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Das Traditionssegelschiff »Seute Deern« ist nach dem Wassereinbruch vor wenigen Wochen ein konstruktiver Totalschaden. 

Das Gutachterkonsortium hat jetzt einen 50-seitigen Abschlussbericht vorgelegt. [ds_preview]Demnach sind die Außenhaut, der Kiel und der Unterraum zu 100% zerstört, Spanten und Decksbalken zu 82,5% sowie Ruderraum und Betriebsgang zu 75%. Nach Auswertung aller untersuchten 13 untersuchten Baugruppen an Bord müssten bei einer Sanierung drei Viertel der »Schiffsmasse« ersetzt werden. Und das wäre einem Neubau gleichzusetzen.

Verholen ins Dock vorerst abgesagt

Ein Verholen in ein Schwimmdock im Kaiserhafen zur Reparatur, wie zunächst geplant, ist demnach nicht zu empfehlen, teilte das Deutsche Schifffahrtsmuseum als Eignerin des Museumsschiffes mit. Dies sei der Hafengesellschaft bremenports, die mit dem Transport beauftragt werden sollte, mitgeteilt worden. Über den weiteren Umgang mit der »Seute Deern« soll jetzt der Stiftungsrat des DSM am Mittwoch auf einer Sondersitzung beraten.

Das Schicksal meint es nicht gut mit dem Traditionsschiff. Nach einem verheerenden Brand im Februar war der 100 Jahre alte Großsegler im August an seinem Liegeplatz in Bremerhaven nach einem massiven Wassereinbruch auf den Grund gesunken. Er drohte sogar zu kentern. Durch die Havarie hatten sich die bereits bestehenden Schäden am hölzernen Schiff noch verschlimmert.

Noch im Juni war der 100. Geburtstag der »Seute Deern« in Bremerhaven gefeiert worden, die erst wenige Wochen zuvor nach einem Feuer an Bord gerettet schien. Im Mai waren 1,4 Mio. € für die Sanierung des Traditionsseglers bewilligt worden – anteilig finanziert vom Bund, dem Land Bremen und der Stadt Bremerhaven. Für die Behebung der Schäden nach dem Wassereinbruch hatten das Land Bremen und die Stadt nochmals Geld in Aussicht gestellt.

Bewegte Geschichte

Die »Seute Deern« ist europaweit der einzige noch erhaltene, rein zivil genutzte hölzerne Großsegler und hat eine bewegte Geschichte. 1919 wurde der Segler als Viermastgaffelschoner »Elizabeth Bandi« auf der US-Werft Gulfport Shipbuilding gebaut worden. Das ursprünglich 53,50 m lange Schiff (767 BRT) war für die Holzfahrt bestimmt.

1938 erwarb die Hamburger Reederei John T. Essberger das Schiff und ließ es auf der Werft von Blohm+Voss zu einer 75 m langen Dreimastbark umbauen. Als »Seute Deern« startete sie anschließend eine neue Karriere als frachtfahrendes Schulschiff für die Hamburger Reederei – bis sie schließlich 1972 in Bremerhaven beim DSM landete.