Nach einer kurzen Verschnaufpause im Sommer geht es am europäischen Shortsea-Markt jetzt weiter bergauf.[ds_preview]
Der European Short Sea Index (EUSSIX) des Branchendienstes BMTI kletterte diese Woche weiter um fast 4% auf 37.27 Punkte. Auf Monatssicht liegt der Index, der die Frachtraten auf den Hauptrouten in Nordeuropa, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer abbildet, jetzt über 20% höher. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Ratenniveau mehr als verdoppelt. Noch nie seit seiner Einführung 2011 hatte sich der EUSSIX in so luftiger Höhe bewegt.
»Die Erwartungen für das gesamte vierte Quartal sind sehr positiv, weil die Nachfrage das Tonnageangebot bei weitem übertrifft«, berichtet BMTI. Angetrieben wird die Rally durch Kapazitätsengpässe in den Hauptladeregionen der Ostsee und des Schwarzen Meeres, wo wie immer nach der Ernte im Sommer riesige Mengen Getreide zur Verschiffung in die Häfen strömen. Hinzukommen erhöhte Mengen Stahl und Kohle.
Der Aufwärtstrend bei den Frachten ist stark genug, um die ebenfalls steigenden Bunkerpreise mehr als zu kompensieren. So sind die durchschnittlichen Tageserträge (TCE) der Schiffe in Spotbefrachtung im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50% in die Höhe geschossen. Laut dem Toepfer Transport Shortsea Index (TSI) fuhren Schiffe mit Tragfähigkeiten zwischen 3.200 und 3.800 tdw in den europäischen Trades zuletzt durchschnittlich 4.335 €/Tag auf.
Etwas größere Stückgutftrachter oder Minibulker mit 4.800 bis 5.600 tdw Kapazität kamen Toepfer zufolge auf 5.627 €/Tag. Der norwegische Schiffsmakler Norbroker schätzt das Ertragsniveau für 3.500-Tonner im Spotgeschäft per Mitte Oktober auf 4.500 €/Tag, gegenüber 4.050 €/Tag vor einem Monat. Die Periodenbeschäftigung für 12 Monate liegt laut Clarksons Platou aktuell bei 4.000 €/Tag – rund 11% höher als im Sommer.
Sorgen bei Großbulkern
Für größere Bulker in der weltweiten Fahrt setzten sich die Trends der Vorwoche fort: Für Capesize-Frachter gab der Markt weiter nach, die übrigen, kleineren Schiffsklassen konnten sich erneut verbessern. Die Durchschnittsrate der Capes im Zeitcharter-Trip-Business sackte bis gestern auf Wochensicht um 18% auf rund 57.400 $/Tag. Auch die Forward-Raten am Terminmarkt gaben deutlich nach.
Der Londoner Schiffsmakler Arrow warnt, dass der brasilianische Bergbaukonzern Vale seine Eisenerzverschiffungen im vierten Quartal um 11% gegenüber dem dritten Quartal verringern könnte. Darauf ließen Planzahlen für die Liefermengen schließen, die Vale diese Woche veröffentlicht hat. Für die Großbulker, die das brasilianische Eisenerz nach China befördern, trübt sich der Ausblick damit weiter ein.
Aufwärtstrend für Panamaxe
Im Panamax-Segment ging es mit den Raten hingegen deutlich aufwärts. Das Durchschnittsniveau verbesserte sich auf Wochensicht um 7% auf 38.737 $/Tag. Im Pazifik verteuerten sich Rundreisen auf über 40.000 $/Tag. Der US-Händler Bunge nahm Berichten zufolge die 2018 gebaute QCemtex Sincerity« (82.220 tdw) für 40.500 $/Tag für einen Transpazifiktrip ex Zhangjiagang mit Rücklieferung in der Singapore-Japan-Range in Charter.
In den Supramax- und Handysize-Segmenten hält die positive Tendenz ebenfalls an – mit Steigerungen von gut +2% und +1% auf 39.860 $/Tag und 36.804 $/Tag. Wachsende Charteranfragen im US Golf und eine knappe Tonnageverfügbarkeit am Kontinent spielen dabei eine zentrale Rolle.
Erholung für Tanker-Reeder
Am Chartermarkt für Rohöltanker läuft es für die Reeder zunehmend besser. Nach dem Anstieg der Aktivität im US Golf und in Westafrika schalten nun auch die Charterer im Persischen Golf einen Gang hoch. Die Anfragen für November entwickelten sich gut, berichteten Makler. Die durchschnittlichen Spoteeinnahmen der VLCC verbesserten sich ergo um 23% auf 14.100 $/Tag.
Die Suezmaxe profitierten von einer gleichzeitigen Zunahme der Tonnagenachfrage im Schwarzen Meer und in Westafrika. Ihr Ertragsniveau zog um rund 35% auf 13.500 $/Tag an. Für die Aframaxe ging es um 12% auf durchschnittlich 12.400 $/Tag hoch (mph)