Peter Sand
Peter Sand © Xeneta
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Die Angriffe der USA und Großbritanniens auf die Huthis verschärfen die Spannungen in der Region erst einmal. Analysten rechnen mit drastischen Ratenanstiegen und Monaten bis zur Lösung des Konflikts.

Gegen 2.30 Uhr morgens (Sanaa/Rotes Meer) am heutigen Freitag haben das US-amerikanische und das britische Militär Luftangriffe auf Ziele im Jemen geflogen. Damit reagierten sie auf die Angriffe der Huthi-Miliz auf Handelsschiffe im Roten Meer, von denen es seit dem 19. November insgesamt 27 gegeben hat. Wie wirkt sich diese neue Entwicklung auf die Schifffahrt in der Region aus? [ds_preview]

Peter Sand, Chefanalyst bei der Frachtraten-Benchmarking-Plattform Xeneta, sagt: »Wir wollen, dass die Schiffe sicher und risikofrei durch das Gebiet fahren können, und dazu muss sich die Lage beruhigen.«

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Die Huthis selbst filmten den Angriff auf den japanischen Autotransporter »Galaxy Leader« (© via X)

»Die Raketenangriffe der USA und Großbritanniens im Jemen sind vielleicht der Anfang vom Ende dieser Krise, aber kurzfristig wird sich die Lage für die Lieferketten der Seefracht noch verschlechtern, bevor sie besser wird«, so der Analyst.

Die Angriffe der Huthi-Miliz haben Containerschiffe auf wichtigen Handelsrouten durch den Suezkanal vom Fernen Osten ins Mittelmeer, nach Nordeuropa und an die US-Ostküste gezwungen, das Kap der Guten Hoffnung in Afrika zu umfahren und Hafenanläufe zu verpassen, um die verlorene Zeit aufzuholen.

Xeneta prognostiziert Ratenanstieg um 200 %

Die neuesten Daten von Xeneta zeigen, dass die Seefrachtraten vom Fernen Osten in den Mittelmeerraum und nach Nordeuropa in den nächsten sieben Tagen um 200 % ansteigen werden. Die Verlader nutzen nun die Xeneta-Plattform, um diese Risiken zu bewerten und datengestützte Entscheidungen zum Schutz ihrer Lieferketten zu treffen.

Sand sagt: »Die Schiffe meiden das Gebiet bereits wegen der Angriffe der Huthis, und die Raketenangriffe der USA und Großbritanniens werden daran wohl nichts ändern. Je länger diese Krise andauert, desto mehr Störungen wird sie im weltweiten Seefrachtverkehr verursachen, und die Kosten werden weiter steigen.« Das bedeute, dass Waren verspätet oder gar nicht ankommen und die Preise für den Endverbraucher stiegen.

Eskalation durch iranische Reaktion auf Angriffe gegen Huthis?

Der Iran, der die Angriffe der Huthis im Roten Meer unterstützt, hat bereits erklärt, dass er auf jede militärische Intervention der USA oder ihrer Verbündeten in der Region mit einer eigenen Militäraktion in der Straße von Hormuz reagieren würde.

Sand sagte: »Die Spannungen im Nahen Osten sind nichts Neues, und es gab schon immer ein gewisses Risiko für die Seefrachtschifffahrt. Man kann nichts ausschließen, aber es ist unwahrscheinlich, dass es in der Straße von Hormuz zu einer derartigen Eskalation kommen wird.« Dennoch rechne er »eher mit Monaten als mit Wochen oder Tagen«, bis diese Krise in irgendeiner Form gelöst sei.