Rolf Thore Roppestad, CEO, Gard
Gard-CEO Rolf Thore Roppestad (© Gard)
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Der P&I-Marktführer Gard erlitt im ersten Halbjahr aufgrund von Turbulenzen an den Kapitalmärkten deutlich höhere Verluste als im Vorjahr. Die Prämien sollen um 5 bis 7% steigen.[ds_preview]

Beim größten P&I-Versicherer Gard klafft zur Halbzeit des Geschäftsjahres (per 20.08.) ein Finanzloch von 49 Mio. $. Der Verlust fällt damit erheblich höher aus als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres mit 27 Mio. $.

Schuld an der Verschlechterung sind Verwerfungen an den Kapitalmärkten – insbesondere der Kursverfall bei langfristigen Anleihen aufgrund der Zinssteigerungen im Jahresverlauf. Rund 70% der Kapitalanlagen von Gard entfallen auf Anleihen. Die Wertberichtigungen bei den Investments belaufen sich laut dem heute veröffentlichten Halbjahresbericht auf insgesamt 117 Mio. $. Sie übertreffen damit deutlich den positiven Beitrag von 68 Mio. $ aus dem Kerngeschäft mit Risikodeckungen.

Hier konnte sich Gard dank verringerter Großschäden gegenüber dem Vorjahr erheblich steigern. Im ersten Halbjahr 2021 war noch ein negatives »technisches« Ergebnis von 50 Mio. $ angefallen. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich damit von 113% auf 85%, das bedeutet: Nach Abzug von Schäden, Provisionen und Betriebskosten verblieben 15% der eingenommenen Prämien als Gewinn.

Gard-Chief Executive Rolf Thore Roppestad erklärte, das Ergebnis liege angesichts des Kapitalmarktumfelds noch im Rahmen der Erwartungen. »Für Viele in den maritimen Industrien ist es ein sehr herausforderndes Jahr.«

Mit freien Reserven von über 1,2 Mrd. $ sieht sich der größte unter den 13 P&I Clubs der International Group, die die Haftungsrisiken eines Großteils der Weltflotte versichern, weiterhin sehr gut kapitalisiert. Nichtsdestotrotz müssten die P&I-Beiträge für 2023/24 deutlich angehoben werden, weil die durchschnittlichen Schadenkosten im Zuge der Inflation ebenfalls zunähmen, wie Gard in einem separaten Rundschreiben an die Mitglieder informiert. Auf Erhöhungen zwischen +5 und +7% müssten sich Flotten mit akzeptablen Schadenquoten einstellen, heißt es. Gleichzeitig will der Club an der Praxis festhalten, bestehenden Mitgliedern einen Rabatt von 5% auf die noch zu vereinbarende Jahresprämie einzuräumen.