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© Qatar Petroleum
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Qatar Petroleum hat letzte Woche mit einem Auftrag für acht LNG-Tanker in China und Optionen für acht weitere Schiffe für Aufsehen gesorgt. Marktbeobachter vermuten nun, dass das die Handelsmuster verändern könnte, etwa zum Nachteil der USA.

Letzte Woche war bekannt geworden, dass sich Qatar Petroleum Slots für den Bau von acht 175.000-m³-LNG-Tankern sowie die Option für acht weitere Schiffe bei der chinesischen Werft Hudong-Zhonghua Shipbuilding gesichert hat. Das Geschäft [ds_preview]soll einen Umfang von 3 Mrd. $ haben, die Schiffe sollen 2024-2025 ausgeliefert werden.

Wie Drewry nun berichtet, bereite sich Qatar Petroleum auf die Buchung von 120 Neubau-Slots bei Werften weltweit vor, um das geplante North Field Expansion (NFE)-Projekt zu realisieren, das die Verflüssigungskapazität des Landes von 77 Mio. t im Jahr auf 126 Mio. t erhöhen soll. Phase 1 des Projekts besteht aus vier Verflüssigungssträngen (33 Mio. t p.a.) und Phase 2 aus zwei Strängen (16 Mio. t p.a.). Der erste Strang der NFE-Phase 1 soll 2025 in Betrieb genommen werden.

Drewry tippt bei nächsten Aufträgen auf Südkorea

Der Auftrag aus Katar ist der größte seiner Art in der Geschichte des LNG-Tankerbaus und wird nach Einschätzung von Drewry voraussichtlich 50-60% (basierend auf einem erwarteten Auftrag von 60-80 Schiffen) der weltweiten LNG-Werftkapazität in Anspruch nehmen. Die drei größten Werften Südkoreas – Hyundai Heavy Industries (HHI), Samsung Heavy Industries (SHI), Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering (DSME) – sowie die chinesische Hudong-Zhonghua wurden im Februar 2020 von Qatar Petroleum in die engere Wahl gezogen.

Was den Bau von LNG-Schiffen betrifft, so verfügen die südkoreanischen Werften über mehr Erfahrung und höheres technisches Fachwissen als Werften in anderen Ländern. Im derzeitigen Auftragsbestand von LNG-Tankern über 150.000 cbm bauen die drei großen südkoreanischen LNG-Werften 91 Einheiten, während Hudong-Zhonghua bislang nur zwei Aufträge hat. »Daher war es überraschend, dass der erste Auftrag der Serie an die chinesische Werft vergeben wurde. Wir erwarten jedoch, dass ein Großteil der 60-80 Bestellungen an südkoreanische Werften geht«, so Drewry.

Von der LNG-Nachfrage könnte auch die Reederei Nakilat profitieren. Drewry geht davon aus, weil die Mehrheit seiner Q-Flex- und Q-Max-Schiffe langfristig an Qatar Gas (Tochtergesellschaft von Qatar Petroleum) verchartert ist. Daher könnten »einige der Neubauten Teil der Nakilat-Flotte werden, entweder im hundertprozentigen Eigentum oder über ein Joint Venture«.

Türöffner für chinesische Investitionen?

Drewry glaubt, dass Qatar Petroleum angesichts ihrer starken Verhandlungsposition in der Lage war, das Geschäft zu einem wettbewerbsfähigen Preis von 180 Mio. $ pro Schiff abzuschließen. Dieser Preis liege etwa 5% unter dem Preis für den Neubau ähnlicher Schiffe, die im Dezember 2019 bestellt wurden.

»Wir glauben, dass der massive Auftrag von Qatar Petroleum für LNG-Schiffe für die chinesischen Werften zu Investitionen von in China ansässigen Unternehmen in Katars NE-Projekt führen könnte. China wird bis 2030 rund 80% mehr Erdgas benötigen, um seinen wachsenden Bedarf zu decken, der jetzt aus Katar bezogen werden kann. Wir gehen davon aus, dass Chinas LNG-Bedarf im Zeitraum 2020-25 bei einer CAGR von 7% auf 96 Mio. t steigen wird«, heißt es.

Selbst bei niedrigeren LNG-Spotpreisen importiere China rund 82% seines LNG-Bedarfs über langfristige Verträge, der Rest werde über Spot- oder kurzfristige Verträge gedeckt. Um die wachsende LNG-Nachfrage im Land zu decken, werde China daher in den kommenden Jahren versuchen, sich mehr langfristige Ladungen zu sichern, so Drewry.

Die Stärkung der Beziehungen zwischen Katar und China könnten sich nachteilig auf die LNG-Exportprojekte der USA auswirken wird. Diese Projekte hätten von Geschäften mit China profitiert, da das Land den zuvor eingeführten Zoll von 25% auf US-LNG aufgehoben hat.