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Der Schwung am Chartermarkt hat deutlich nachgelassen. Auch die größten Schiffe – bis vor kurzem händeringend gesucht – rufen derzeit kaum Interesse hervor.

Eigentlich müsste jetzt Hochsaison am Chartermarkt herrschen. Normalerweise [ds_preview]mieten die Carrier gerade im April und Mai viele Schiffe dazu, um für das aufkommensstarke dritte Quartal im Welthandel gerüstet zu sein. Doch »Normalität« ist für alle in der Containerschifffahrt derzeit nur noch eine blasse Erinnerung.

Während sich die Pandemie rasant weiter ausbreitet und zunehmend den Welthandel abschnürt, ließ die Charteraktivität für Containerschiffe vergangene Woche deutlich nach. So berichten es übereinstimmend Schiffsmakler aus Hamburg, Kopenhagen und London. Die Veränderung sei vor allem im asiatischen Markt zu spüren. Dort soll das Interesse nach mehreren geschäftigen Wochen wieder eingeschlafen sein. Westlich von Suez – im Mittelmeer, in Nordeuropa und der Karibik – war der Markt ohnehin schon seit Wochen ruhig.

Repräsentative Abschlüsse

TEU Name Baujahr/Typ Kräne Periode/Anlieferung Charterer Tagesrate
4.178 JPO Taurus 2010/CSBC 4250 nein 1-2 Monate/Fernost CMA CGM 10.500$
2.826 Irenes Reliance 2005/Mipo 2800 nein 5-6 Monate/Persischer Golf (ext./d.c.) Oman Container Line 9.200$
1.740 Baro 2004/Wenchong 1700 ja 2-5 Monate/Fernost (ext./d.c.) Panasia 7.000$
1.496 AS Rosalia 2009/CV Neptun 1500 nein 2-5 Monate/Mittelmeer (ext./d.c.) Cosco 6.950$
1.118 Kantata 2006/CV 1100 ja 12 Monate/Mittelmeer (ext./d.c.) MSC 6.100$

 

Die negativen Prognosen für das Postpanamax-Segment scheinen allmählich einzutreten. Die Analysten von Maritime Strategies International hatten bis Sommer eine Halbierung der Raten vorhergesagt. Konkrete Abschlüsse werden derzeit gar nicht mehr gemeldet, offenbar weil die Carrier zu sehr damit beschäftigt sind, ihre Kapazitäten zu stutzen.

Mehr als 200 Abfahrten gestrichen

Bis Ende Juni haben die Linien nach Angaben der Marktforschungsfirma Sea-Intelligence bereits 212 Großschiffsabfahrten gestrichen. »Mehrere 8.500-TEU-Schiffe befinden sich jetzt in Spotposition, und einige weitere dürften folgen«, warnte ein Makler. Wo das aktuelle Marktniveau liegt, lässt sich nur schätzen. Clarksons Platou senkte seine Charterbewertung für 8.500er vergangene Woche um fast 11% auf 20.500 $/Tag und für 6.800-TEU-Typen um 9,3% auf 19.500 $/Tag.

Leichter zu fassen ist der Markt im Panamax-Segment, wo nach wie vor messbare Aktivität herrscht. Die jüngsten Abschlüsse lassen erkennen, dass das Ratenniveau binnen ein bis zwei Wochen von 11.500-12.000 $ auf unter 11.000 $/Tag gefallen ist. So soll Zim die 2004 gebaute »Silvia« (4.239 TEU) für 1-1,5 Monate zu 10.500 $/Tag in Fernost gechartert haben, während CMA CGM die »JPO Taurus« (4.178 TEU, Bj. 2010) ebenfalls zu 10.500 $/Tag für 1-2 Monate in Fernost aufnahm. Der New ConTex gibt die durchschnittliche Einjahresrate für Panamaxe dieser Größe noch mit 11.781 $/Tag an und damit gut ein Drittel höher als vor Jahresfrist.

Abkühlung im Feeder-Segment

Besonders auffällig war die Marktabkühlung Maklern zufolge in den Feederklassen unter 2.000 TEU. Die wenigen gemeldeten Abschlüsse lagen aber zumeist noch auf »last done«-Niveau. Der 2004 gebaute Wenchong-Typ »Baro« (1.740 TEU, geared) konnte seine Beschäftigung bei Pan Asia zur gängigen Marktrate von 7.000 $/Tag für 3-6 Monate verlängern. Der neuere Wenchong-Bau »Guangzhou Trader« (1.708 TEU, gearless) musste Berichten zufolge kurzfristig einen niedrigeren Level von 9.500 $/Tag zur Überbrückung akzeptieren, um anschließend aber zu 10.000 $/Tag für 6 Monate bei der koreanischen Linie Pan Ocean unterzukommen. Der Dae-Sun-Typ »Lantau Beach« (1.049 TEU, gearless) erzielte dagegen stabile 7.950 $/Tag für 3-6 Monate bei Panasia.

Im Mittelmeer standen die Raten stärker unter Druck. So soll Hapag-Lloyd die 2008 gebaute »Ludwig Schulte« (1.740 TEU, geared) zu 8.000 $/Tag im Europa-Westafrika-Verkehr verlängert haben. MSC behält den CV 1100-Typ »Kantata« (1.118 TEU, geared) für weitere 12 Monate zu 6.100 $/Tag in Fahrt. Laut Ernst Russ Shipbroker hat das Tonnageüberangebot in Europa und dem Mittelmeer in den vergangenen Wochen spürbar zugenommen. Per Ende März hätten dort zusammen rund 10 Schiffe spot gelegen, schreibt die Firma im Maritime-Overview-Report der Döhle Group. (mph)