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Die Spotraten der großen Rohöltanker setzten ihre Kletterpartie diese Woche beschleunigt fort, obwohl sinkende Ölpreise bis gestern auf eine schwächere Nachfrage schließen ließen.[ds_preview]

Der Tanker-Chartermarkt fährt jetzt mit Schwung aus der Verlustzone. So legten die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC diese Woche laut Clarksons Platou auf 11.400 $/Tag zu. Das ist gegenüber der Vorwoche mehr als eine Verdoppelung. Die entscheidenden Impulse für den Markt gehen vom Persischen Golf aus, wo nach übereinstimmenden Berichten von Maklern eine Flut von Charteranfragen für Verladungen bis Ende Juli hin verzeichnet wurden. Ihren Anfang soll die Hausse am Montag im US Golf genommen haben. Kurz darauf zogen die Raten in Westafrika an, und ab Dienstag sei dann die Aktivität auch im Persichen Golf durch die Decke gegangen, heißt es. Als erster nahm dort Berichten zufolge der chinesische Ölmulti Unipec einen Schwung Tonnage aus dem Markt, andere Charterer folgten sogleich.

Spitzenverdiener unter den VLCC sind moderne Eco-Schiffe, die zusätzlich mit Scrubber ausgestattet sind und damit von den viel niedrigeren Preisen für konventionellen Bunker (HFO) versus VLSFO profitieren. Ihr Einnahmenniveau im Spotgeschäft wird auf 25.800 $/Tag geschätzt. Nur die ältesten Non-Eco-VLCC ohne Scrubber liegen mit -600 $/Tag noch geringfügig in der Verlustzone.

Der Aufschwung für die Supertanker in der Golfregion lief bis gestern konträr zur allgemeinen Stimmungslage am Rohölmarkt, wo die Preise für Brent und WTI angesichts von Rezessionsängsten bis gestern deutlich nachgaben. Heute fingen sich die Preise. Trotzdem notierte die Nordseesorte Brent gegen 15:00 mitteleuropäischer Zeit noch weit unter dem Niveau von vor einer Woche: bei ca. 112 $/Barrel gegenüber 119,50 $/Barrel.
Für die übrigen Crude-Tanker-Typen nahm die Nachfrage ebenfalls zu, allerdings nicht annähernd so stark wie für die VLCC. Das Ertragsniveau der Suezmaxe stieg um 17% auf 23.100 $/Tag, das der Aframaxe um 13,5% auf 32.400 $/Tag. Schwerpunkte der Aktivität waren ebenfalls der Persische Golf (Suezmaxe) sowie Nordeuropa (Aframaxe).

Trockenfracht: BDI fällt

Am Trockenfrachtmarkt ging es in die entgegengesetzte Richtung. Bei starken Verlusten für die Großbulker fiel der Baltic Dry Index um 247 auf 2331 Zähler. Das Ratenniveau der Capesize-Bulker (180.000 tdw) im Zeitcharter-Trip-Geschäft brach um 20% auf knapp 19.900 $/Tag ein. Sinkende Stahlpreise und eine geschwächte Eisenerznachfrage in China dämpfen weiterhin die Tonnagenachfrage auf den wichtigen Eisenerzstrecken von Westaustralien und von Brasilien nach China. Für die Panamaxe (82.500 tdw) ging es um 6% auf 24.254 $/Tag runter. Nur die kleineren Schiffsklassen mit eigenem Geschirr konnten sich recht gut behaupten. Sowohl Supramaxe (58.000 tdw) als auch Handies (38.000 tdw) konnten die wöchentlichen Einbußen auf -0,7% begrenzen und beschließen die Woche bei durchschnittlich 26.942 und 24.009 $/Tag.

Steigerungen erzielten beide Typen für Verladungen ex Ostküste Südamerikas. In Asien war der Ratentrend überwiegend seitwärts gerichtet. Im US Golf und am Kontinent sowie im Mittelmeer standen die Märkte erneut unter Druck. Mancher Charterer nutzt die aktuelle Notlage für Schnäppchen. So sicherte sich Cargill die 2011 gebautee »Ananya Naree« (33.856 tdw) für einen Trip von Marokko zur Ostküste Südamerikas zu 12.750 $/Tag, wahrscheinlilch für eine Ladung Düngemittel.

Stabile Raten im europäischen Shortsea-Markt

Im europäischen Shortsea-Geschäft für Bulk und Breakbulk blieben die Raten alles in allem stabil. In Nordeuropa fragten Maklern zufolge vor allem Operateure zusätzliche Schiffe nach, um ihre Kontrakte (COA) bedienen zu können. Der Branchendienst BMTI setzte seinen European Short Sea Index (EUSSIX) um 1% auf 44.0 Punkte hoch.

Deutliche Ratensteigerungen soll es noch in einigen Nischen gegeben haben – so zum Beispiel für Getreideverladungen von den Donau-Mündungshäfen im Schwarzen Meer. So sollen Verschiffungen aus dem südukrainischen Reni zuletzt für doppelt so hohe Raten wie aus den russischen Häfen im Asowschen Meer gecovert worden sein. (mph)