Foto: Selzer
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Der Trend zusteigenden Schiffsbetriebskosten (Opex) hält nach erneutem Wachstum in 2019 auch im nächsten Jahr an, meinen Analysten. Zwei Aspekte werden als größte Kostentreiber identifiziert.

In diesem Jahr legten die Schiffsbetriebskosten noch einmal ein wenig stärker zu[ds_preview] als 2017 und 2018, heißt es im jüngsten Marktbericht des Branchendienstes Drewry. Als Ursachen werden höhere Reparatur-, Wartungs- und Versicherungsausgaben ausgemacht. 2020 sollen die Opex der Einschätzung zufolge noch einmal »in ähnlichem Tempo weiter steigen«, bevor sie in den Folgejahren zurückgehen dürften. Die neuesten Bewertungen umfassen Schiffe aus den Bereichen Container, Chemie, Schüttgut, Öltanker, LNG, LPG, Stückgut, Kühlcontainer, RoRo und Autotransporte.

Drewry Opex betriebskosten schiffsbetriebskosten
Quelle: Drewry

Die Schiffsbetriebskosten stiegen 2019 zum dritten Mal in Folge, nachdem es in den Jahren 2015-16 einen nicht unerheblichen Rückgang gegeben hatte. »Die Opex sind stark mit der Entwicklung des breiteren Schifffahrtsmarktes verbunden, da einige, wie z.B. Versicherungen, mit den Vermögenswerten verbunden sind und andere von der Zahlungsfähigkeit der Reeder betroffen sind«, schreiben die Analysten dazu.

Bei Drewry schätzt man, dass die durchschnittlichen täglichen Betriebskosten über die 46 verschiedenen Schiffstypen und -größen, die im Report Bericht behandelt werden, im Jahr 2019 um 2,2% gestiegen sind, verglichen mit einem Anstieg von 1,1% bzw. 0,7% in den beiden Vorjahren. Die Ausgaben steigen 2019 zum zweiten Mal in Folge über alle sechs wichtigsten Opex-Kostenträger.

»Während der Kostendruck anhält, bestätigt dieser Trend das Ende der Deflationsära, die Mitte des Jahrzehnts herrschte, da die schlechte Verfassung der Schifffahrtsmärkte die Betreiber zwang, die Kosten zu senken, um zu überleben«, schreibt Martin Dixon, Analyst bei Drewry. »Es gibt Grenzen für Kostensenkungen, über die hinaus die Sicherheit von Schiff und Besatzung gefährdet ist, und da sich die Frachtmärkte erholt haben, hat sich der Druck zur Senkung der Ausgaben erhöht.«

Die Crew-Kosten stiegen trotz Offizier-Knappheit zum zweiten Mal in Folge um 1,3%, während die Versicherungskosten um 3,4% stiegen, nachdem sie im Vorjahr unverändert geblieben waren. Die Ausgaben für Lager, Ersatzteile und Schmierstoffe stiegen im dritten Jahr in Folge, wenngleich die Inflation mit Ausnahme von Schmierstoffen sehr moderat bleibe. Die Ausgaben für Reparatur und Wartung sowie für Trockendockung beschleunigten sich hingegen auf 3,1% – die Umrüstungen zur Einhaltung der »IMO 2020«-Regulierung spielt hier eine wichtige Rolle –  während die Kosten für Management und Verwaltung nur um 1% stiegen.

Die Analysten erwarten einen anhaltenden Kostendruck, da die Marktbedingungen für viele Reeder »herausfordernd« sein dürften. Die Geschäftsaussichten seien nach wie vor unsicher. Nach Abschluss der aktuellen Retrofit-Welle werde die aktuell relativ positive Balance zwischen Angebot und Nachfrage wieder abflauen.

»Starker Anstieg bei Versicherungen«

»Daher gehen wir davon aus, dass der Kostendruck anhalten wird, der jede wahrscheinliche Opex-Steigerung dämpfen wird, insbesondere in Bereichen, in denen die Eigentümer mehr Kontrolle haben, wie Personal, Lager, Ersatzteile sowie Management und Verwaltung«, fügte Dixon hinzu. Andere Kostenträger, die sich außerhalb der direkten Kontrolle der Reeder befinden, würden sich als schwieriger zu handhaben erweisen, »insbesondere Versicherungen, bei denen wir für 2020 einen starken Kostenanstieg erwarten«. Weitere Versuche, die Schifffahrt zu dekarbonisieren, würden die Kosten für den Eigentümer erhöhen, was sich insbesondere auf das Management und die Verwaltung, die Reparatur- und Wartungskosten sowie die Kosten für Trockendocks auswirken werde. Allerdings: »Diese Erhöhungen werden unter dem vorherrschenden Niveau der allgemeinen Preisinflation bleiben und somit eine reale Kostenstagnation darstellen«, meinen die Marktbeobachter.