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Die Frachtabschlüsse für Rohöl haben bei stark gestiegener Unsicherheit aufgrund des russischen Einmarsches in der Ukraine kräftig angezogen.[ds_preview]

Die verschärften geopolitischen Spannungen sorgen aktuell offenbar für gewisse Eile bei Handel und Befrachtung von Rohöl. Jedenfalls hat die Aktivität am Chartermarkt für Crude-Tanker diese Woche deutlich zugelegt und die Tageserträge erstmals seit langer Zeit nach oben getrieben. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC schossen nach Angaben von Clarksons Platou bis gestern auf Wochensicht um 152% auf 9.200 $/Tag hoch. „Es scheint, als könnten die Reeder die erhöhten Unsicherheiten klar für sich ausnutzen“, erklärte ein anderer britischer Makler. Zwar haben die westlichen Staaten klargestellt, dass Rohöl und Gas von Sanktionen gegen Russland ausgenommen blieben. Allerdings ist unklar, ob Putin selbst Energielieferungen als Faustpfand einsetzen und Mengen begrenzen wird. Auf jeden Fall sorgte die Verunsicherung an den Märkten zunächst für einen kräftigen Anstieg der Rohölpreise, die Nordseesorte Brent verteuerte sich gestern in der Spitze auf knapp 105 $/Barrel. Heute gab der Preis wieder auf unter 100 $/Barrel nach.

Für Suezmax-Tanker verdoppelten sich die Spoteinnahmen auf rund 16.000 $/Tag. Den kräftigsten Anstieg um 160% auf übe 33.000 $/Tag gab es wenig überraschend auf der Route vom Schwarzen Meer (Noworossijsk) in das Mittelmeer. Die Aframaxe verzeichneten sich relativ moderate Steigerungen, um durchschnittlich 17% auf 13.700 $/Tag. Den größten Ausschlag gab es auch hier in einem Fahrtgebiet, das Russland betrifft. So zog das Level für Fahrten innerhalb der Nordsee um 114% auf 27.500 $/Tag an. Aus der Ostsee heraus soll ein Aframax sogar eine Reise zu über 100.000 $/Tag geschlossen haben.

Am Trockenfrachtmarkt zeigte das Ratenbarometer ebenfalls nach oben – wenn auch nicht so steil. Der Baltic Dry Index kletterte um 113 auf 2076 Punkte. Den größten Sprung legten die Panamax-Bulker hin: Die Durchschnittsrate des Index-Typschiffs mit 82.500 tdw stieg um 12% auf 23.922 $/Tag. Handies (38.000 tdw) verzeichneten ein Plus von 9% auf 25.174 $/Tag, während sich die Supramaxe (58.000 tdw) um 4% auf 26.587 $/Tag steigerten. Großbulker der Capesize-Klasse liegen zu Wochenschluss nur noch knapp im Plus (+1%) bei 14.026 $/Tag, nachdem die Raten ab Mittwoch wieder nachgaben. Auch am Trockenmarkt werden verschiedene Sanktionsszenarien durchgespielt. So Marktinsider zusätzliches Ladungspotenzial für Panamaxe, falls Europa seine Kohlezukäufe in Russland reduziert und dafür größere Mengen aus den USA und aus Kolumbien importiert. (mph)