Training im zur Abwehr von Piraten Piraterie (Foto IMO)
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Schiffe mit deutscher Beteiligung am zweithäufigsten betroffen: 2023 verzeichnen Beobachter einen Anstieg von Fällen von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf See.

Der Jahresbericht zur Seepiraterie und bewaffneten Raubüberfällen des Internationalen Schifffahrtsbüros der ICC verzeichnet eine Zunahme von Vorfällen in 2023 im Vergleich zum Vorjahr. So wurden insgesamt 120 Vorfälle von Seepiraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe gemeldet, gegenüber 115 im Jahr 2022. 105 Schiffe wurden geentert, neun Angriffe versucht, vier Schiffe gekapert und zwei Schiffe beschossen. [ds_preview]

Das IMB warnt insbesondere vor der zunehmenden Gefährdung der Schiffsbesatzungen: Die Zahl der Besatzungsmitglieder, die als Geiseln genommen oder entführt wurden, stieg von 41 auf 73 bzw. von zwei auf 14. Weitere zehn Besatzungsmitglieder wurden bedroht, vier verletzt und eines angegriffen. Am 14. Dezember 2023 registrierte das IMB die erste Schiffsentführung – eines Massengutfrachters mit 18 Besatzungsmitgliedern – vor der Küste Somalias seit 2017. Der mutmaßlich von somalischen Piraten geenterte Frachter wurde kurz darauf von der indischen Marine befreit.

Golf von Guinea bleibt Hotspot der Piraterie

Auch wenn die Zahl der gemeldeten Vorfälle im Golf von Guinea tendenziell rückläufig ist (22 Vorfälle im Jahr 2023 gegenüber 19 im Jahr 2022, aber 35 im Jahr 2021 und 81 im Jahr 2020), ereigneten sich drei von vier der im vergangenen Jahr weltweit gemeldeten Entführungen in diesen Gewässern, die somit weiterhin als gefährlich einzustufen sind. Auch für die Straße von Singapur gibt es laut IMB-Bericht »keinen Grund zur Entwarnung«: Zwar handelte es sich hier überwiegend um geringfügigere Zwischenfälle, jedoch bleibt die Anzahl an Vorfällen konstant hoch (2023: 37 zu 2022: 38).

Schiffe mit deutscher Beteiligung waren in 2023 insgesamt 14 Mal und damit nach Singapur (28) am zweithäufigsten betroffen. Auf einer Karte zeigt das IMB die Vorfälle, auch für das Jahr 2024 gibt es bereits eine mit eingehenden Meldungen laufend aktualisierte Karte.

ICC Germany-Generalsekretär Oliver Wieck erklärt: »Die wachsende Zahl an Überfällen auf Schiffe und Besatzungen ist besorgniserregend. Sie zeigen einmal mehr, dass Piraterie kein Relikt der Vergangenheit, sondern eine hochaktuelle Herausforderung ist.

Hinzu komme, dass im Zuge des Nahostkonflikts die politisch motivierten Angriffe militanter Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer zunähmen. Dadurch werde eine auch für die deutsche Exportwirtschaft besonders wichtige Schifffahrtsroute behindert. »Rund 90 % des Welthandels werden heute über den Seeweg abgewickelt. Für die deutsche Exportwirtschaft ist es von existenzieller Bedeutung, dass der Seehandel offen und sicher bleibt. Nur so können weitere Störungen in den Lieferketten und höhere Kosten vermieden werden«, so Wieck.