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Ab heute gilt auf Beschluss von EU, G7 und Kanada ein Preisdeckel für russisches Öl. Offenbar will Moskau jetzt mit einer Schattenflotte von Tankern Exporte und Einnahmen sichern.[ds_preview]

Ab heute soll russisches Öl, wenn es mit Schiffen exportiert wird, nur noch mit höchstens 60 Dollar pro Barrel bezahlt werden – aktuell rund 5$ unter Weltmarktpreis. So wollen es die EU, die G7-Staaten und Kanada, um die wichtigste Einnahmequelle Russlands zur Finanzierung des Ukraine-Krieges auszutrocknen.

Die Preisobergrenze soll unter Androhung von Strafmaßnahmen für Reedereien oder Versicherer durchgesetzt werden, die an russischen Ölgeschäften beteiligt sind, sich aber künftig nicht an die neue Preisobergrenze halten.

Russland versucht nun offenbar, die westlichen Sanktionen zu umgehen, indem bereits eine Flotte von mehr als 100 Tankern für eine Schattenflotte zusammengestellt wurde. Das berichtet die »Financial Times« unter Berufung auf den Schiffsmakler Braemar und das Analyseunternehmen Rystad Energy. Die Schiffe seien direkt oder indirekt gekauft worden, unter anderem in Venezuela oder im Iran.

Dadurch könnte Russland einen Teil der Öl-Exporte, zum Beispiel nach China oder Indien, sichern, ohne auf Tanker ausländischer Reedereien angewiesen zu sein. Bis zu diesem Jahr gehörten Deutschland und andere europäische Nationen zu den Großabnehmern des russischen Rohstoffs. Laut Braemar handelt es sich um ältere Tanker, die meist 12 bis 15 Jahre alt sind und in den kommenden Jahren verschrottet worden wären.

Russland produziert etwa 10% des weltweiten Angebots an Rohöl. Auf einen kompletten Importstopp hatten die westlichen Staaten verzichtet, um den Öl-Preis weltweit nicht in die Höhe zu treiben. Vorgesehen ist jedoch ein Anpassungsmechanismus: Demnach sollen die Kosten für ein Barrel russisches Öl mindestens 5% unter dem Weltmarktpreis gehalten werden, je nach Marktentwicklung.

Ausgenommen von den EU-Sanktionen ist Pipelineöl, das nach Europa fließt. Deutschland hat jedoch bereits erklärt, ab 2023 auch auf diesem Weg kein russisches Öl mehr abnehmen zu wollen.