Die Container-Frachtraten behaupten sich trotz Volumenrückgängen. Im Export nach Fernost zogen die Preise kurzfristig noch einmal an.

Das Ratenniveau[ds_preview] in der Linienschifffahrt blieb trotz den wirtschaftlichen Turbulenzen aufgrund der Pandemie auch diese Woche recht stabil. Auf den Hauptrouten strömt offenbar noch viel Ladung nach, die bereits produziert und verkauft war, bevor der »Lockdown« in Europa und Nordamerika zum Tragen kam.

Gleichzeitig sind die Stellplatzkapazitäten der Containerlinien angesichts der bereits laufenden und noch zusätzlich angekündigten Abfahrtstreichungen stark reduziert.

Der Shanghai Index SCFI, der die Spotraten auf 13 Exportrouten ab Shanghai abbildet, schließt diese Woche mit einem marginalen Plus bei 890,37 $/TEU ab. Im Transpazifikverkehr von China nach Nordamerika zogen die Preise spürbar an – für Verschiffungen zur US-Westküste um fast 10% auf 1.662 $/FEU. Wobei die Steigerungen allerdings deutlich unter den angekündigten generellen Ratenanhebungen der Carrier von rund 300 $/FEU per 01.04. blieben. Auf den meisten westgehenden Routen ex Shanghai – nach Nordeuropa, ins Mittelmeer, nach Afrika und zur Ostküste Südafrikas – gaben die Spotraten nach.

Ein ähnliches Bild zeichnet der World Container Index (WCI) von Drewry, der am Donnerstag dank dem Preisauftrieb im Transpazifikgeschäft leicht auf 1.530 S/FEU kletterte. Zu den Fahrtgebieten mit steigenden Raten zählt demnach auch der Backhaulverkehr von Nordeuropa nach China. Die WCI-Benchmark-Rate für Containertransporte von Rotterdam nach Shanghai kletterte um 5% auf 864 $/FEU und liegt damit 57% höher als vor Jahresfrist. Das Kapazitätsangebot für Exporteure in Europa sei aufgrund der verringerten Schiffsankünfte aus Asien immer noch sehr eng, konstatierte der Seefrachtexperte der Logistikberatung Tim Consult, Clemens Schapeler, heute in einem Verlader-Webinar.

Aus Speditionskreisen ist zu hören, dass die Raten im Exportgeschäft zum 01.04. noch stärker zugelegt haben sollen, als es der World Container Index anzeigt. Demnach müssen Verlader inzwischen 1.100 bis 1.300 $/FEU für Transporte von den Nordrange-Häfen nach Shanghai bezahlen – genauso viel wie oder sogar einen Tick mehr als für Verschiffungen von Fernost nach Europa. Linienagenten berichten, dass sich die Exportvolumina bislang noch besser gehalten hätten als die Importe aus Asien. Vor allem Saisonware aus Fernost sei bereits im großen Stil storniert worden, Bestellungen für ganzjährige Produkte reduziert oder um mehrere Wochen verschoben worden.

Gespaltenes Bild auf Bulk-Markt

Die Dry-Bulk-Schifffahrt bot diese Woche ein noch stärker gespaltenes Bild. Der Baltic Dry Index lag heute mit 616 Punkten auf Wochensicht rund 10% im Plus. Verbesserungen bei den Tageserträgen erzielten nur Capesize- und Panamax-Bulker, wohingegen die kleineren Frachter mit eigenen Kränen massive Einbußen erlitten.

Die Capes (180.000 tdw) beenden die Woche mit einem Zeitcharter-Durchschnitt (5TC) von 5.949 $/Tag – 61% höher als vor einer Woche. Ausschlaggebend dafür war Maklern zufolge eine erhöhte Charteraktivität für Eisenerz Richtung China, sowohl aus Westaustralien als auch aus Brasilien heraus. Die durchschnittlichen Indexraten der Baltic Exchange für Transpazifik-und für China-Brasilien-Reisen verdoppelten sich folglich auf rund 8.000 und 7.200 $/Tag. Im Atlantik gaben die Capesize-Raten hingegen leicht nach.

Auch die Panamaxe (82.500 dtw) profitierten von mehr Charter-Neugeschäft im Pazifik und steigerten sich dadurch um 9,3% auf durchschnittlich 7.170 $/Tag. Makler verzeichneten eine höhere Aktivität für Australien-Rundreisen und für Getreideverladungen ex Ostküste Südamerikas nach Fernost. Die Indexrate für Rundreisen ab Singapur/Busan in den Atlantik und zurück stieg von 7.900 auf 9.360 $/Tag. Die 2019 gebaute »Aquavita Sky« (81.591 tdw) schloss einen Trip von Pakistan zur Ostküste Südamerikas und zurück in die Singapore-Japan-Range zu 10.250 $/Tag bei Raffles ab.

Für die kleineren Bulker war es hingegen eine rabenschwarze Woche. Vor allem im Atlantik brachen die Raten rasant weg. Im Pazifik wirkte sich vor allem die Schließung der indischen Häfen stark negativ auf die Tonnagenachfrage aus. Die Durchschnittsraten der Supramaxe (58.000 tdw) und Handysize-Frachter (38.000 tdw) auf Trip-Basis fielen um 23% und 15% auf 5.442 und 6.117 $/Tag.

Wie die Bulkabteilung der Reederei Peter Döhle im Maritime-Overview-Report der Gruppe berichtet, ist die Charteraktivität für Supramaxe weitgehend auf »die dringendsten Spotbedarfe« beschränkt. Insgesamt sei zu befürchten, dass das Ratenniveau auf die Tiefststände von vor zwei Monaten zurückfalle. Am günstigsten schätzen die Experten die Aussichten für Supras an der Ostküste Südamerikas ein, wo die Getreidesaison für kontinuierliches Geschäft sorgen dürfte.

Shortsea-Raten leicht rückläufig

Am europäischen Shortseamarkt hielt der leicht fallende Ratentrend diese Woche an. Der European Short Sea Index des Branchendienstes BMTI gab um 0,9% auf 21,32 Punkte nach. Vor allem Rückgänge auf den Routen im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer zogen den Index nach unten, während sich die Frachten im Ostseeraum dank der hohen Getreidenachfrage relativ stabil hielten. Die Indexrate für Partien von 3.000 t aus den Baltischen Häfen in die ARAG-Range blieb nahezu unverändert bei 25,46 €/t. Für etwas Hoffnung im Shortsea-Geschäft dürfte ein neuer Prognosebericht von S&P Global Ratings sorgen, demzufolge die Einbrüche in der europäischen Stahlindustrie nicht so drastisch wie in der Finanzmarktkrise von 2008/09 ausfallen. Die Stahlnachfrage könnte dieses Jahr zwar um 10% sinken, dürfte sich dann aber im kommenden Jahr wieder dem Niveau von 2019 annähern. Stahl gehört zu den wichtigsten Ladungsarten der Minibulker.

Tanker-Markt deutlich im Plus

Unterdessen ist der Spotmarkt für Rohöltanker weiter außer Rand und Band. Bei hoher Charternachfrage schoss der Baltic Dirty Tanker Index bis gestern auf Wochensicht um über 25% auf 1402 Punkte hoch. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC sprangen um 66% auf 226.200 $/Tag, die der Suezmaxe und der Aframaxe und 38% und 12% auf 93.600 und 49.300 $/Tag.

Analysten rechnen trotz der jüngsten Tweets von Präsident Trump nicht mit einer raschen Einigung zwischen Saudi-Arabien, Russland und den USA, die Ölproduktion herunterzufahren. Ole-Rikard Hammer, Analyst bei Arctic Securities in Oslo, erklärte in einem Webinar heute, dass es wohl erst zum Sommer hin zu deutlichen Fördereinschnitten kommen werde. Obwohl die Ölpreise zur Lieferung im Frontmonat am Donnerstag deutlich zulegten, liegen sie immer noch deutlich unter den Terminpreisen für Lieferung in 6 und 12 Monaten. Demzufolge mache es für Händler weiterhin Sinn, Tanker zur Zwischenlagerung von Öl einzuchartern, was die Spotverfügbarkeit von Schiffsraum begrenze.