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Der Hamburger Terminalbetreiber HHLA hat ein neues Forschungsprojekt gestartet. Man will herausfinden, ob batteriebetriebene Fahrzeuge ins deutsche Energienetz eingebunden werden können.

Am Container Terminal Altenwerder (CTA) wurde mit Partnern die Forschungs- und Entwicklungsar[ds_preview]beit im Rahmen des Förderprojekts FRESH1 begonnen, teilte die HHLA jetzt mit. Ziel ist es, die Batteriekapazitäten der am CTA eingesetzten automatischen Containertransportfahrzeuge (AGV) »als flexible Speicher« in das deutsche Energienetz einzubinden, um so zur Netzstabilität bei der Stromversorgung beizutragen.

Virtuelle Kraftwerke

»Eine der größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende in Deutschland ist die Gewährleistung von Netzstabilität. Diese Entwicklung verlangt von den Netzbetreibern technische Lösungen, damit Unternehmen und Verbraucher zu allen Zeiten stabil mit Strom versorgt werden können«, heißt es in der Mitteilung. Im Gegensatz zu mit fossilen Energieträgern betriebenen Kraftwerken, die je nach Bedarf Strom liefern können, sei dies bei erneuerbaren Energien nicht garantiert. »Wetterabhängige Energiequellen wie Wind oder Sonne sind nicht immer vorhanden. Das führt zu Schwankungen, die abgefedert werden müssen, um eine gleichbleibende Versorgungssicherheit und stabile Frequenz von 50 Hertz (Hz) im Stromnetz zu gewährleisten«, meint man bei der HHLA.

HHLA, Fresh1, Batterie
Wie können AGV als mobile Stromspeicher für mehr Netzstabilität sorgen? (Grafik: HHLA)

Virtuelle Kraftwerke sollen die Schwankungen ausgleichen. Sie vernetzen digital unterschiedliche Stromproduzenten und Stromverbraucher und bündeln die Leistungen und Bedarfe der Teilnehmer. Kann beispielsweise ein Solarpark aufgrund der Witterung nicht ausreichend Strom liefern, wird parallel die Stromproduktion aus einer Bioenergieanlage hochgefahren. Bläst der Wind besonders stark, kann auf stationäre Energiespeicher zurückgegriffen werden, um den überschüssigen Strom aufzunehmen.

100 AGV bekommen Batterie-Technik

Erstmals ermittelt nun die HHLA mit der Next Kraftwerke GmbH, einem virtuellen Kraftwerksbetreiber, inwieweit industriell genutzte, mobile Batteriekapazitäten an das deutsche Stromnetz angeschlossen werden können, »um Primärregelleistungen unter wirtschaftlichen Bedingungen für die Netzstabilität zu erbringen.« Der Terminalbetrieb dürfe dabei aber nicht beeinträchtigt werden.

Bis zum Jahr 2022 sollen die etwa 100 AGV vollständig auf schnellladefähige Lithium-Ionen-Batterien umgestellt sein. Rein rechnerisch könnten sie den Angaben zufolge an den dann 18 Stromtankstellen auf dem CTA eine Leistung von 4 MW dem Strommarkt zur Verfügung stellen.

HHLA, Fresh1, Batterie
Luftbild der Fläche für autonom fahrende AGV auf dem HHLA-Terminal Altenwerder (CTA) (Foto: HHLA)

»In weniger aufkommensstarken Zeiten könnten freie AGV ihre Batteriekapazitäten als mobile Stromspeicher zur Gewährleistung der Netzstabilität bereitstellen«, sagte Boris Wulff, bei der HHLA verantwortlich für das FRESH-Projekt. Gemeinsam mit Next Kraftwerke, dem Informatikinstitut OFFIS in Oldenburg und der Universität Göttingen entwickelt die HHLA im Rahmen des dreijährigen FRESH-Projekts eine Prozess- und Softwarelösung für den Strommarktzugang. Sie soll die Anforderungen von virtuellem Kraftwerk und störungsfreiem Terminalbetrieb digital steuern.

»Ob AGV-Kapazitäten frei sind, richtet sich nach der Terminalauslastung. Diese hängt wiederum von solchen Faktoren wie Schiffsfahrplänen, Wetter- und Tidebedingungen, Verkehrsaufkommen und Ladezyklen der AGV ab«, so Wulff. All diese Parameter müssten mit einfließen. »Auf diese Weise können wir recht präzise voraussagen, wann und wie lange AGV an den Stromtankstellen andocken können, um – wenn es das Energienetz erfordert – Strom entweder abzugeben oder aufzunehmen.«