In Hamburg ist erneut die Diskussion um den Ersatz der Köhlbrandbrücke – eine der wichtigsten Verkehrsadern des Hafens – entfacht. 

Erst sollte sie 2012 durch eine neue Brücke ersetzt werden. 2021 wurde ein Tunnel unter der Elbe ins Spiel gebracht. Dieses Jahr kam dann der Rückzieher. Jetzt wird eine dritte Option diskutiert.[ds_preview]

Im Juni 2012 hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz bekannt gegeben, dass die Köhlbrandbrücke abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird. Daraufhin begannen jahrelange Planungen und Debatten.

2021 wurde Pläne veröffentlicht, nach denen die Brücke durch einen Tunnel ersetzt werden sollte. Was unter anderem den Vorteil für Reedereien gehabt hätte, deren Schiffe aufgrund ihrer Höhe nicht unter der Brücke hindurch passen.

Vorgesehen war ein Tunnel unter dem Köhlbrand, etwas nördlich der bestehenden Brücke, mit zwei Ebenen und zwei Röhren. Geplanter Baustart für den Tunnel war das Jahr 2026. Es wurde mit sechs bis sieben Jahren Bauzeit gerechnet. Mehr als 3 Mrd. € wurden für das Projekt veranschlagt.

Köhlbrandbrücke: Kehrtwende wegen Kostenexplosion

Im April dieses Jahres kam die Kehrtwende der Hamburger Wirtschaftsbehörde. Die Bauzeit wurde auf bis zu neun Jahre geschätzt. Die Kosten auf bis zu 5 Mrd. €. Damit kam ein Brückenneubau wieder auf den Tisch. Auch weil der Untergrund laut Angaben für einen Tunnelbau zu »matschig« sei. Die Wirtschaftsbehörde stellt die bisherigen Planungen aktuell auf den Prüfstand. Es sollen Vor- und Nachteile eines Tunnels bzw. Brücke gegeneinander abgewogen.

Umweltsenator spricht sich für eine dritte Variante aus

Nun hat sich Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) zu der Köhlbrandbrücke geäußert und für eine dritte Option ausgesprochen, nämlich dem Brückenerhalt. Wie verschiedene Medien berichten, plädiert Kerstan dafür, nochmal zu prüfen, ob die jetzige Brücke erhalten werden kann.

Vor dem Hintergrund der erneuten Debatte fordern Hamburger Hafenunternehmen einen raschen Ersatz. In einem Statement weißt

Norman Zurke UVHH
Norman Zurke

Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, auf die Dringlichkeit hin:

»Die Köhlbrandbrücke ist die Hauptschlagader des Hamburger Hafens. Täglich passieren rund 38.000 Fahrzeuge die Brücke, davon knapp 40% Lkw. Tendenz steigend. Altersbedingt sowie aufgrund der hohen verkehrlichen Belastung ist die Brücke zurzeit nur noch eingeschränkt nutzbar. Für Lkw gibt es ein Abstandsgebot und Überholverbot, die Schifffahrt ist durch die Durchfahrtshöhe limitiert.

Ohne eine leistungsfähige Querung, die den verkehrlichen Anforderungen der Zukunft Rechnung trägt, wird der Hafen seine Funktion nicht mehr erfüllen können. Wegen der hohen verkehrlichen Bedeutung einer leistungsfähigen Köhlbrandquerung ist dieses Projekt auch im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen verankert. Dort heißt es: ›Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung für die Verkehrsanbindung des Hamburger Hafens besteht neben den Interessen der FHH auch ein erhebliches Bundesinteresse an einer dauerhaft leistungsfähigen Köhlbrandquerung. Der Bund und Hamburg haben deshalb … ihr gemeinsames Bestreben bekundet, den Ersatz der Köhlbrandquerung sicherzustellen‹. An dieser Notwendigkeit habe sich nichts geändert, so Zurke.