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Kaffee-Händler setzen aufgrund von Container-Engpässen wieder auf konventionelle Verschiffungen. Davon profitiert besonders Bremen als Umschlaglatz.[ds_preview]

Im Neustädter Häfen in Bremen erlebt der konventionelle Umschlag von Rohkaffee derzeit seine Renaissance. Mit dem Mehrzweckfrachter »BBC Rosario« (12.873 tdw) wird dort jetzt schon das dritte Schiff dieses Jahr mit Kaffeebohnen aus Brasilien entladen.

Besonderheit: Die Ware ist in Big-Bags verpackt dicht an dicht im Laderaum gestaut – quasi in Bulk und nicht im Container, wie es seit Jahrzehnten Standard ist. 6.700 t in 5.200 Big-Bags hat das Schiff des Projekt-Carriers BBC Chartering mitgebracht.

»Man fühlt sich an die 80er Jahre erinnert. Wenn ich den Kaffeegeruch an der Pier
wahrnehme, führt mich das in meine Kindheit zurück«, sagt Sven Riekers, Vertriebsleiter für die Breakbulk-Aktivitäten des Terminalbetreibers BLG Logistics.

Der Umschlag erfolgt per Hafenkran an einer Traverse und Kettenhaken. Pro Big-Bag müssen von den Stauern an Bord vier Schlaufen »angeschlagen« beziehungsweise eingehakt werden. Anschließend werden die Großsäcke jeweils in Zehnerbündeln auf einen Trailer an der Pier gehoben, wo eine Gang Hafenarbeiter die Haken löst. Nach zwei Durchgängen fährt ein Traktor den Anhänger mit 20 Bags in den Schuppen, wo die Ware bis zum Abruf durch die Kunden eingelagert wird.

Gegenüber der traditionellen Verladung per Container ist dieses Verfahren deutlich umständlicher. Doch für die Empfänger in Deutschland war es in diesem Fall die einzige Möglichkeit. Drei Faktoren seien es, die zu der Verlagerung auf den konventionellen Transport führten, so Riekers, »die hohen Seefrachten, der Mangel an Containern und die Engpässe bei Stellplätzen auf den Containerschiffen.«

Insgesamt habe die BLG-Tochter Cargo Logistics, die den Neustädter Hafen betreibt, dieses Jahr schon rund 17.000 t Rohkaffee auf diese Weise umgeschlagen. Wie lange dieses Geschäft noch anhält, sei schwer zu sagen, weil keiner weiß, wann sich die Lage im Containerverkehr wieder entspannt, sagt Riekers. »In Gesprächen mit Kaffeekunden hören wir aber, dass auch für Juli und August noch konventionelle Verschiffungen aus Brasilien heraus geplant sind.«    (mph)