Am Bulker-Spotmarkt tendieren die einzelnen Segmente aktuell sehr uneinheitlich. Für die kleineren Frachter ging es diese Woche mit den Raten weiter aufwärts.

Die wirtschaftlichen Verwerfungen[ds_preview] infolge der Pandemie sorgen an den Frachtenmärkten für extreme Verunsicherung. Unterstützt werden die Fracht- und Charterraten allerdings durch die wieder anziehende Befrachtungsaktivität in Fernost, wo das Virus zumindest in China vorerst gestoppt zu sein scheint. Zudem führen die Quarantänemaßnahmen in den Ländern Südeuropas und Nordafrikas zu einer Verknappung von Tonnage.

Zu den Nutznießern zählten diese Woche die großen Capesize- und die kleinen Handysize-Bulker, deren Tagesraten trotz eines allgemein stagnierenden Dry-Bulk-Marktes anzogen. So verlor der Baltic Dry Index auf Wochensicht 6 Punkte, er beschließt die Woche mit 625 Punkten.

Die Durchschnittsrate der Capesize-Frachter kletterte um 45% auf 4.067 $/Tag – ein beachtlicher Anstieg, auch wenn das Niveau damit noch deutlich unterhalb der Betriebskosten liegt. Getragen wurde die Entwicklung Maklern zufolge von einer anziehenden Charteraktivität für Eisenerz auf der Australien-China-Route. Die Schwerindustrie im Reich der Mitte sowie in Südkorea fährt ihre Kapazitäten nach den Einschnitten der vergangenen Monate allmählich wieder hoch und ist dazu auf Rohstoffe angewiesen.

Im Handysize-Segment stieg die durchschnittliche Zeitcharterrate für die modernen 38.000-Tonner laut Baltic Index um gut 7% auf rund 7.600 $/Tag. In allen Regionen mit Ausnahme der Ostküste Südamerikas gab es Steigerungen. Westlich von Suez spielte die Musik vor allem am europäischen Kontinent, im Mittelmeer und im US Golf.

Tonnageengpässe in Nordeuropa sollen die Raten auf bis zu 15.000 $/Tag für Trips ins östliche Mittelmeer hochgetrieben haben. Besonders teuer geworden ist Tonnage für Reisen nach Italien. Gerüchten zufolge soll ein Handy-Frachter 15.000 $/Tag für einen Trip dorthin mit Anlieferung im Schwarzen Meer erhalten haben. Für Transporte nach Italien müssten Befrachter einen entsprechenden »Quarantänebonus« bezahlen, weil die Schiffe nach ihrer Rücklieferung 14 Tage keinen anderen Hafen anlaufen dürften, erklärt Jens Christian Nielsen, Geschäftsführer bei Frachtcontor Junge. »Die Reeder haben hier eine starke Verhandlungsposition.«

Weniger glücklich verlief die Marktentwicklung für Panamaxe und Supramaxe. Erstere hatten in den vergangenen Wochen deutliche Steigerungen erzielt, jetzt müssen die Reeder in dem Segment zurückrudern. Die Durchschnittsrate der Panamaxe (82.500 tdw) rutschte um 20% auf 7.259 $/Tag ab. Auch die Supramaxe konnten das Niveau der Vorwoche nicht halten und verzeichneten einen Rückgang von 1,3% auf 8.146 $/Tag. Besonders im Südatlantik standen die Raten unter Druck. Ausschlaggebend dafür soll in beiden Fällen ein wachsendes Tonnageangebot an der Ostküste Südamerikas sein.

Abkühlung am Tanker-Markt

Am Rohöltanker-Markt hat sich die Aktivität inzwischen etwas abgekühlt. Nach den hohen Steigerungen der Vorwoche traten die Befrachter auf die Bremse und hielten verstärkt Ladungen zurück. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC gaben um 20% auf 153.000 $/Tag nach. Auch die Suezmaxe gerieten zum Ende der Woche stärker unter Druck, das durchschnittliche Ertragsniveau lag gestern mit 62.900 $/Tag um 7% unter dem Level der Vorwoche. Hingegen profitierten die Aframaxe von zunehmenden Tonnageengpässen in Nord- und Ostsee und einem verstärkten Ladungszustrom im Mittelmeer. Die Klasse konnte sich dadurch um fast 50% auf 54.500 $/Tag steigern.

In der Container-Linienschifffahrt kamen die Frachtraten aus Fernost Richtung Europa und Nordamerika ins Rutschen. Der Shanghai Index SCFI verzeichnete ein Minus von rund 1,5%.  (mph)