Nach einer langen Flaute verspüren die kleineren Frachter am Spotmarkt in Nordeuropa wieder Aufwind. Die Raten zogen dort teils um mehrere Tausend Dollar an.[ds_preview]

Am Bulker-Chartermarkt war die Entwicklung diese Woche geteilt. Die Spotraten der Capesize-Frachter kamen bei schwacher Nachfrage im Pazifik unter Druck, für die kleineren Bulker ging es weiter aufwärts. Der Baltic Dry Index lag gestern (Donnerstag) auf Wochensicht mit 1.757 Punkten leicht im Plus (+37).

Am stärksten konnten sich die Handies verbessern: Dank eines höheren Ladungszustroms im Atlantik kletterte die Durchschnittsrate (7TC) im Zeitcharter-Trip-Business um 5% auf knapp 18.000 $/Tag. Zusätzliche kurzfristige Charteranfragen für Anfang/Mitte Oktober treiben das Ratenniveau für Transatlantik-Trips ex Ostküste Südamerikas nach Europa allmählich wieder Richtung 30.000 $/Tag.

Am Kontinent in Nordeuropa liegt das Niveau zwar deutlich niedriger. Allerdings ist der Aufwärtstrend hier am auffälligsten, weil der Markt über Monate am Boden lag. Wie um diese Jahreszeit üblich kommt mehr Exportgetreide in die Häfen, was für steigende Aktivität sorgt. Die Index-Raten der Baltic Exchange für die Routen von Skaw/Passero Richtung Ostküste Südamerika und Richtung US-Ostküste kletterten im Wochenverlauf um rund 10% auf 12.879 und 14.521 $/Tag. Einzelne Makler berichten aber längst viel höhere Abschlüsse: Ein 36.000-Tonner soll demnach 18.000 $/Tag für eine Getreideverschiffung von Polen ins westliche Mittelmeer bekommen haben. Für Transatlantik-Trips zur US-Ostküste wurden Berichten zufolge Abschlüsse zu 17.000 $/Tag sowohl ab Kontinent als auch aus dem Mittelmeer heraus verzeichnet. Neben einem Zuwachs an Volumen habe dem Markt gut getan, dass zahlreiche Schiffe wegen der zuvor schlechten Raten abgezogen worden seien und sich das Tonnageangebot entsprechend ausgedünnt habe, ist zu hören.

Mehr Geschäft auch für Supramaxe

Auch für die Supramaxe gab es wieder mehr Geschäft in Nordeuropa, vor allem mehr Schrott- und Kohleladungen als in den Wochen davor, hieß es. Für Verschiffungen ins Mittelmeer und zum Persischen Golf bezahlten Charterer Berichten zufolge 17.000 bis 18.000 $/Tag. Die Index-Rate für Verladungen vom Kontinent zum US Golf stieg auf Wochensicht um 600 auf 18.089 $/Tag. Im asiatisch-pazifischen Raum sorgten zusätzliche Kohleladungen ex Indonesien für leichten Auftrieb. Alles in allem verbesserte sich das Durchschnittsniveau der Supras (10TC) um 2% auf 18.411 $/Tag.

Die Panamaxe verzeichneten ein Plus von 3% auf durchschnittlich 18.567 $/Tag im Trip-Business, getrieben hauptsächlich durch erhöhte Charternachfrage im Nordatlantik für Kohlenverschiffungen. Im Pazifik gab das Ratenniveau hingegen nach.

Gemischtes Bild im Capesize-Markt

Die Großbulker der Capesize-Klasse konnten sich ebenfalls im Atlantik wacker behaupten, während das Ertragsniveau im Pazifik stark nachgab. Die Durchschnittsrate (5TC) lag gestern dank des guten Wochenauftakts mit 16.202 $/Tag noch marginal über dem Niveau von vor einer Woche, in den vergangenen Tagen war es aber mit immer größeren Schritten nach unten gegangen. Hauptproblem sei die schwache Tonnagenachfrage für Erzverschiffungen ex Australien gewesen, teils aufgrund von Feiertagen »down under«. Die Aussichten für nächste Woche sind angesichts der Golden Week in China gedämpft.

Minus für Tanker-Eigner

Die Eigner von Rohöltankern mussten im Chartergeschäft diese Woche etwas kleinere Brötchen backen. Im VLCC-Segment ließ die Charteraktivität erstmals seit Wochen merklich nach, was dazu führte, dass die durchschnittlichen Spoteinnahmen um rund ein Viertel auf unter 60.000 $/Tag fielen. Maklern zufolge haben die Ölkonzerne nach der vorangegangenen Raten-Rallye erst einmal Ladungen zurückgestellt, um Druck aus dem Markt zu nehmen. Die Aussichten für das Segment seien aber nach wie vor gut, weil Europa aufgrund des nahenden Embargos auf russisches Rohöl mehr Lieferungen aus entfernteren Regionen wie dem Persischen Golf beziehen müsse, erklärte Clarksons Platou.

Im Suezmax-Segment war der Markt sowohl im Schwarzen Meer als auch in Westafrika ruhiger als in der Vorwoche. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen sanken von rund 52.000 auf 46.000 $/Tag. Die Aframaxe profitierten hingegen von einer weiteren Zunahme der Aktivität in der Nordsee, infolgedessen kletterte das Ertragsniveau deutlich auf über 60.000 $/Tag.     (mph)