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Am Spotmarkt für Rohöltanker ist die Charternachfrage im ersten Halbjahr massiv gegenüber dem Vorjahr gesunken. Trotzdem blieb das Ratenniveau relativ stabil.

Die Zahl der Spotfrachtabschlüsse für Rohöl und »schmutzige« Produkte wie Schweröl und Bitumen ist im ersten Halbjahr drastisch gesunken. Der internationale Tanker-Broker Poten & Partners verzeichnet einen Rückgang von fast 15% auf 4.623 Tanker-Reisen.

Das spot verladene Ladungsvolumen sei um 13% auf gut 653 Mio. t gesunken – ein »ungewöhnlich starker Rückgang«, so der Schiffsmakler in einem Kurzbericht. Schuld daran seien vor allem geringere Exporte aus dem Persischen Golf heraus infolge der OPEC-Förderkürzungen und niedrigere Importe in den USA, wo die einheimische Öl- und Gasproduktion durch »Fracking« deutlich gestiegen ist.

Dennoch hat sich die Auslastung der Rohöltankerflotte nicht gravierend verschlechtert, da das durchschnittliche Ratenniveau für VLCC, Suezmaxe und Aframaxe im bisherigen Jahresverlauf immer noch 10-20% höher liegt als im Durchschnitt des Vorjahres. Ein Grund dafür könnte sein, dass mehr Ladung auf Kontraktbasis verschifft wurde.

Zudem scheiden dieses Jahr vorübergehend viele Großtanker zwecks Nachrüstung mit Abgasreinigungsanlagen (Scrubber) aus dem Markt aus, wodurch sich die verfügbaren Kapazitäten merklich verringern. Der Schiffsmakler Clarksons Platou geht davon aus, dass sonst die durchschnittlichen Spot-Einnahmen der VLCC von rund 19.000 $/Tag im Juni – ohne den Effekt der »Scrubber-Retrofits« – um etwa 3.000 $ niedriger gelegen hätten. Am stärksten brach die Spot-Nachfrage für Suezmaxe ein, die Zahl der abgeschlossenen Fixtures sank um 21% auf 1.287.

Größter Spotbefrachter für Rohöl und Produkte war im ersten Quartal der chinesische Ölkonzern Unipec (523 Fixtures, 112 Mio. t Ladung). Auf den Plätzen zwei und drei folgten mit einigem Abstand Shell (300 Fixtures, 26 Mio. t) und das Handelshaus Vitol (231 Fixtures, 25,6 Mio. t).

Über den Ausblick für den Rest des Jahres scheiden sich die Geister. Nach dem Beschluss der OPEC-Staaten und zehn weiteren Ölförderstaaten (OPEC+), die verringerten Fördermengen beizubehalten, ist nicht mit einem Aufschwung der Tankernachfrage im Persischen Golf zu rechnen. Allerdings dürften die Ausfälle teils dadurch kompensiert werden, dass die Rohöl-Importeure in Asien mehr Volumen aus den USA beziehen dürften. Wegen der längeren Transportdistanz wirkt sich dies positiv auf die Tonnenmeilenleistung aus.

Der Rohölmarkt zeigte sich von den Ergebnissen des OPEC-Treffens diese Woche weitgehend unbeeindruckt, da die Fortsetzung der Förderbeschränkungen bereits eingepreist war. Der Preis für die Nordseesorte Brent für die Lieferung im August lag gestern Nachmittag bei rund 63,50 $/Barrel und damit rund 1,50 $ niedriger als noch zu Wochenbeginn. (mph)