Für Rohöltanker holt die Charternachfrage nur langsam auf. Die Raten blieben diese Woche trotz Sicherheitsbedenken in der Mittelost-Region im Keller.

Eigentlich zeigen alle Indikatoren in die richtige[ds_preview] Richtung. Die Weltwirtschaft erholt sich und mit ihr auch die Energienachfrage. Die OPEC-Staaten und ihre Bündnispartner pumpen von Monat zu Monat mehr Öl. Trotzdem sind die Auswirkungen am Spotmarkt der Rohöltanker bislang kaum messbar. Die Tageserträge der Schiffe liegen zumeist weit unter Betriebskostenniveau, und auch diese Woche brachte keinen Durchbruch nach oben.

Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC legten bis gestern nur unwesentlich zu – um 5% auf erbärmliche 2.600 $/Tag für ältere Einheiten und auf 11.900 $/Tag für modernste Schiffe, die dazu noch mit Scrubber ausgerüstet sind. Die Suezmaxe verschlechtern sich sogar um 6% auf 5.500 $/Tag (ältere Schiffe). Die Aframaxe konnten sich dank Engpässen in Südostasien und in der Nordsee immerhin um 15% auf 8.800 $/Tag steigern, was allerdings auch nur ausreicht, um die Betriebskosten zu decken.

Verblüfft zeigten sich Marktteilnehmer darüber, dass nicht einmal die wieder aufflammende Terrorgefahr für die Schifffahrt im Mittleren Osten den Markt nach oben katapultiert hat. Vergangene Woche war der Zodiac-Tanker »Mercer Street« (49.992 tdw) auf einer Reise von Dar Es Salaam nach Fudschairah von einer Drone attackiert worden. Zwei Crew-Mitglieder kamen ums Leben. Ganz anders 2019, als Übergriffe auf Tanker in der Region zu einer massiven Raten-Rally beitrugen.

Dass Sorgen um die Sicherheit am Markt völlig verpuffen, zeigt Maklern zufolge, wie hoch das Tonnageüberangebot derzeit wirklich ist. Allerdings zeigt der Trend bei der Ladungsentwicklung zumindest deutlich nach oben, so dass die Hoffnung auf eine Ratenerholung in den kommenden Monaten nach wie vor gerechtfertigt ist, wie Barry Rogliano Salles in seinem Alphtanker-Report hervorhebt. Dem französischen Makler zufolge nahmen die Verladungen mit VLCC im Persischen Golf vergangenen Monat um 37 auf 221 zu.

Leichte Verbesserungen für Bulker

Am Trockenfrachtmarkt brachte die Woche leichte Verbesserungen für alle Bulker-Typen. Den größten Sprung legten die Panamaxe hin: Die Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business für das Index-Typschiff mit 82.500 tdw Tragfähigkeit kletterte um 4,4% auf 31.041 $/Tag. Am stärksten zogen die Index-Raten im Nord- und im Südatlantik an. Zu den Spitzenabschlüssen zählt die Ausreise der 2012 gebauten »Ikan Bawal« (83.339 tdw) von Nordeuropa nach Indien zu 55.000 $/Tag.

Für die Capes endet die Woche mit einem leichten Plus von 1,2% auf 36.150 $/Tag, nachdem sich ein guter Teil der Zugewinne am Freitag wieder in Luft auflöste. Am Markt macht sich angesichts der erneuten Bestrebungen der chinesischen Regierung, die Stahlkonjunktur im Reich der Mitte auszubremsen, etwas Nervosität breit. Sollte Beijing damit erfolgreich sein, dürfte die Eisenerznachfrage und damit auch der Bedarf an Capesize-Ladekapazität nachgeben.

Die Supramaxe verzeichneten bei hoher Nachfrage und knapper Tonnage im Schwarzen Meer und in Fernost einen Anstieg um 2,2% auf 33.114 $/Tag, während sich die Handies (38.000 tdw) ganz marginal auf knapp 31.800 $/Tag verbesserten. Letztere verspürten im Atlantik teilweise Gegenwind am Markt – mit einer sinkenden Ratentendenz u.a. in Südamerika.

Am europäischen Shortsea-Markt zogen die Raten nach einer leichten Beruhigung in den vergangenen Wochen wieder an. Der European Short Sea Index des Branchendienstes BMTI legte um 0,5% auf 29.65 Punkte zu. (mph)