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Es geht »nur« um kleine Börteboote, aber es ist dennoch ein Signal: Helgoland setzt für den Verkehr zur Insel zunehmend auf Elektroantriebe mit Batterie-Technologie.

Neben den schnellen Schiffen, etwa dem FRS-Katamaran »Halunder Jet« setzt Helgoland weiter auf Tradition: Seit Jahrhunderten werden 10 m lange Eichenboote eingesetz[ds_preview]t, um Passagiere von großen Schiffen zum Hafen zu bringen: die sogenannten Börteboote. Nun hat die Gemeinde Helgoland das erste Fahrzeug umgerüstet: In der Bootswerft Hatecke an der Unterelbe wurde der alte Dieselmotor des Börteboots »Pirat« durch einen Elektromotor mit Lithium-Ionen-Batterien ersetzt. Geliefert wurde der »Deep Blue 50i« vom Elektroantriebsspezialist Torqeedo.

Täglich kommen große Passagierschiffe vom Festland nach Helgoland. Die Börteboote befördern dann jeweils bis zu 50 Passagiere vom Schiff zu den Landungsbrücken. Das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben. Der Verein zum Erhalt Helgoländer Börteboote erreichte 2018 gemeinsam mit dem Helgoländer Anlandungsdienst die Anerkennung der Börte als »immaterielles Kulturerbe der UNESCO« – »ein wichtiger Schritt in Richtung UNESCO-Weltkulturerbe«, heißt es seitens der Gemeinde.

»Pirat« wurde 1962 in Dienst gestellt, jetzt bekam es einen eigens angepassten batteriebetriebenen Elektroantrieb. Der Deep Blue mit 50 kW biete eine integrierte Prop-to-Helm-Lösung einschließlich einer 40-kWh-Batterie mit Automobiltechnologie von BMW i und einem Touchscreen-Bildschirm für den Bootsführer, heißt es in einer Mitteilung zur Umrüstung. Das erste elektrische Börteboot der Flotte soll am 10. August 2019 anlässlich der 65. Auflage der Börtebootregatta an der Helgoländer Landungsbrücke öffentlich vorgestellt werden.

»Unsere Börteboote sind seit Jahrhunderten Tradition auf Helgoland. Mit der Installation der Elektroantriebe führen wir diese Tradition in die Zukunft. Der neue ‚Pirat‘ wird das Fahrgasterlebnis spürbar verbessern und setzt ein Signal zur Schonung der Natur und für aktiven Klimaschutz in der Tourismuswirtschaft.«

Bürgermeister Jörg Singer.

Die Bootsflotte ist jedoch geschrumpft, da moderne Passagierschiffe immer häufiger im Hafen festmachen können. Heute sind nur noch elf Börteboote im Einsatz. Werftchef Rainer Hatecke – gleichzeitig Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der Börteboote – und Bürgermeister Jörg Singer haben jedoch eine Idee für die Zukunft der Flotte: emissionsfreie Fahrzeuge für Inseltouren, Naturbeobachtungen und den Personenverkehr zwischen den Helgoland-Inseln und auf Reede liegenden Seebäderschiffen.

Dank des modularen Deep Blue Systems könne man problemlos weitere Batteriekapazitäten für längere Fahrten zum Festland integrieren. »Auf diese Weise können Besucher die Kulturgeschichte Helgolands erleben und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen schützen, die die Faszination der Inseln ausmachen«, meint auch Christoph Ballin, Mitbegründer und CEO von Torqeedo.