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Jetzt heißt es: Gürtel enger schnallen. Die dringend benötigte Kapitalspritze für die angeschlagene NordLB verzögert sich erneut und wird erst im vierten Quartal fließen.[ds_preview]

Das teilte die Landesbank jetzt mit. Die ursprünglich für Ende August vorgesehene Kapitalisierung werde nun frühestens im Oktober, also im vierten Quartal erfolgen.

Zwar habe die Landesbank mit ihren Eigentümern eine Einigung in allen wesentlichen Punkten zur Neuausrichtung und zur Umsetzung der geplanten Kapitalmaßnahmen erzielt. Es fehle jedoch die Zustimmung der EU-Kommission. Außerdem müssten zuvor noch die Landesparlamente den neuen Staatsvertrag absegnen und sich die Bankenaufsicht mit dem »komplexen Verfahren« abschließend beschäftigen, heißt es.

Zuvor hatten die Eigentümer der Landesbank einen wichtigen Streitpunkt ausräumen können. Ab dem Geschäftsjahr 2022 soll die Hälfte des ausschüttungsfähigen Jahresüberschusses an die Träger (Länder Niedersachen und Sachsen-Anhalt, Sparkassen, Sparkassenverband DSGV) weitergereicht werden, wenn die Kernkapitalquote bei 14% liegt. Die andere Hälfte soll in der Bank bleiben, bis insgesamt ein Kapitalpolster von 550 Mio. € erreicht ist. »Alle offenen Dissens-Punkte sind damit ausgeräumt«, heißt es im Landesfinanzministerium in Hannover.

Die harte Kernkapitalquote liegt jetzt bei 6,75%, die Gesamtkapitalquote bei 12,46%. In den ersten drei Monaten des Jahres 2019 hatte die niedersächsische Landesbank ein Ergebnis vor Steuern von 65 Mio. € erzielt und lag damit auf Vorjahresniveau (68 Mio. €). Das Konzernergebnis nach Steuern lag bei 54 Mio. €, knapp über dem Vorjahr (43 Mio. €).

Die Bank musste wegen Milliarden-Verlusten (–2,35 Mrd. € in 2018) durch faule Schiffskredite vor dem Aus bewahrt werden und bekommt eine Kapitalzufuhr in Höhe von 3,6 Mrd. € von den Eigentümern. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt schießen 1,7 Mrd. € zu, das Sparkassen-Lager beteiligt sich mit gut 1,1 Mrd. €. Zudem stellt Niedersachsen einen »Schutzschirm« in Form von rund 800 Mio. € für Kredite bereit, die das Kapital der Bank um 800 Mio. € entlasten.

Im Rahmen der Neuaufstellung der Bank soll die Bilanzsumme bis 2024 auf rund 95 Mrd. € gesenkt und die Verwaltungskosten auf 625 Mio. € zurückgeführt werden. Die Mitarbeiterzahl sinkt in den kommenden fünf Jahren von 5.200 auf 2.800–3.000 Vollzeitstellen.

Ende 2018 standen noch 10,3 Mrd. € an Schiffskrediten in den Büchern. Diese Forderungen hatten fast allein für das Rekorddefizit gesorgt. Daher soll gesamte Portfolio soll in den kommenden zwei bis drei Jahren abgebaut werden. Nach dem Verkauf von 263 Schiffen aus dem Paket »Big Ben« im Wert von 2,6 Mrd. € an den US-Finanzinvestor Cerberus gelten noch knapp 5 Mrd. € der Kredite gelten als belastet. Dieses NPL-Portfolio (non-performing loans) solle »schnellstmöglich« über eine bankeigene Bank abgebaut werden. Der Verkauf eines zweiten Kreditpakets von gut 4 Mrd. € (»Tower Bridge«) an Cerberus wurde verworfen.