Containerschiffe
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Quartalszahlen wieder in Millionen statt Milliarden? Die Ergebnisse der Linienreedereien könnten im vierten Quartal um bis zu 70 % sinken, angesichts der Ratenentwicklung könnte es mit den Rekordquartalen bald vorbei sein.[ds_preview]

Die Prognosen für die verbleibenden Monate des Jahres deuten darauf hin, dass die Linienreedereien im letzten Quartal 2022 einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnen werden. Der Branchendienst Alphaliner geht davon aus, dass der Rückgang in einigen Fällen bis zu 70 % gegenüber dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum betragen kann.

Für die israelische Linienreederei ZIM deuten die Zeichen bereits auf ein deutlich niedrigeres Ergebnis. ZIMs jüngste Prognose für das Gesamtjahr, zuletzt mit der Bekanntgabe der Ergebnisse für das dritte Quartal bestätigt, geht von einem Betriebsergebnis (EBIT) zwischen 439 und 739 Mio. $ für das letzte Quartal aus.
»Dies wäre das erste Mal seit dem zweiten Quartal 2021, dass ein Top-10-Carrier ein vierteljährliches Betriebsergebnis in Millionen statt in Milliarden Dollar ausweist. Es würde auch einen Rückgang von 50 % bis 70 % gegenüber dem Betriebsergebnis von ZIM im dritten Quartal bedeuten«, so Alphaliner.

Maersk ist immer noch auf dem besten Weg, für das vierte Quartal ein außerordentliches Betriebsergebnis von 5,2 Mrd. $ zu verbuchen. Diese Zahl würde allerdings einen Rückgang um fast 45 % gegenüber dem Vorquartal bedeuten.

Hapag-Lloyd prognostiziert für das letzte Quartal des Jahres ein EBIT zwischen 2,07 und 3,9 Mrd. €, was einem Rückgang um 30 bis 60 % gegenüber dem dritten Quartal entspricht. Die Ganzjahresprognosen für ONE beziehen sich auf das japanische Geschäftsjahr (April-März) und sind daher nicht direkt vergleichbar. Doch selbst wenn theoretisch 70 % des für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres prognostizierten Ergebnisses (4,1 Mrd. $) im vierten Quartal verbucht würden, entspräche dies einem Gewinnrückgang von mehr als 45 % im Vergleich zum Vorquartal, so Alphaliner.

»Ende der Rekordquartale«

Das Ende der Rekordquartale sieht auch das Olsoer Analysehaus Xeneta kommen. So seien die langfristigen Seefrachtraten im November im Vergleich zum Vormonat stark gesunken. Die neuesten Daten des Xeneta Shipping Index (XSI) zeigen, dass die Raten weltweit um 5,7 % gesunken sind, wobei alle wichtigen Korridore negative Import- und Exporttrends verzeichneten. Dies ist der dritte Monat in Folge, in dem die Raten gesunken sind, und der stärkste Rückgang im Vergleich zum Vormonat seit Einführung des XSI im Jahr 2019.

»Ich denke, dass der XSI dieses Monats ein untrügliches Zeichen für die Veränderung der Marktgrundlagen ist. Die Durchschnittsraten sinken jetzt und markieren das Ende der Rekordquartale, an die wir uns von den führenden Anbietern fast schon gewöhnt haben. Auf dem Weg ins Jahr 2023 erwarten uns stürmische Zeiten für ein Segment, das so oft als Indikator für das Wohlergehen der Weltwirtschaft gilt«, sagt Patrik Berglund, CEO von Xeneta.

Trotz den zahlreichen negativen Indikatoren in den Echtzeitdaten von Xeneta, die von führenden globalen Verladern gesammelt werden, weist Berglund darauf hin, dass der Markt von einem Hochpunkt aus fällt. Die globalen Raten lägen immer noch um 67,2 % höher als im November 2021.