Schutzverein Kurt Klemme
Kurt Klemme (Foto: Schutzverein Deutscher Deutscher Rheder)
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Der Schutzverein Deutscher Rheder meldet ein positives Ergebnis für das vergangene Geschäftsjahr. Die Anzahl der beim Schutzverein versicherten Schiffe hat sich derweil weiter verringert.[ds_preview]

Der auf der Mitgliederversammlung des Schutzvereins Deutscher Rheder vom Vorstandsvorsitzenden Kurt Klemme (Reederei Nord) vorgelegte Jahresbericht zeichnet ein positives finanzielles Bild für das Geschäftsjahr 2020. Es wurde ein Überschuss von 140.013,20 € (2019: 162.227,42 €) erwirtschaftet. Die Rücklage des Vereins stieg dadurch auf ca. 6,1 Mio. €, womit ein neuer Höchstwert erreicht wurde.

Im Berichtszeitraum (2020) konnten für die Mitglieder Ansprüche in Höhe von 9,9 Mio. € (Vorjahr: 14,1 Mio. €) durchgesetzt bzw. abgewehrt werden. Die Anzahl der beim Schutzverein versicherten Schiffe hat sich gemäß dem allgemeinen Trend in der deutschen Flotte im aktuellen Geschäftsjahr (2021) weiter verringert. Nach dem Bericht des Geschäftsführers Michael Wester sind zurzeit 882 Einheiten (Oktober 2020: 1.005 Schiffe) mit einer Gesamttonnage von ca. 16 Mio. BRZ (2020: ca. 20 Mio. BRZ) beim Schutzverein versichert. Für das laufende Geschäftsjahr wird daher mit einem niedrigeren Beitragsaufkommen gerechnet.

Moderater Verlust erwartet

Die Anzahl der neuen Streitfälle im Geschäftsjahr 2021 wird Einschätzung des Schutzvereins voraussichtlich niedriger sein als im Vorjahr. Dafür spreche der Vergleich der aktuellen Zahl vom Oktober 2021 (175 Streitfälle) mit der aus dem Vorjahr (239 Streitfälle im Oktober 2020), heißt es. Auf der anderen Seite bewege sich die Anzahl der allgemeinen Anfragen, die überwiegend die Verhandlung und Bewertung von Frachtvertragsklauseln betreffen, mit 176 in etwa auf Vorjahresniveau (2020: 181 Vorgänge). Aufgrund offener Vorjahresschäden wird für das Jahr 2021 trotz der geringeren Anzahl neuer Fälle von einem im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöhten Kostenaufwand für Versicherungsfälle ausgegangen.

»Für das Geschäftsjahr 2021 ist angesichts dieser Entwicklungen mit einem moderaten Verlust zu rechnen«, heißt es.

Auch im aktuellen Geschäftsjahr geht es in den meisten Fällen, in denen sich Mitglieder an den Schutzverein wenden, um Zeitcharterverträge. Wie schon im Vorjahr liegt dabei ein Schwerpunkt auf Streitigkeiten, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen. Der Hintergrund ist dabei meist in Verzögerungen aufgrund von Quarantänemaßnahmen und Besatzungswechseln zu sehen.

Ein weiterer Streitpunkt unter Zeitcharterverträgen ergibt sich aus der aktuell in vielen Segmenten positiven Ratenentwicklung. Diese führt dazu, dass Charterer häufig versuchen, Schiffe über die vereinbarte Charterdauer hinaus zu nutzen, um von vergleichsweise niedrigen Raten zu profitieren, die vor Einsetzen des Booms vereinbart worden waren.

Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt nach Angaben des Schutzvereins auch im Jahr 2021 wieder das Thema Bunker – und zwar sowohl unter Zeitcharter- als auch unter Bunkerlieferungsverträgen. Eine signifikante Steigerung der Anzahl von Streitigkeiten in diesem Bereich sei allerdings nach wie vor nicht zu beobachten, heißt es. Die Befürchtungen in Zusammenhang mit den seit 2020 geltenden neuen MARPOL-Anforderungen und der damit verbundenen Entwicklung neuartiger schwefelarmer Produkte hätten sich im Großen und Ganzen bislang nicht bestätigt.

Weitere Umweltthemen haben die Mitgliedsreedereien in den vergangenen Monaten beschäftigt – und werden sie auch in Zukunft beschäftigen. Aktuell im Vordergrund stehen dabei die Beschlu?sse der IMO zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch Einführung eines »Energy Efficiency Existing Ship Index« (EEXI) sowie eines »Carbon Intensity Indicator« (CII). Diese Beschlüsse werden in der Regel Geschwindigkeitsreduzierungen bei Schiffen erforderlich machen, was sich naturgemäß auch auf Frachtverträge auswirken wird.

Stabilisierung der Schiffsanzahl erwartet

Mittelfristig wird aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in vielen Schifffahrtssegmenten eine Zunahme der Investitionstätigkeit der Mitglieder des Vereins und damit eine Stabilisierung der Schiffsanzahl erwartet. Vor diesem Hintergrund und angesichts des soliden finanziellen Fundaments des Vereins wurde in der Mitgliederversammlung beschlossen, die Beiträge und den Selbstbehalt für 2022 unverändert zu lassen. Damit liegen die Mitgliedsbeiträge – die sich, abhängig von der Schiffsgröße, zwischen 440,00 und 1.800,00 € p.a. bewegen – seit 17 Jahren auf konstantem Niveau.

Gleiches gilt für den Selbstbehalt von 10 %, bei einem Minimum von 450,00 € und einem Maximum von 4.000,00. € Darüber hinaus wurde erneut eine Regelung beschlossen, nach der Mitgliedern, deren Schiffe im laufenden Geschäftsjahr mindestens sechs Monate ohne Unterbrechung aufliegen, unter bestimmten Bedingungen auf Antrag 50 % der gezahlten Jahresprämie für das jeweilige Schiff erstattet wird.

Wieder in den Vorstand gewählt wurden Niels Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Hartmann AG, Stefan Krohn, Geschäftsführender Gesellschafter der Bereederungsgesellschaft Alstership, Peter Oltmann, Geschäftsführer der Schiffahrtsgesellschaft Oltmann und Christoph Toepfer, Geschäftsführer der Borealis Maritime Limited.