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Die große Nachfrage im Car-Carrier-Markt lässt die Charterraten auf ein Allzeithoch klettern – kein Schifffahrtsmarkt wächst schneller. Eine wirklich Entspannung ist nicht auf die Schnelle zu erwarten.

Im heute veröffentlichten Report »Car Carrier Trade & Transport« macht der Branchendienst Clarksons Research deutlich, dass die Rahmenbedingungen für die Reeder – und in der Folge auch für Werften – nach wie vor sehr gut sind.[ds_preview]

Managing Director Steve Gordon sagte: »Die Märkte für Autotransporter befinden sich nach wie vor auf einem Allzeithoch, die Transportkosten sind hoch, die Charterraten sind im Jahresvergleich um weitere 10% auf einen neuen Rekordwert von 115.000 $ pro Tag gestiegen und die Betreiber von Autotransportern melden im Allgemeinen sehr gute Gewinne.« Die Charterraten haben damit mehr als das 7-fache des Durchschnittswerts für 2019.

Der seewärtige Autohandel für 2023 dürfte voraussichtlich um 17% gegenüber dem Vorjahr auf 23,7 Mio. Fahrzeuge gestiegen sein. Damit weise der Markt der Car Carrier »das schnellste Wachstum im gesamten Seeverkehr« auf und übertreffe den bisherigen Höchststand von 21,5 Mio. Fahrzeugen im Jahr 2018, heißt es.

Zu den bestimmen Faktoren für die Nachfrage im Car-Carrier-Markt gehören:

  • Starkes Exportwachstum aus Asien, darunter China (4,1 Mio. Fahrzeuge für 2023 prognostiziert, gegenüber <1 Mio. Fahrzeuge im Jahr 2020), Japan (plus 17 % auf 5 Mio. Fahrzeuge) und Südkorea (plus 20 % auf 3,2 Mio. Fahrzeuge).
  • Die USA werden laut Clarksons weiterhin der größte Importeur bleiben (4,2 Mio. Autos), aber die europäischen Importe waren in diesem Jahr insgesamt die größte Triebkraft für das Importwachstum (+39%)
  • Trends zu größeren Entfernungen (die durchschnittliche Handelsentfernung ist seit 2020 um 7% gestiegen), zunehmender Handel mit Elektro- und Hybridfahrzeugen (29% Anteil am Handel gegenüber 9% im Jahr 2019) und mehr »große und schwere« Ladung.

Gerade die Kombination aus Nachfrage-Boom sowohl im Auto- als auch im High-&-Heavy-Transport sorgt bei den Car-Carrier-Reedereien für enorm gute Zahlen. Eine Situation, die es so noch nicht gegeben habe, sagt auch Carsten Wendt, Head of High & Heavy / Breakbulk bei der Reederei Wallenius Wilhelmsen in der aktuellen Episode des HANSA PODCASTs. Entsprechend groß ist der Bedarf an neuen Schiffen, das aktuelle Orderbuch der Reederei reiche »bei Weitem nicht aus«, so der Manager.

Hören Sie hier die neue Episiode: Wendt spricht darin unter anderem über die Marktlage für Car Carrier, neue Konkurrenz aus China, eine Loyalität deutscher Autobauer, die Trends bei »High & Heavy« und wie die Breakbulk-Kunden darunter »leiden«, Schiffsgrößen (»Ende des Wachstums erreicht«) und Fehler von Containerreedern.

Wendt Wallenius Wilhelmsen Podcast2

760 Car Carrier in der Flotte

Laut dem Clarksons-Bericht besteht die Autotransporterflotte aktuell aus 760 Schiffen mit einer Kapazität von 4 Mio. TEU. Das entspricht einem Anstieg von nur 2% gegenüber 2019. Eine Reihe von Neubau-Bestellungen gab es, 80 Order im Jahr 2023, wodurch sich das Auftragsbuch auf beachtliche 37 % der Flottenkapazität erhöht.

Es wird weiterhin stark in umweltfreundliche Car Carrier investiert, wobei 85 % der bestellten Schiffskapazitäten mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden können. Dabei handelt es sich hauptsächlich um LNG (149 Schiffe mit einem Gesamtauftragswert von 14,5 Mrd. $) und jetzt auch um Methanol (10 Schiffe mit einem Auftragswert von 1 Mrd. $), wobei viele bestellte Schiffe auch mit Ammoniak oder Methanol betrieben werden können.

Clarksons-Analyst David Whittaker erwartet, dass das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS)  im Jahr 2024 ca. 300 Mio. $ für den Autotransportsektor ausmachen wird. Auf der Grundlage der aktuellen Kohlenstoffkosten könne sich dies auf ca. 750 Mio. $ im Jahr 2026 erhöhen, schreibt er.

Die Neubaupreise für einen LNG-fähigen Car Carrier mit ca. 7.000 CEU liegen bei rund 97 Mio. $. Zwar wird erwartet, dass das Flottenwachstum im Zuge der Umsetzung des Neubauprogramms auf 8% pro Jahr ansteigt und sich die außergewöhnlichen Wachstumsraten im Handel wahrscheinlich abschwächen werden, da die aufgestaute Fahrzeugnachfrage abgearbeitet wird. »Doch die kurzfristigen Aussichten für die Marktbedingungen für Car Carrier sind nach wie vor robust, und eine eventuelle ›Normalisierung‹ der Marktbedingungen könnte durchaus einige Zeit dauern«, so der Report weiter.