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Die Störungen auf den globalen Schifffahrtsrouten aufgrund der Probleme im Panamakanal und im Roten Meer – mit Auswirkungen für die Reeder-Schifffahrt – überschatten die Branchenmesse Fruit Logistica in Berlin.

Inmitten zunehmender Turbulenzen im Seefrachtgeschäft kommen ab heute führende Obstexporteure, Händler, Reefer-Reedereien und Häfen auf der Leitmesse des weltweiten Fruchthandels, der Fruit Logistica in Berlin, zusammen.[ds_preview]

Die Verfügbarkeit von Kühlcontainern und Schiffskapazitäten dürfte für viele Aussteller und Besucher mit ganz oben auf der Agenda stehen.

Neben dem Ausfall der Suezkanal-Route aufgrund der Sicherheitskrise im Roten Meer macht der Kühlschifffahrt schon seit Wochen die Einschränkung des Schiffstransits durch den Panamakanal infolge langanhaltender Trockenheit schwer zu schaffen. Während die fest nach Fahrplan fahrenden Containerschiffe meist noch ohne große Verzögerungen durch den Panamakanal kommen – dafür aber zu stark erhöhten Gebühren – müssen die kleineren konventionellen Kühlschiffe häufig lange Wartezeiten bis zu zwei Wochen auf sich nehmen.

Reefer fahren durch Magellanstraße

Regelmäßig schicken deshalb Reedereien inzwischen ihre Frachter »unten herum« durch die Magellanstraße Richtung Atlantik, wenn sie in Ecuador ganze Schiffsladungen Bananen für Europa oder den Mittelmeerraum an Bord genommen haben. Führende Player wie Cool Carriers mit Sitz auf Zypern mussten deshalb Spotschiffe zuchartern, um ihren Fahrplan einhalten zu können.

Die zusätzliche Charternachfrage führt mit dazu, dass die Raten schon frühzeitig vor der in den kommenden Wochen einsetzenden Hochsaison auf den globalen Fruchthandelsrouten anziehen. Für große Kühlschiffe mit mehr als 450.000 Kubikfuß Laderaum kletterten die Spotcharterraten seit Ende letzten Jahres svon rund 50 auf 70-80 US Cent/Kubikfuß (30 Tage Laufzeit).

Die Verfügbarkeit von Schiffen könnte sich noch deutlich verknappen, wenn in einigen Wochen die Exportsaison für Kiwis in Neuseeland beginnt – einer der ganz großen Reefer-Trades. »Auch diese Kunden könnten zu längeren Wegen gezwungen sein, um ihre Waren in den Atlantik hinein zu liefern«, sagt Glenn Selling, Chartering-Leiter bei Cool Carriers.

Im Kühlcontainersegment werden die Kapazitäten seit einigen Wochen ebenfalls enger – vor allem in Europa, wo sich der Effekt der ausbleibenden Schiffsankünfte aufgrund der Umleitung von Diensten um das Kap der Guten Hoffnung herum bemerkbar macht. Laut dem Preisinformationsdienst Xeneta verteuerten sich Buchungen für Kühlcontainer von Nordeuropa nach Fernost seit Jahresanfang um fast 30% auf rund 2.700 $/FEU.

Die Verfügbarkeit von Equipment könnte bald auch im wichtigen südamerikanischen Markt deutlich enger werden. Frank Ganse, Leiter der weltweiten Reefer-Logistik bei Kühne + Nagel (K+N) warnt vor »Dominoeffekten« in den nächsten Wochen. »Die beladenen Reefer-Container aus Europa treffen erst später in Asien ein und von dort noch später in Südamerika, wo die Fruchtexporteure auf Equipment und Laderaum warten.«

Einige Exportregionen drohen sogar, völlig vom Markt abgekoppelt zu werden. »Aufgrund der Umwege im Containerverkehr entstehen für manche Produkte Probleme. Die Transitzeiten übersteigen langsam ihre Haltbarkeitsdauer«, erklärt Claus Aagaard, Leiter für Reefer-Seefracht bei DB Schenker. Betroffen seien zum Beispiel Exporte von Blumen und exotischen Früchten aus Kenia, für die sich die Transportdauer per Schiff nach Europa mehr als verdoppelt habe, seit die Reeder nicht mehr die kurze Route durch das Rote Meer nehmen. Auch Weintrauben aus Indien, die in der jetzt laufenden Saison normalerweise viele Tausende Kühlcontainer füllen, finden nicht mehr so leicht ihren Weg nach Europa. Branchendaten zufolge liegen die Verschiffungen bislang weit unter Vorjahresniveau.    (mph)