Foto: Hero Lang
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Der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven als Teil eines größeren Wasserstoff-Clusters? Politik und Wirtschaft der Region hoffen darauf und sehen sich jetzt durch die Ergebnisse einer neuen Studie bestätigt.[ds_preview]

Die »Machbarkeitsstudie zu Potenzial und Perspektive einer Eisenerz-Direktreduktionsanlage auf Basis grünen Wasserstoffs am Standort Wilhelmshaven« war gemeinsam von den Stahlherstellern Salzgitter und ArcelorMittal, dem Energieunternehmen Uniper, dem Logistikspezialisten Rhenus, der Stadt Wilhelmshaven und dem Land Niedersachsen vorangetrieben worden.

Wilhelmshaven Stahl Stahlwerk 2020.06.22 030 WHV Kohle
Foto: Hero Lang

Analysiert wurden die technischen, genehmigungsrechtlichen, logistischen und versorgungsspezifischen Grundlagen für die Errichtung und den Betrieb einer Großelektrolyse mit einer Leistung von 410 MW. Der vor Ort zu erzeugende Wasserstoff ließe sich zur Produktion von jährlich bis zu 2 Mio. t grünen Eisenschwamms einsetzen, hieß es anlässlich der Präsentation der Ergebnisse, »dadurch könnten bei zügiger Umsetzung bereits vor 2030 über 2 Mio. t CO2 eingespart werden«.

Zudem verfügt der Standort laut Studie über ein erhebliches industrielles Erweiterungspotenzial: »Die Region zeichnet sich durch die unmittelbare Nähe zum Tiefwasserhafen, eine vor Ort schnell ausbaufähige logistische Infrastruktur und einen vergleichsweise günstigen Zugang zu erneuerbaren Energien aus. Diese Standortvorteile könnten zeitnah im Rahmen eines industriellen Gesamtkonzeptes und unter Einsatz nationaler und regionaler Strukturhilfen genutzt werden«. Hierzu werden insbesondere vorbereitende Investitionen in die Infrastruktur, zum Beispiel zur Anbindung an die Erdgas- und Wasserstoffversorgung gezählt.

Wirtschaftlichkeit im Fokus

Die Partner verständigten sich darauf, im nächsten Schritt den Nachweis der Wirtschaftlichkeit für ein Projekt unter dem Titel »DRI@Coast« im Kontext eines industriellen Gesamtkonzeptes führen zu wollen. Die Eisenschwammproduktion in Wilhelmshaven biete die Chance, den eingeleiteten Transformationsprozess der Stahlindustrie in Deutschland zu stärken.

Olaf Lies
Olaf Lies (Foto: NPorts)

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann begrüßte die Machbarkeitsstudie: »Das Ergebnis zeigt die großen Potenziale des Industriestandortes Wilhelmshaven. Das Land Niedersachsen wird den Standort auch weiterhin bei der Transformation zu einem modernen und nachhaltigen Industriestandort mit den Assets wie Tiefwasserhafen, Windenergie, Wasserstoff begleiten.« Im Rahmen der Industriepolitik des Landes könneWilhelmshaven für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie und für die norddeutsche Wasserstoff-Strategie ein wichtiger Standort sein.

Umweltminister Olaf Lies betonte die »großen Chancen« für den Aufbau eines ganz neuen Industriestandortes in Wilhelmshaven: »An Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen finden wir hervorragende Voraussetzungen für die klimaneutrale Herstellung von Eisenschwamm: Saubere Energie aus On- und Offshore-Wind ist hier direkt verfügbar – genauso wie der notwendige Bahnanschluss und die Industrieflächen und damit ausreichend Platz für die Direktreduktionsanlage inklusive sauberer Wasserstoffproduktion.«

Lies betonte allerdings auch, dass noch Aufgaben zu erledigen seien: Dabei geht es seiner Ansicht nach unter anderem um den Anschluss an das Gasnetz, den Umstieg auf eine 380 kV-Stromversorgung für die Elektrolyse sowie Investitionen in Infrastruktur, Massengutlogistik, Wasserelektrolyse und Direktreduktion.

Fördermittel aus der Politik?

Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier sagte, Wilhelmshaven habe das Potenzial, mit Hilfe von Land, Bund und EU zur niedersächsischen Energiedrehscheibe zu werden: »Dazu befindet sich unser Ministerium derzeit in sehr erfolgsversprechenden Gesprächen mit der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Politik. Es geht uns um eine Transformation, die Fördermöglichkeiten hebelt, die Region stärkt und auch den Ansprüchen von Natur- und Klimaschutz gerecht wird. Mit den 157 Millionen Euro aus dem Strukturstärkungsgesetz für die Kohlregionen wollen wir Wilhelmshaven in den nächsten Jahren weit voranbringen. Die Realisierung einer Direktreduktionsanlage ist ein guter Baustein für einen solchen Aufbruch.«