Saic
»Saic Anji Sincerity« (@ Port of Xiamen)
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Nicht nur der chinesische Autohersteller BYD Motors schickt derzeit seinen ersten eigenen Autotransporter nach Europa, von denen 3.000 für Bremerhaven bestimmt sind. Mit der Saic-Gruppe ist nun noch ein weiterer großer Autohersteller auf dem Weg und bringt hierfür mit der »Saic Anji Sincerity« den derzeit weltweit größten LNG-betriebenen Autotransporter auf den Markt.

Das Saic-Schiff wurde von der CSSC Jiangnan Shipyard gebaut und hat eine Kapazität von 7.600 CEU auf den 13 Frachtdecks, von denen vier höhenverstellbar sind.[ds_preview]

Angetrieben wird der Frachter von einem LNG-Dual-Fuel-WinGD-Motor, das Tankvolumen beträgt rund 4.000 m³, so dass damit bei einer Geschwindigkeit von 18 kn eine Strecke von rund 19.000 sm erreicht werden kann. Für BYD ist wie berichtet die »BYD Explorer No 1« mit rund 7000 Elektroautos im Einsatz.

Laut Saic Motor zeichnet sich die 199,9 m lange und 38 m breite »Saic Anji Sincerity«, die von der China Classification Society (CCS) und DNV klassifiziert wurde, unter anderem als das weltweit größte derzeit in Betrieb befindliche LNG-Dual-Fuel-RoRo-Schiff aus. Der Neubau ist für den Transport unterschiedlichster Nutzfahrzeuge und technischer Ausrüstung konzipiert. Auf seiner aktuellen Jungfernfahrt nach Europa werden über 5.000 verschiedene Fahrzeuge transportiert, darunter die MG- und Maxus-Modelle von Saic sowie Fahrzeuge von Dongfeng Motor und Yutong. Mehr als 3.700 Autos wurden jetzt allein im Hafengebiet Dongdu in Xiamen der südostchinesischen Provinz Fujian auf den Frachter verladen, den das Schiff am 24. Januar mit Kurs auf Europa verlies. Dabei handelte es sich um die bislang größte Menge an Automobilexporten vom Hafen Xiamen die auf einem Schiff für eine einzige Reise verladen wurde.

Saic-Anlauf in Bremerhaven

Nach Angaben einer BLG-Sprecherin wird auch dieser chinesische Neubau auf seiner Jungfernfahrt am Autoterminal in Bremerhaven in diesem Frühjahr einen Teil seiner Ladung löschen, einen konkreten Anlauftermin gibt es hierzu aber noch nicht.

Saic Anji Logistics plant, seine RoRo-Flotte in den nächsten drei Jahren mit einer Gesamtinvestition von 10 Milliarden Yuan (rund 1,4 Milliarden US-Dollar) um 14 Schiffe zu erweitern.

Chinesische Wirtschaftsforscher wie Chen Jia von der Renmin-Universität gehen davon aus, dass die Schiffsflotten chinesischer Autohersteller bereit seien, das langjährige Monopol ausländischer Schifffahrtsunternehmen auf wichtigen Routen und Märkten zu brechen und eine solide Grundlage für die globale Entwicklung chinesischer Autohersteller zu legen. Durch den Besitz eigener Schiffe ermöglicht dies den Autoherstellern, die Stabilität des Exportgeschäfts sicherzustellen, Transportkosten zu senken und eine pünktliche Lieferung an Kunden im Ausland zu garantieren. In Europa wird die Entwicklung sehr genau verfolgt, auch hier sieht man Bedarf an Neubauten. Im HANSA PODCAST etwa war Carsten Wendt von Wallenius Wilhelmsen auf China als Markt sowie als Herkunft potenzieller Konkurrenten detailliert eingegangen.

Wendt Wallenius Wilhelmsen Podcast2

Der aufstrebende Ausbau der chinesischen Seeflotte wird durch das schnelle Wachstum des Überseegeschäfts von Saic vorangetrieben, das im Jahr 2023 mit dem Export von 1,21 Millionen Einheiten einen Rekord aufstellte, was einem Anstieg von 18,8 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies ist das achte Jahr in Folge, in dem sich Saic eine Spitzenposition unter den lokalen Automobilherstellern gesichert hat.

Darunter machten vor allem Fahrzeuge mit neuer Energie (NEV) im Jahr 2023 einen Anteil von 24 % aus. Der relativ günstige MG4 EV hat sich dabei zum meistverkauften kompakten Elektrofahrzeug in Europa entwickelt. Die Marke MG erzielte im Jahr 2023 einen weltweiten Absatz von mehr als 840.000 Einheiten und sicherte sich damit zum fünften Mal in Folge den Titel der meistverkauften chinesischen Marke im Ausland.

Dieses Jahr markiert das 100-jährige Jubiläum von MG und das erklärte Ziel ist es, weltweit eine Million Verkäufe zu erzielen. MG war eine bis 2005 bekannte britische Automarke im Besitz der MG Rover Group. Danach wurden die Markenrechte an die chinesische Nanjing Automobile verkauft, wobei schon 2007 dieses Unternehmen von der Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) übernommen wurde. In den nächsten zwei Jahren plant Saic Motor, weltweit 14 NEV-Modelle auf den Markt zu bringen.

Laut Zhao Aimin, stellvertretender Geschäftsführer von Saic International, will der Autobauer in diesem Jahr 1,35 Millionen Fahrzeuge und im Jahr 2025 1,5 Millionen Fahrzeuge exportieren. Zudem ist geplant, dort Produktionsstätten zu bauen, wo die Verkäufe sind. Somit soll noch in diesem Jahr die Standortauswahl für die erste europäische Fabrik in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Als weltweit größter Automobilexporteur erreichten Chinas Fahrzeugexporte im Jahr 2023 4,91 Millionen Einheiten, was einem Anstieg von 57,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zwar tritt die Automobilindustrie Chinas in eine neue Exportära ein doch steht sie dort vor enormen Herausforderungen wie steigenden Chrarterraten, Einschränkungen bei der Schifffahrtskapazität und einem harten Wettbewerb um Autotransportunternehmen. Experten sagten, dass der Aufbau von Schiffsflotten für chinesische Automobilhersteller von strategischer Bedeutung sei und die Sicherheit und Stabilität der Lieferkette gewährleiste.

Auch Bremerhaven wird als Importhafen für chinesische Automobilhersteller eine wichtige Rolle spielen. Zwar wurden im vergangen Jahr nur etwa 10.000 Fahrzeuge chinesischer Hersteller am BLG Autoterminal in Bremerhaven umgeschlagen, erkläre eine BLG-Sprecherin, doch die Tendenz ist steigend.

»Europa, insbesondere Deutschland, ist für die chinesischen Hersteller ein relevanter Zielmarkt. Mittlerweile planen alle namhaften chinesischen Hersteller ihren Markteintritt oder den Ausbau ihrer Marktanteile in Europa. Für einen Umschlagsafen, wie wir es sind, sind diese zusätzlichen Warenströme wichtig. Für die chinesischen Hersteller ist Bremerhaven als Eintrittshafen in den europäischen Markt von großer Bedeutung«, so die BLG-Sprecherin weiter, die von intensiven Gesprächen bei der BLG mit den chinesischen Produzenten berichtet.   (CE)