Print Friendly, PDF & Email

Der belgische Hafen Antwerpen etabliert sich als nachhaltiger Umschlagstandort der Zukunft. Das ist die Kernbotschaft des fünften Nachhaltigkeitsberichts. Große Perspektiven werden Methanol und Wasserstoff eingeräumt.

Mit einem maritimen Gesamtfrachtaufkommen von 235,2 Mio. t hat Antwerpen 2018 das Vorjahresergebnis um 5,1 % übe[ds_preview]rtroffen. Es war bereits das sechste Rekordjahr in Folge und auch die Industrieinvestitionen im Hafen stiegen.

Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens Antwerpen, hebt hervor: »Ein positiver Aspekt ist, dass es uns gelungen ist, den ökologischen Fußabdruck trotz höherem Frachtaufkommen und gestiegener Industrieproduktion nicht zu vergrößern. NOx und SO2 sind weiter gesunken, unser Energieverbrauch ist rückläufig und die Anzahl der Ökostromerzeugungsanlagen wächst stetig.«

Gute Perspektiven für Methanol und Wasserstoff

Obwohl der Hafen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Frachtaufkommen und Industrieproduktion kontinuierlich Fortschritte macht, sind weitere Anstrengungen erforderlich. »Um unsere wirtschaftliche Führungsposition zu behaupten, ist es wichtig, den Hafen zugänglich zu halten. Auch aus ökologischen Gründen ist es notwendig, die Herausforderung der Mobilität anzugehen. Insbesondere die Verlagerung von Transporten von der Straße auf Wasserstraße und Schiene ist eine Priorität für die nahe Zukunft«, sagt Peter Van de Putte, Geschäftsführer der Left Bank Development Corporation.

Die größte Herausforderung bleibe aber der Übergang zu erneuerbaren Energien und Kreislaufwirtschaft mit Hilfe innovativer Technologien. Das Angebot alternativer Kraftstoffe müsse künftig noch erweitert werden. Die Hafengemeinschaft betrachtet LNG als eine Zwischenlösung, mehr Perspektiven sieht sie bei Methanol und Wasserstoff. Im Jahr 2021 soll auf einem operativen Testgelände die Entwicklung neuer Technologien vorangetrieben werden, um sie im Hafen Antwerpen dann weiter auszubauen.

Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung

In den vergangenen Jahren hat die Hafengemeinschaft Antwerpens konsequent auf Innovationen gesetzt, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, so etwa mit der Einführung von Ecluse, dem ersten Dampfheiz-Netzwerk für Industrieunternehmen. Nach Angaben der Belgier trägt dies inzwischen 5 % zur Gesamtproduktion umweltfreundlicher Wärme in Flandern bei und spart damit jährlich 100.000 t CO2 -Emissionen. Auch durch die landseitige Stromversorgung von Schiffen an den Liegeplätzen werden die Emissionen im Hafengebiet reduziert. Seit 2016 wurden an den Kais rund 40 Onshore-Powerpoints für Schlepper, Binnenschiffe und Flusskreuzfahrtschiffe installiert.

Antwerpen dient zudem als Testfeld für vielfältige Innovationen. In einer ersten Demonstrationsphase für Carbon Capture & Utilisation (CCU) untersuchen verschiedene Unternehmen gemeinsam die Möglichkeiten einer umweltfreundlichen Produktion von Methan aus CO2 . Derartige Initiativen ermutigen Unternehmen, mit neuen Technologien zu experimentieren, damit diese auf lange Sicht ausgebaut werden können.

Um weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben, nimmt die Digitalisierung für eine nachhaltige Logistik im Hafen Antwerpen ebenfalls einen hohen Stellenwert ein. »Gemeinsam mit Unternehmen der Privatwirtschaft haben wir die Datenaustauschplattform NxtPort eingeführt, um die maritimen und logistischen Prozesse im Hafen effizienter zu gestalten«, erklärt Stephan Vanfraechem, Direktor von Alfaport Voka.

Ein Hafen für Menschen

Der Hafen Antwerpen bietet bereits heute direkt und indirekt Arbeitsplätze für mehr als 144.000 Menschen und will auch in Zukunft ein »attraktiver Arbeitgeber« bleiben. Konkrete Wege, um dieses Ziel zu erreichen, seien beispielsweise multimodale Nahverkehrsprojekte wie der Wasserbus, wohnortnahes Arbeiten, kombinierte akademisch-praktische Kurse, Schulungen und die individuelle Entwicklung des Einzelnen. Ein weiterer Schwerpunkt liege in der Vorbereitung von passenden Kandidaten auf schwer zu besetzende Stellen, so die Belgier.

Der Hafen legt auch großen Wert auf einen respektvollen Dialog mit den Anwohnern. Dieser erfolgt auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen, um bei Projekten mit großen Auswirkungen, wie der Straßenverbindung Oosterweel, der Meinung der Anwohner Gehör zu verschaffen. Im vergangenen Jahr fand zudem der erste »State of the Waasland Port for local residents« statt.

Sustainability Award erfährt Fortsetzung

Um die Dynamik im Bereich Nachhaltigkeit aufrechtzuerhalten, wird der Hafen Antwerpen auch im nächsten Jahr wieder den Sustainability Award vergeben. Dieser alle zwei Jahre ausgelobte Wettbewerb mit internationalem Ruf wird an das innovativste Nachhaltigkeits-Projekt verliehen. Zur Teilnahme berechtigt sind alle im Hafen ansässigen Unternehmen.

Alle zwei Jahre fasst der Nachhaltigkeitsbericht die wichtigsten wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Indikatoren zusammen. Die Hafenentwicklung muss dabei im Einklang mit dem größtmöglichen Nutzen für die Gesamtgesellschaft erfolgen.