Der Spotmarkt für Großbulker büßte diese Woche fast ein Viertel seines Ratenniveaus ein. Kleinere Schiffsklassen konnten sich hingegen behaupten.[ds_preview]
Die schlechteren Fundamentaldaten der chinesischen Wirtschaft schlagen jetzt verzögert auf den Dry-Bulk-Markt durch. Eine stark gesunkene Charteraktivität für Eisenerz Richtung China ließ die Fracht- und Charterraten der Capesize-Bulker diese Woche massiv absacken. Obwohl der Markt für die Panamaxe und kleineren Frachter fest blieb, brach der Baltic Dry Index auf Wochensicht um 672 auf 4.854 Punkte ein.
Die Durchschnittsrate der Capes im Zeitcharter-Trip-Business lag nach einer beschleunigten Talfahrt in den vergangenen Tagen laut Baltic Exchange heute bei gut 64.400 $/Tag – ein Rückgang von -23% gegenüber der Vorwoche. Den stärksten Einbruch verzeichneten die Panel-Broker im Pazifik, wo die Befrachtungsaktivität für Eisenerz ex Westaustralien nahezu zum Erliegen gekommen sein soll.
Aber auch im Atlantik ging es nach unten. Vorbei sind erst einmal die Tage sechsstelliger Raten für Ausreisen vom Nordatlantik nach Fernost: Die Index-Rate für den »Fronthaul« rutschte von 122.000 auf knapp 96.000 $/Tag ab.
Stahlproduktion unter Druck
Laut der Research-Abteilung des Londoner Maklers Arrow kommt die Stahlindustrie in China, die mit ihrem gigantischen Eisenerzbedarf der wichtigste Endkunde für die Bulkschifffahrt ist, durch verschiedene Faktoren immer mehr unter Druck: die nachlassende Baustahlnachfrage aus dem Immobiliensektor, staatlich verordnete Produktionsobergrenzen auf Vorjahresniveau und dazu noch Stromabschaltungen.
Inzwischen hat die World Steel Association ihre Marktprognose aufgrund der Situation in China deutlich herabgesetzt. Die Organisation rechnet statt Wachstum dieses Jahr mit einem Rückgang der Stahlnachfrage in China um -1% und im nächsten Jahr mit einer Stagnation auf diesem Niveau. Andererseits werden die Vorhersagen für den Weltkohlenhandel aufgrund der starken Nachfrage aus dem Kraftwerkssektor wohl klar übertroffen. Diese Entwicklung dürfte eher den Panamaxen und Supramaxen nützen, für die Kohle ein viel wichtigeres Frachtgut darstellt als für die Capes.
Kleinere Bulker-Klassen noch im Aufwind
Tatsächlich präsentierten sich die anderen Bulkerklassen diese Woche erneut verblüffend stabil. Die Durchschnittsrate der Panamaxe (82.500 tdw) legte auf Wochensicht um 5% auf 36.584 $/Tag zu – angetrieben auch durch das Splitting von Ladungen der viel teureren Capesize-Frachter.
Für die kleineren Schiffe mit eigenen Kränen war es ebenfalls eine gute Woche. Die hohe Charteraktivität für Kohle im Pazifik und für Getreide ex US Golf trieben das Ratenniveau der Supramaxe (58.000 tdw) um 5% auf 39.333 $/Tag hoch. Die Handies (38.000 tdw) konnten sich mit 36.372 $/Tag auf dem Niveau der Vorwoche behaupten.
Rückgänge in einigen Regionen wie der Ostküste Südamerikas wurden durch Zuwächse im US Golf wettgemacht. Auch im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer blieb der Markt sehr fest. Berichten zufolge konnten die Eigner der 2009 gebauten »HTK Discovery« (37.322 tdw) einen Trip mit Getreide vom russischen Schwarzmeer-Hafen Tuapse nach Westafrika zu 46.000 $/Tag schließen.
Shortsea-Index legt weiter zu
Der erneute Aufwärtstrend am europäischen Shortsea-Markt setzt sich unterdessen fort. Der European Short Sea Index (EUSSIX) von BMTI zog bei Tonnage-Engpässen in Ostsee und Schwarzem Meer deutlich um fast 5% auf 35.87 Punkte an. Für Ladungen von 3.000 t ex Klaipeda in die ARAG-Range tendiert das Frachtenniveau wieder Richtung 32 €/t und ist damit nicht mehr weit vom Jahreshöchststand im ersten Quartal entfernt.
Im Chartergeschäft der Rohöltanker gab es diese Woche keine einheitlichen Ratentendenzen. Während die Reeder im VLCC-Segment nicht in der Lage waren, die steigenden Bunkerkosten zu kompensieren, ging es für die kleineren Tankertypen deutlich aufwärts. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC fielen gegenüber der Vorwoche um rund -9% auf 11.400 $/Tag.
Die Suezmaxe verzeichneten hingegen einen Anstieg um 45% auf rund 10.000 $/Tag – dank erhöhter Charteranfragen in Westafrika und Nordamerika. Die Aframaxe profitierten von einer erhöhten Aktivität aus dem US Golf heraus und verbesserten sich um 23% auf rund 10.900 $/Tag. (mph)