine Wettbewerber ist Hapag-Lloyd gegangen. Das Unternehmen teilte gestern mit, dass neben der Ukraine vorerst auch kein Geschäft von und zu den russischen Häfen mehr eingebucht werde.  (mph)