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Die schwer angeschlagene nordostdeutsche Schiffbaugruppe MV Werften bekommt weitere Finanzhilfe von der öffentlichen Hand. Weil ein Baustopp droht, wird die sogenannte »Lockbox« geöffnet.

[ds_preview]Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns hatte gestern in Schwerin über die weitere Finanzierung für die MV Werften beraten, die zum asiatischen Genting-Konzern gehören und die – vor der Corona-Pandemie – große Hoffnungen in den Bau von Kreuzfahrtschiffen gelegt hätten. Der Einbruch auf den Cruise-Märkten hat allerdings auch die Standorte in Wismar, Warnemünde und Stralsund hart getroffen.

35 Mio. €

Zu Vermeidung eines Baustopps der »Global 1« ab Anfang April ist eine Zwischenfinanzierung notwendig, bis der Bund eine endgültige Entscheidung getroffen hat, weitere Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) auszuzahlen, teilte die Regierung jetzt mit. Die Finanzierung soll aus Mitteln der so genannten »Lockbox« in Höhe von 35 Mio. € erfolgen. »Die Landesregierung hat grünes Licht gegeben. Die Mittel sollen für eine kurzfristige Überbrückungshilfe eingesetzt werden, um den Weiterbau der Global 1 zu ermöglichen. Damit wird unter anderem die Liquidität der Werften weiter sichergestellt und es können beispielsweise auch ausstehende Rechnungen von Zulieferern bezahlt werden«, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe.

Kapital vom Gesellschafter zur Zwischenfinanzierung

Bei den Mitteln der Lockbox handelt es sich um ein verpfändetes Guthabenkonto des Gesellschafters Genting Hong Kong. Das Konto ist unter anderem auch für einen möglichen Krisenfall während der Bauphase auf den MV Werften vorgesehen. 35 Mio. € würden aus der Lockbox benötigt, heißt es. Eine Freigabe der Pfandsicherheit erfordert die Zustimmung von zwei Dritteln der im Konsortium vertretenen 17 Banken und der Deckungsgeber wie beispielsweise Land und Euler Hermes. »Die eingezahlten Mittel in der Lockbox sind keine öffentliche Mittel von Bund oder Land, sondern es geht hierbei um privates Kapital, welches vom Gesellschafter als Sicherheit für den Bau von Schiffen eingezahlt worden ist«, machte Glawe deutlich.

Erst vor wenigen Wochen hatte das Unternehmen einen Stellenabbau angekündigt und stieß damit auf Widerstand der Gewerkschaften. Arbeitnehmervertreter brachten bereits eine Staatsbeteiligung ins Spiel. Trotz Sparkurs befindet sich die Gruppe weiter in einer schweren Krise, das Land Mecklenburg-Vorpommern und der Bund mussten bereits mehrfach finanziell einspringen.