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Der Rohölpreis ist auf den tiefsten Stand seit April gesunken. Einige Analysten rechnen nun mit noch niedrigeren Preisen bis zum Jahresende.[ds_preview]

Unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 stiegen die Rohölpreise aufgrund der Befürchtung einer Versorgungsunterbrechung. In weniger als zwei Wochen stiegen die Preise für Brent von 97 $/Barrel auf 128 $/Barrel. Seitdem liegen die Brent-Preise kontinuierlich über 100 $ und seit Mitte Mai über 110 $. Am 5. Juli sank Brent auf 102,77 $, während WTI bei 99,50 $ schloss. Einige Analysten rechnen nun mit noch niedrigeren Preisen bis zum Jahresende.

»Die Bunkerpreise sind natürlich den Rohölpreisen nach oben gefolgt, und in Rotterdam liegen die Preise für HSFO und VLSFO nach wie vor um 27 $/t bzw. 194 $/t über den Vorkriegspreisen«, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei Bimco. In Rotterdam erreichte der Aufschlag gegenüber den Vorkriegspreisen Anfang März mit 207 $/t beziehungsweise 336 $/t für 380HSFO und VLSFO seinen Höhepunkt.

Rohoelpreis Brent und Bunkerpreise Rotterdam 0722 scaled

Die hohen Bunkerpreise haben sowohl die Schifffahrts- als auch die Betriebskosten in die Höhe getrieben, vor allem bei Schiffen ohne Abgasreinigungsanlage, die für den Betrieb VLSFO benötigen. Die Rohöltermingeschäfte deuten jedoch darauf hin, dass diese
jüngsten Preisrückgang anhalten wird.

»Laut MABUX werden die Brent-Futures für September und Oktober in einer Spanne von 100-104 $/Barrel gehandelt, während die August- und September-Futures für WTI in einer Spanne von 97-100 $/Barrel gehandelt werden«, sagt Rasmussen. »Die Analysten der Citi gehen in ihrem Basisfall davon aus, dass Brent bis Ende 2022 auf 85 $/Barrel fallen wird.«

Die Unsicherheiten auf dem Ölmarkt sind nach wie vor groß, und die Preisprognosen variieren stark – vom Low Case der Citi-Analysten mit 65 $/Barrel bis zum High Case von JP Morgan Chase mit 380 $/Barrel. Der Konsens scheint aber zu sein, dass die Preise bei etwa 100 $/Barrel bleiben werden.

Eine weltweite wirtschaftliche Rezession würde die Nachfrage senken und die Preise auf bis zu 65 $/Barrel sinken lassen, vorausgesetzt das Angebot bleibt hoch, heißt es bei Bimco. Andererseits könnte das EU-Verbot für russisches Öl zu Vergeltungsmaßnahmen Russlands führen, das Angebot um bis zu 5 Mio. Barrel pro Tag verringern und die Preise auf bis zu 380 $/Barrel treiben.

»Verlader und Schifffahrtsunternehmen sind sich in der Regel einig, dass niedrigere Rohöl- und Bunkerpreise zu bevorzugen sind, doch im Moment sind die meisten wahrscheinlich froh, wenn der Rohölpreis bei etwa 100 $/Barrel bleibt da deutlich niedrigere Preise die negativen Entwicklungen der Weltwirtschaft widerspiegeln, die niemandem helfen«, sagt Rasmussen.